Der deutsche Unternehmer Heinz Hermann Thiele gefährdet die Lufthansa-Hilfe.

Foto: Imago

Selten ist einem Einzelaktionär der Lufthansa so viel Interesse zuteilgeworden wie Heinz Hermann Thiele. Wenn am Donnerstag die Anteilseigner auf einer – natürlich virtuellen – Hauptversammlung zusammenkommen, um über das große staatliche Rettungspaket abzustimmen, könnte der 79-jährige Unternehmer dieses zu Fall bringen können. In einem Interview kündigte er aber schon am Mittwoch an, dass er dem Rettungspaket zustimmen werde.

Würden zu wenige Aktionäre teilnehmen und Thiele, der 15 Prozent besitzt, gegen den Sanierungsplan stimmen, stünde die AUA-Mutter vor der Insolvenz. Und Thiele, so wurde gemutmaßt, hätte erst recht zugreifen können. Geld hat er. Gerade erst veräußerte er Anteile seiner Firma Knorr-Bremse im Wert von 750 Millionen Euro. Harte Auseinandersetzungen scheut er außerdem nicht.

Einer der reichsten Deutschen

Der Unternehmer, der zu den zehn reichsten Deutschen zählt, hat nichts geerbt, sondern sich sein Milliardenvermögen selbst erarbeitet. Er stammt aus Mainz (Rheinland-Pfalz), studierte Jus und stieg mit 28 Jahren als juristischer Sachbearbeiter in der Patentabteilung von Knorr-Bremse ein.

Dort arbeitete er sich hoch, kaufte erst Anteile des Unternehmens und übernahm es 1989 komplett. Knorr-Bremse gilt heute als Weltmarktführer für Bremssysteme in Zügen und Lastwagen.

Es blieb nicht bei dieser einen Firma. 2019 übernahm Thiele den Bahntechnikhersteller Vossloh. Er besitzt zudem eine Rinderfarm in Uruguay und auch eine Farm in Südafrika, auf der Mangos, Avocados und Zitrusfrüchte angebaut werden.

Patriarch

Thiele gilt als Patriarch im nicht unbedingt besten Sinne. "Wer nicht liefert, fliegt", hat das Manager Magazin seinen Führungsstil einmal beschrieben. Er selbst sagt, es sei schon richtig, dass er hart gegenüber seinen Leuten sei. Aber: "Ich bin auch hart gegenüber mir selbst."

Sohn Hendrik hat das Unternehmen 2015 verlassen, angeblich nach einem Streit mit dem "Alten". Darauf angesprochen, ob Tochter Julia eines Tages das Imperium übernehmen könnte, meinte der Vater, das sei "biologisch" nicht möglich. Frauen könnten nun einmal nicht gleichzeitig Kinder bekommen und an einer Konzernspitze arbeiten, dort gehe es "viel zu hart und zu brutal zu". Von der Frauenquote hält er auch nichts.

Doch es schaut ohnehin nicht so aus, als wolle Thiele bald übergeben und sich ins Private zurückziehen. Er sagt: "Ich bin Unternehmer und werde bis zum letzten Atemzug unternehmerisch tätig sein." (Birgit Baumann aus Berlin, 25.6.2020)