Der Verbotsschilder-Wald auf den heimischen Bergen soll bald abgeholzt werden, geht es nach der Radlobby.

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Innsbruck/Wien – Das Thema Wegefreiheit für Mountainbiker zieht immer weitere Kreise. Nun bezieht auch die Radlobby, der 2013 gegründete österreichweite Verband von Alltagsradverkehrsorganisationen, klar Stellung. Sie fordert die Freigabe aller Forststraßen und, wo immer das möglich ist, auch die Erlaubnis, Wanderwege mit dem Mountainbike zu befahren. Letzteres "in Abstimmung mit den örtlichen Gegebenheiten und gemeinsam mit den jeweiligen Stakeholdern", wie es in einer Pressemeldung heißt.

Der Radlobby-Österreich-Vorsitzende Andrzej Felczak kritisiert die geltende Gesetzeslage, basierend auf dem Forstgesetz von 1975, wonach Radfahren auf Forststraßen wie Wanderwegen prinzipiell verboten ist: "Diese Situation ist nicht mehr zeitgemäß und muss dringend novelliert werden. Eine großzügige und verständliche Regelung hilft durch ein größeres Streckenangebot Alltagsradfahrenden, Mountainbikern und Tourenradlern. Daher muss Radfahren auf Forststraßen grundsätzlich legalisiert werden." Weil die meisten Forststraßen zudem mithilfe öffentlicher Gelder gebaut werden, sei eine öffentliche Nutzung für alle die logische Konsequenz.

Lobby auch für Mountainbiker

Die Radlobby Österreich setzt sich für radfreundliche Rahmenbedingungen und die Akzeptanz des Fahrrads als vollwertiges Verkehrsmittel ein. War ihr Engagement bisher vor allem auf den urbanen Raum sowie das Straßenverkehrsnetz konzentriert, so trägt der Verband mit der Erweiterung um das Thema Mountainbike der aktuellen Entwicklung Rechnung. "Mountainbiken ist nicht unser Fokus, aber wir vertreten natürlich auch alle Freizeitradler", sagt dazu Felczak.

Die derzeit geltenden Bestimmungen führen zu Verwirrung und Streitigkeiten, so die Argumentation des Verbandes. Um das zu ändern, brauche es für Wanderer wie auch Radfahrer eigene Lösungen. Ein konfliktfreies Miteinander sei möglich, doch dazu ist die Rücksichtnahme aller gefordert, so Felczak: "Auf freigegebenen Wanderwegen sind Radfahrende nicht nur die Schnelleren, sondern Gast und sollten sich auch so verhalten."

Jeder soll Freigabe beantragen können

Um die Umsetzung dieses Miteinanders rasch zu ermöglichen, spricht sich die Radlobby für bundesweit einheitliche Richtlinien für Genehmigungsverfahren zur Freigabe von Wanderwegen aus. Jeder Bürger, aber auch jede juristische Person solle in Österreich das Recht haben, eine solche Prüfung zu veranlassen. Die Radlobby soll ebenso wie andere Vertretungsverbände in diese Verfahren eingebunden werden. Lokale zeitliche oder örtliche Einschränkungen aus klar geregelten Gründen, etwa Schutzzonen für Tiere und Pflanzen, sollen als behördlich genehmigte Ausnahme möglich sein.

Seitens der Mountainbiker bestehen aber ebenfalls Pflichten, wie Felczak erklärt. So gelte es, ausgewiesene Schutzzonen und Sperrzeiten für den Tier- oder Pflanzenschutz zu respektieren. Außerdem solle der Wald rechtzeitig zur Dämmerung verlassen werden. Berufliche Tätigkeiten im Wald sollen durch die Wegefreigabe nicht behindert werden.

Mountainbiker organisieren sich

Im Moment tut sich viel, was den Mountainbike-Sport in Österreich angeht. Trotz Corona-Krise berichtet der Radhandel von Umsatzrekorden. Der angesichts der Pandemie ausgerufene "Urlaub daheim" sorgt für gesteigerten Nutzungsdruck in den Wäldern sowie auf Bergen. Die Zahl jener, die dabei ein Wörtchen mitreden wollen, ist groß, und mittlerweile formieren sich auch die Mountainbiker selbst, um ihre Bedürfnisse zu artikulieren.

Die Mountainbike Initiative Austria (MIA) die sich im Zuge der Serie von Tretlager-Livetalks entwickelt hat, will künftig als gemeinsame Stimme der großen und heterogenen Familie der Mountainbiker fungieren. Im Moment befindet sich die MIA im Aufbau, im Juli soll die Arbeit starten. Radlobby-Chef Felczak war ebenfalls in einem der Tretlager-Talkformate zum Thema Interessenvertretung für Mountainbiker zu Gast und kann sich gut vorstellen, die MIA in ihrem Engagement für besserer Rahmenbedingungen für Mountainbiker zu unterstützen, wie er sagt. (Steffen Arora, 26.6.2020)