Nach sechs Jahren steht 2021 ein Wechsel an der Spitze der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) bevor. Der Vertrag des amtierenden Esa-Generaldirektors Jan Wörner (65) wird mit 30. Juni 2021 enden, der Chefposten soll demnächst neu ausgeschrieben werden. Das teilte der Esa-Rat, das von allen Mitgliedstaaten besetzte oberste Gremium der Organisation, am Mittwoch mit.

Nach Ausschreibung der Stelle des Generaldirektors oder der Generaldirektorin soll es einen Bewerbungszeitraum von zwei Monaten geben. Wörners Nachfolgerin oder Nachfolger soll noch vor Jahresende nominiert werden, heißt es in einer Aussendung der Esa. Eine weitere Verlängerung des deutschen Esa-Chefs ist damit vom Tisch.

Wörner: "Hatte tolle Jahre"

Wörner ist seit 2015 Generaldirektor der Esa. 1990 wurde der studierte Bauingenieur an die Technische Universität Darmstadt berufen, deren Präsident er später war. Von 2007 bis 2015 war er Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, ehe er als Nachfolger des Franzosen Jean-Jacques Dordain die Leitung der Esa übernahm.

Er wolle sich nicht aktiv um eine Verlängerung bemühen, sagte Wörner kürzlich im Gespräch mit dem STANDARD, hätte aber durchaus gerne noch weitergemacht: "Wenn ich gefragt würde, dann stünde ich zur Verfügung. Ich hatte bis jetzt fünf tolle Jahre, und die Arbeit hat mir sehr viel gegeben und Spaß gemacht. Aber meine Funktion hat auch eine politische Dimension, und wenn es einen Wechsel geben soll – das ist halt so in der Politik."

Die Ausschreibung des obersten Top-Jobs war nicht die einzige personalpolitische Entscheidung, die bei der 290. Tagung des Esa-Rates fiel: So wurde die Französin Elodie Viau zur künftigen Direktorin für Telekommunikation bestimmt, sie soll die amtierende Direktorin Magali Vaissière im September 2020 ablösen. Zudem wurde der Vertrag des deutschen Astrophysikers Günther Hasinger als Direktor für Wissenschaft um zwei Jahre bis 2023 verlängert. (David Rennert, 24.6.2020)