Die Reaktion des Präsidenten war trotzig und plump. Nachdem die Staatsanwaltschaft eine umfassende Anklage wegen Kriegsverbrechen gegen den kosovarischen Staatschef Hashim Thaçi am Mittwoch veröffentlicht hatte, postete dieser auf Facebook das Emblem der Kosovo-Befreiungsarmee UÇK. Zwar muss ein Richter die Anklage erst bestätigen, dennoch wäre Thaçis sofortiger Rücktritt vom Präsidentenamt angemessen gewesen.

Der ehemalige UÇK-Kommandant hält sein Land wegen seiner Kriegsvergangenheit seit langem in Geiselhaft. Um nicht vor Gericht zu kommen, ist er sogar bereit, den Nordkosovo – ein verfassungswidriger Schritt – an Serbien abzugeben und damit die Idee eines multinationalen Staates aufzugeben. Thaçi hat die Kosovaren schon lange verraten.

Der kosovarischen Staatschef Hashim Thaçi wird wegen Kriegsverbrechen in Den Haag angeklagt.
Foto: EPA/VALDRIN XHEMAJ

Die Anklage gegen ihn, die bereits im April fertig war, wurde offenbar jetzt veröffentlicht, weil Thaçi gerade auf dem Weg nach Washington war, um sich mit seinem serbischen Amtskollegen Aleksandar Vučić im Weißen Haus zu treffen. In der EU spricht man von einem "schmutzigen Deal", den der Trump-Gesandte Richard Grenell eingefädelt hat.

Unklar ist, um was es dabei gehen soll: Grenell erwähnte eine "Shenzen-Minizone", eine Sonderwirtschaftszone wie in China. Manche vermuten, dass der ehemalige US-Botschafter in Berlin eigentlich ein "Mini-Schengen" meinte, was Vučić will. Sicher ist, dass sein Balkan-PR-Coup, mit dem er Trump beeindrucken wollte, nun vermasselt ist. (Adelheid Wölfl, 25.6.2020)