• Zur Überwachung der Ausgangsbeschränkungen und Grenzsicherungsmaßnahmen flog die Polizei in Österreich insgesamt 109 Hubschraubereinsätze. Bis 17. Juni wurden mehr als 42.000 Anzeigen und Organmandate zu Verstößen gegen Corona-Bestimmungen verzeichnet.
  • Die Zahl der bekannten Neuinfektionen in den USA steigt auf einen Rekordwert – am Donnerstag wurden mindestens 39.818 neue Fälle registriert.
  • Die Weltgesundheitsorganisation rechnet nächste Woche mit zehn Millionen Coronavirus-Infektionen weltweit.
  • Trotz Corona-Pandemie sind am Donnerstag zehntausende Briten an die Küsten im Süden ihres Landes gestürmt.
  • Nach einem Corona-Ausbruch unter ausländischen Landarbeitern hat es nahe Neapel Zusammenstöße zwischen Arbeitern und der lokalen Bevölkerung gegeben.
  • Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro sagt, dass er doch mit dem Virus infiziert gewesen sein könnte.
  • In Mexiko sind offiziell mehr als 200.000 Menschen mit Covid-19 gestorben.
  • Indiens Hauptstadt Delhi will nach starkem Anstieg der Fälle alle Bewohner auf Symptome prüfen.

Überwachung der Corona-Maßnahmen kostete Österreich rund 260.000 Euro

Zu Beginn des Lockdowns gab es Unklarheiten über die Anwendung der neuen rechtlichen Grundlagen.
Foto: APA/Herbert P. Oczeret

Die österreichische Polizei hat von Beginn des Lockdowns am 16. März bis einschließlich 17. Juni österreichweit 109 Hubschraubereinsätze durchgeführt, um Ausgangsbeschränkungen und Grenzsicherungsmaßnahmen zu überwachen. Das geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ an Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hervor. Die Hubschrauber waren rund 145 Stunden – 8.667 Minuten – in der Luft.

Ohne Personalkosten machte dies 261.743,40 Euro aus. Wie weiters aus der Beantwortung hervorgeht, wurden wegen Verstößen gegen das Covid-19-Maßnahmengesetz sowie nach dem Epidemiegesetz seit 16. März österreichweit 34.697 Anzeigen sowie seit 11. April 7.415 Organmandate ausgestellt.

Vor allem zu Beginn des Lockdowns gab es Unklarheiten über die praktische Anwendung der neuen rechtlichen Grundlagen. Mittlerweile haben zwei Landesverwaltungsgerichte – in Wien und Niederösterreich – festgestellt, dass gewisse Strafen unzulässig waren. Das Land Niederösterreich zahlt deshalb alle für Privatbesuche während des Lockdowns verhängten Strafen zurück.

Schwedens Staatsepidemiologe wirft WHO Fehldeutung vor

Anders Tegnell ist das Gesicht des schwedischen Corona-Sonderwegs.
Foto: EPA/MAGNUS ANDERSSON

Staatsepidemiologe Anders Tegnell hat mit Unverständnis auf die Einordnung Schwedens als besonderes Risikoland durch die Weltgesundheitsorganisation WHO reagiert. "Das ist leider eine totale Fehldeutung der Daten", sagte er dem schwedischen Fernsehsender SVT.

Schweden habe steigende Fallzahlen, die jedoch darauf beruhten, dass das Land deutlich mehr Tests durchführe als vorher, sagte Tegnell. "Es ist unglücklich, Schweden mit Ländern zu vermischen, die zuvor überhaupt keine Probleme hatten und offenbar erst am Anfang ihrer Epidemie stehen." Die WHO hätte sich vermutlich einfach in Stockholm melden sollen, dann hätte man ihr ein detaillierteres Bild der schwedischen Situation geben können, sagte Tegnell.

Der Leiter des WHO-Regionalbüros Europa, Hans Kluge, hatte am Donnerstag von erneut steigenden Corona-Zahlen in Europa gesprochen. 30 Länder in der europäischen Region hätten im Laufe der vergangenen beiden Wochen wieder steigende Fallzahlen vermeldet, sagte der WHO-Regionaldirektor auf seiner wöchentlichen Online-Pressekonferenz in Kopenhagen.

Unruhen nach Corona-Ausbruch in Süditalien

Nach einem Corona-Ausbruch unter ausländischen Landarbeitern hat es in einer süditalienischen Kleinstadt Zusammenstöße zwischen Arbeitern und der lokalen Bevölkerung gegeben. Die Bereitschaftspolizei schickte am Freitag Verstärkung in die Stadt Mondragone nordwestlich von Neapel. Am Donnerstag waren hunderte Arbeiter in einem Protestmarsch durch die Stadt gezogen, was zu Spannungen und Zusammenstößen mit Anwohnern führte, die mit Steinen nach den Menschen warfen.

Rund 700 Beschäftigte in der Landwirtschaft, die meisten aus Bulgarien, stehen in Mondragone seit Montag in einem Gebäudekomplex unter Quarantäne. Berichten zufolge wohnen darin Menschen, die sich teilweise illegal in Italien aufhielten, sowie italienische Hausbesetzer. Der Journalist Goffredo Buccini bezeichnete die Wohnsiedlung in der Tageszeitung "Corriere della Sera" als "eines von tausenden Ghettos in Italien".

43 Arbeiter waren positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Präsident der Region Kampanien, Vincenzo de Luca, kündigte an, er werde die gesamte Stadt unter Quarantäne stellen, wenn es hundert positive Fälle gebe. Alle Bewohner sollen laut Gesundheitsbehörden auf das Virus getestet werden.

Alle Bürger Delhis sollen geprüft werden

Eine medizinische Fachkraft entnimmt eine Probe bei einer Frau in Delhi.

Ein Rekordanstieg der Covid-19-Fälle in den Bundesstaaten Maharashtra, Tamil Nadu und Andrha Pradesh hat am Freitag zur größten registrierten Tageszahl von Infektionen in Indien geführt: Mehr als 17.000 Menschen sind neu mit dem Coronavirus infiziert.

Maharashtra, wo sich auch die Metropole Mumbai befindet, wollen die Behörden nun schnelle Antigen-Tests einsetzen. Die Hauptstadt Neu-Delhi hat Mumbai in Sachen Infektionszahlen überholt und steht nun bei fast 74.000 registrierten Fällen. In Mumbai wurden fast 71.000 Fälle festgestellt.

Der leitende Minister Delhis, Arvind Kejriwal, versicherte indessen, dass die Lage in der Hauptstadt unter Kontrolle sei. Die steigende Anzahl der Fälle hänge mit der steigenden Zahl an Testungen zusammen. Von den 26.000 aktiven Infektionsfällen würden sich nur 6.000 in Krankenhäusern befinden. Zusätzlich wollen die Behörden der Stadt nun von Tür zu Tür gehen und die Körpertemperatur und andere Symptome der Bewohner testen. Die eingesetzten Teams sollen anschließend Listen mit Menschen in den Risikogruppen erstellen, die stärker überwacht werden.

Hohe Infektionszahlen in Mexiko

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Eine Frau erhält Desinfektionsmittel vor einem Geschäft in Mexiko-Stadt.
Foto: AP Photo/Rebecca Blackwell

Mexiko steht laut Regierungsangaben bei mehr als 25.000 Toten mit Covid-19 und mehr als 200.000 Infektionsfällen. In dem Land mit rund 127 Millionen Einwohnern waren mit Stand Donnerstag 202.951 Menschen offiziell mit dem Virus infiziert. Die ersten Fälle waren am 28. Februar registriert worden – die Regierung drosselte die wirtschaftliche Aktivität im Land aber erst Ende März.

Deshalb muss sich Präsident Andres Manuel Lopez Obrador auch heftige Kritik an den anfänglich laschen Maßnahmen und der jetzigen Öffnung gefallen lassen. Denn obwohl die Infektionszahlen weiter stark steigen, wird die Wirtschaft seit 1. Juni wieder hochgefahren.

Die Hauptstadt Mexiko-Stadt befindet sich aber noch immer im Lockdown. In der Metropole wurden mehr als 77.000 Infektionen registriert.

Präsident Lopez Obrador geriet am Donnerstag zudem in die Kritik, weil er nahelegte, dass die Tradition der Hausfrau, die daheim bleibt und um ältere Familienmitglieder kümmert, essentiell im Kampf gegen das Virus war. "Die mexikanische Familie ist die wichtigste Institution für die soziale Sicherheit", sagte er. Der Präsident habe ein Weltbild aus dem 19. Jahrhundert und würde unbezahlte Arbeit fördern, heißt es vor allem in den sozialen Netzwerken.

Bolsonaro und das Virus

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Der brasilianische Präsident spielte die Gefahr durch Covid-19 lange herunter.
Foto: REUTERS/Adriano Machado

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro sagte am Donnerstag, dass er eventuell mit dem Coronavirus infiziert gewesen sein könnte. Er wolle einen neuerlichen Test machen – und das, obwohl mehrere Tests in den vergangenen Wochen negativ ausgefallen waren.

Bolsonaro hatte angegeben, dass er bereits zweimal negativ getestet worden sei, kämpfte aber vor Gericht, dass seine Resultate nicht veröffentlicht werden. Das schürte die Gerüchte um eine mögliche Infektion des Präsidenten, der das Virus lange nur eine Grippe genannt hatte.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in Brasilien in den vergangenen 24 Stunden 39.483 neue Infektionen und 1141 weitere Todesfälle verzeichnet. Insgesamt gebe es damit mehr als 1,2 Millionen bekannte Fälle und 54.971 Todesfälle.

Briten stürmten Strände

Der Donnerstag war der bisher heißeste Tag des Jahres in England.
Foto: AFP/GLYN KIRK

Trotz Corona-Pandemie sind am Donnerstag Zehntausende Briten an die Küsten im Süden ihres Landes gestürmt. In Bournemouth mussten die Einsatzkräfte sogar einen "ernsten Zwischenfall" auslösen, weil die Lage nicht mehr beherrschbar war. Das gibt den Einsatzkräften mehr Rechte und Abstimmungsmöglichkeiten.

Solche Menschenmengen habe es sonst nur an den Feiertagen gegeben, teilten Vertreter der Stadt mit. "Wir sind absolut entsetzt über die Szenen, die an unseren Stränden .... in den letzten 24 bis 48 Stunden zu sehen waren." Einsatzkräfte klagten unter anderem über illegales Parken, Verkehrskollaps, Müllverschmutzungen, aggressives Verhalten der Strandbesucher und Alkoholmissbrauch bei hohen Temperaturen. Der Donnerstag war der bisher heißeste Tag des Jahres in England.

Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock hat wegen der Missachtung von Corona-Vorschriften mit der Schließung von Stränden gedroht. "Das letzte, was die Leute wollen, ist, dass das Virus wieder kommt", sagte Hancock dem Sender TalkRadio. Die Vorschriften zur sozialen Distanz müssten eingehalten und eine zweite Pandemie-Welle verhindert werden.

Rekordzahl von Neuinfektionen in den USA

Die Zahl der bekannten Neuinfektionen in den USA steigt nach Daten der Nachrichtenagentur Reuters auf einen Rekordwert. Demnach wurden am Donnerstag mindestens 39.818 neue Fälle registriert. Der bisherige Höchstwert lag am 24. April bei 36.426. In dieser Woche haben die Bundesstaaten Alabama, Arizona, Kalifornien, Florida, Idaho, Mississippi, Missouri, Nevada, Oklahoma, South Carolina und Wyoming Rekordanstiege gemeldet.

Der US-Bundesstaat Texas legt daher weitere Lockerungen der Coronavirus-Beschränkungen auf Eis. Auch Unternehmen reagieren: Apple schließt ab Freitag 14 Läden im Bundesstaat Florida, weil die Zahl der Corona-Infektionen dort zunimmt.

US-Präsident Donald Trump hat einmal mehr seinen eigenwilligen Zugang zum Thema Coronavirus demonstriert: "Wenn wir nicht testen würden, hätten wir keine Fälle", sagte Trump in einem am Donnerstagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview des Senders Fox News. Die USA hätten bisher rund 30 Millionen Menschen auf das Virus getestet, mehr als jedes andere Land der Welt. Trumps Einschätzung zufolge geht darauf die hohe Zahl der nachgewiesenen Infektionen in den USA zurück. Die meisten Experten lehnen Trumps Erklärung ab. Sie machen in erster Linie die von Trump vorangetriebene Lockerung von Corona-Beschränkungen in den Bundesstaaten verantwortlich.

WHO: Infektionszahl dürfte nächste Woche auf zehn Millionen steigen

Die Weltgesundheitsorganisation rechnet damit, dass die Zahl aller bisher mit dem Coronavirus infiziert Gewesenen in der nächsten Woche weltweit auf zehn Millionen steigen wird. Die Zahl der Todesfälle dürfte dann auf 500.000 steigen, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Bislang habe es 9,2 Millionen nachweisliche Infektionen gegeben. Während sich die Lage in Europa gebessert habe, sei sie weltweit schlimmer geworden. "Wir können nach der Pandemie nicht zur Normalität zurückkehren, wir müssen eine neue Normalität schaffen, die gerechter und grüner ist", sagte Tedros. (red, APA, 26.6.2020)