Auslaufende Mietverträge und Stundungen der Mieten beschäftigten viele in der Corona-Krise.

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Wer zuletzt in Wien auf Wohnungssuche war, kennt das Problem: Viele Mietverträge werden nur noch auf wenige Jahre befristet vergeben, günstige Wohnungen sind schwer zu finden.

Immer öfter ist das auch im eigentlich preisgedeckelten Altbausegment der Fall, wie eine am Donnerstag präsentierte Untersuchung der Mieterhilfe der Stadt Wien ergab. Dafür waren seit Jänner 2017 Online-Wohnungsinserate gescreent und etwa 40.000 Inserate für Altbauwohnungen analysiert worden.

Knapp fünf Jahre

Das Ergebnis bezeichnete Wiens Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) bei einem Pressegespräch als alarmierend. 86 Prozent der inserierten Altbauwohnungen wurden nur noch befristet vergeben, im Durchschnitt lag diese Befristung bei knapp fünf Jahren. Und der vorgeschriebene Befristungsabschlag von 25 Prozent komme oft nicht zur Anwendung, so Mieterhilfe-Chef Christian Bartok.

Im Durchschnitt wurden für die untersuchten Wohnungen Nettohauptmieten von 10,2 Euro pro Quadratmeter verlangt. Zur Erinnerung: Ohne Zu- und Abschläge liegt der Wiener Richtwertmietzins aktuell aber bei 5,81 Euro pro Quadratmeter.

Nötig sei mit einem "Generalmietrecht" ein neues Mietrecht für alle Wohnbereiche, wiederholte Gaál eine Forderung der SPÖ. Außerdem forderte sie "spürbare Geldstrafen" für Vermieter, die vorsätzlich eine zu hohe Miete verlangen.

Verlängerung von Delogierungsstopps

Die Anfragen von Mieterinnen und Mietern hätten sich in der Corona-Krise im Vergleich zum Vergleichszeitraum im Vorjahr verdoppelt, berichtete Bartok. Bei vielen Fragen ging es um auslaufende befristete Mietverträge und die Stundung von Mieten bei Zahlungsschwierigkeiten.

Daher forderten Gaál und Bartok auch, dass der von der Bundesregierung Corona-bedingt verfügte Mietzinsaufschub und Delogierungsstopp, der Ende Juni ausläuft, verlängert wird, "bis absehbar ist, dass die Krise und ihre Folgen wirklich ausgestanden sind".

Bei Wiener Wohnen selbst gibt es weiterhin einen Delogierungsstopp, hieß es auf Anfrage des STANDARD erst vor wenigen Tagen. Davon ausgenommen seien mittlerweile lediglich Fälle, bei denen es "weder inhaltlich noch zeitlich einen Zusammenhang zur Corona-Zeit gibt", so ein Sprecher: "Aber auch in diesen Fällen geht Wiener Wohnen mit besonderer Umsicht vor." (zof, 25.6.2020)