• In den USA ist mit fast 45.000 die Zahl der innerhalb eines Tages neu gemeldeter Coronavirus-Infektionen auf einen neuen Höchststand geklettert. Insgesamt sind 125.000 Menschen bisher gestorben.
  • Gesundheitsminister Rudolf Anschober will das aktuelle Epidemiegesetz novellieren. Es lege "viel Macht in wenige Hände".
  • Bisher starben 700 Personen in Österreich an Corona. Die epidemologische Situation ist stabil.
  • Die Polizei führte am Wiener Donaukanal Abstands-Kontrollen durch.
  • Turkmenistan verheimlicht laut Menschenrechtlern den Ausbruch von Corona.
  • Für 15 Drittstaaten soll das Einreiseverbot in die EU aufgehoben werden. Darunter soll auch China sein.
  • In Indien ist die Marke von einer halben Million Corona-Infektionen überschritten worden. Experten gehen davon aus, dass der Höhepunkt erst in einigen Wochen erreicht sein wird.
  • Die EU-Kommission und die Initiative "Global Citizen" veranstalten einen "Spendengipfel" zur Impfstoff-Finanzierung. Am Samstag Abend treten u.a. Miley Cyrus, Coldplay und Shakira bei einem Online-Konzert auf.
  • Brennpunkt Lateinamerika: In Buenos Aires werden die Maßnahmen wieder verschärft. Auch in Costa Rica oder Honduras werden Lockerungen verschoben.

Wien – Um eine neuerliche Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, plant Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) flächendeckende Tests von Leiharbeitern und Asylbewerbern. "Es geht um Menschen in prekären Arbeitssituationen, mit unklaren Aufenthaltssituationen oder in sehr beengten Wohnverhältnissen", sagte Anschober der "Presse am Sonntag". Das Testprogramm starte am 1. Juli.

Solche "Screenings" habe es schon bei Alters- und Pflegeheimen gegeben. "Nun nehmen wir uns Bereiche vor, wo wir wissen, dass es eine geringe Bereitschaft der Betroffenen gibt, 1450 zu kontaktieren", sagte der Gesundheitsminister zur Begründung. Präsentiert werde das Testprogramm kommende Woche. Angekündigt hatte Anschober eine solche "breite Teststrategie" bereits in der Vorwoche in einer Pressekonferenz, an der auch der bekannte deutsche Virologe Christian Drosten teilnahm.

"Wir müssen mehr testen und unter den Teppich schauen. Und zwar rechtzeitig vor dem Herbst, wenn das Risiko steigen wird, weil wir dann alle nicht mehr so schön draußen sitzen können", sagte Anschober der "Presse am Sonntag". Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die jüngste Antikörper-Studie aus Ischgl, wonach 85 Prozent der positiv Getesteten keine Symptome gehabt hätten. "Das ist eine große Falle und zeigt, wie nötig Screenings sind."

"Ich hoffe ja", sagte Anschober auf die Frage, ob im Herbst wieder normaler Schulbetrieb in Österreich möglich sein werde. "Für den Fall, dass eine hundertprozentige Öffnung im Herbst nicht möglich ist, bereiten wir gerade Maßnahmen vor", sagte er. Welche dies sein werden, "hängt von der Form des Ausbruchs ab".

Neuinfektionen in den USA auf Höchststand

In den USA ist die Zahl der innerhalb eines Tages neu gemeldeter Coronavirus-Infektionen Medienberichten zufolge auf einen neuen Höchststand geklettert. Für Freitag meldeten örtliche Behörden mehr als 45.000 bestätigte Neuinfektionen, wie die "New York Times" am Samstag berichtete.

Das Covid-Projekt des Magazins "Atlantic" zählte rund 44.400 positive Testergebnisse – was immer noch ein Rekord wäre. Der Zähler der "Washington Post" wiederum registrierte 45.755 Neuinfektionen. Die offiziellen Daten der Gesundheitsbehörde CDC für Freitag werden erst mit Verzögerung bekanntgegeben.

Vor allem in südlichen Bundesstaaten wie Florida, Texas und Kalifornien ist die Zahl der Neuinfektionen zuletzt innerhalb weniger Tage deutlich angestiegen. In den USA gibt es den Daten der Universität Johns Hopkins zufolge inzwischen fast 2,5 Millionen bekannte Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2.

Die Zahl der in den USA am oder mit dem Coronavirus Verstorbenen übersteigt nach einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters die Marke von 125.000. Damit sind mehr US-Bürger durch Covid-19 gestorben als bei den Kämpfen im Ersten Weltkrieg.

Neue Fälle in der Schweiz

In der Schweiz müssen 300 Menschen nach dem Besuch eines Lokals vorsorglich in eine zehntägige Quarantäne. Mehrere Gäste des Betriebs in Zürichs waren zuvor positiv auf das Coronavirus getestet worden, wie die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich am Samstagabend mitteilte.

Der Klubbetreiber konnte den Behörden eine Liste mit den Kontaktdaten der Besucher des Lokals vom Abend des 21. Juni aushändigen. Dank dieser Liste habe das Contact-Tracing-Team die Gäste am Samstag über die notwendige Quarantäne informieren können, hieß es.

Zuletzt hat die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der Schweiz wieder zugenommen. Binnen eines Tages wurden 69 neue Fälle bekannt, etwa drei Mal mehr als zu Wochenbeginn.

Bisher 700 Tote in Österreich

Bisher gab es in Österreich 17.580 positive Corona-Testergebnisse. Mit Samstag (27. Juni, 9.30 Uhr) sind österreichweit 700 Personen an Covid-19 gestorben. Dies teilte das Innenministerium mit.

16.371 Covid-Betroffene sind wieder genesen. Derzeit befänden sich 71 Personen aufgrund des Corona-Virus im Spital, zehn davon auf Intensivstationen, schrieb das Innenministerium. Innerhalb eines Tages gab es 58 bestätigte Neuinfektionen. Davon 24 in Oberösterreich, 18 in Wien, 10 in Niederösterreich, 5 in der Steiermark und 1 in Tirol.

Die epidemiologische Situation ist weiterhin stabil. Zwischen 12. und 24. Juni lag die Reproduktionszahl bei 1,10, die tägliche Steigerungsrate der Zahl der Fälle bei 2,5 Prozent. Dies ergab die neueste Auswertung durch Experten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und der TU Graz.

Die niedrige Zahl der SARS-CoV-2-Infektionen bewirkt, dass plötzliche Veränderungen vor allem auf Einzelereignisse zurückzuführen sind. "In manchen Bundesländern ist die Anzahl der inzidenten (neu aufgetretenen Fälle; Anm.) Fälle sehr gering, weswegen Schwankungen der effektiven Reproduktionszahl mit großer Vorsicht zu interpretieren sind. In den Bundesländern Burgenland, Tirol und Vorarlberg ist die Anzahl der inzidenten Fälle so gering, sodass das Kriterium zur Berechnung der effektiven Reproduktionszahl seit einiger Zeit nicht erfüllt ist", schrieben die AGES-Experten.

Kontrollen am Donaukanal

Kooperation und friedliche Stimmung: Gemeinsam mit Mitarbeitern des Magistrats wurde in der Nacht auf Samstag von der Wiener Polizei eine Schwerpunktaktion am Treppelweg am Donaukanal durchgeführt. "Aufforderungen von Polizisten, die Abstände einzuhalten, bzw. die Musik leiser zu drehen wurden fast ausnahmslos eingehalten", hieß es in einer Aussendung weiter. Es kam lediglich zu einer Anzeige gegen eine Person wegen Lärmerregung und zu vier Anzeigen nach der Gewerbeordnung gegen Lokale, die sich in diesem Bereich befinden.

In den vergangenen Wochen war es immer wieder zu Diskussionen wegen der Einhaltung von Corona-Abstandsregelungen, Lärms etc. rund um die Party-Zone gekommen. Daraufhin hatten die Wiener Behörden verstärkte Kontrollen angekündigt.

Menschenrechtler: Turkmenistan verheimlicht Pandemie

Die zentralasiatische Republik Turkmenistan verheimlicht Menschenrechtlern und Diplomaten zufolge weiter die Ausbreitung des gefährlichen Virus. Die Regierung in dem autoritär geführten Staat an der Grenze zum Iran gefährde mit ihrem Schweigen Menschenleben, teilte die Organisation Human Rights Watch (HRW) am Samstag mit.

Nach offiziellen Angaben gibt es in der Ex-Sowjetrepublik, die ähnlich abgeschottet ist wie Nordkorea, keinen einzigen Fall der Lungenkrankheit Covid-19. HRW listet aber zahlreiche Quellen auf, die das Gegenteil belegen, darunter auch mehrere Todesfälle von Ärzten.

EU will Einreiseverbot für 15 Staaten aufheben

Die EU will das im Zuge der Coronakrise verhängte Einreiseverbot für 15 Drittstaaten aufheben. Darunter soll auch China sein, wenn Peking im Gegenzug auch EU-Bürger wieder einreisen lässt. Darauf verständigten sich die EU-Botschafter am späten Freitagabend, wie es in diplomatischen Kreisen hieß.

Die Liste der Länder, für die das Einreiseverbot der EU fallen soll, umfasst Algerien, Australien, Kanada, Georgien, Japan, Montenegro, Marokko, Neuseeland, Ruanda, Serbien, Südkorea, Thailand, Tunesien, Uruguay und China. Ausgangspunkt der Beratungen war, dass es für Länder ab Juli Lockerungen geben soll, die eine ähnliche Infektionsrate wie die Staaten der Europäischen Union aufweisen, hieß es aus informierten Kreisen in Brüssel.

Damit der Beschluss in Kraft treten kann, müssen bis zum Samstagabend um 18 Uhr alle 27 EU-Staaten im schriftlichen Verfahren zustimmen. Dies sei nötig, da viele Delegationen noch grünes Licht aus ihren Hauptstädten brauchten, hieß es.

Eine "Walk-In-Testbooth" in der Stadt Chennai (Indien).
Foto: AFP/Sankar

Mehr als eine halbe Million Infektionen in Indien

In Indien ist die Marke von einer halben Million Corona-Infektionsfällen überschritten worden. Wie aus am Samstag von der Regierung in Neu Delhi vorgelegten Statistiken hervorging, wurde zuletzt binnen eines Tages ein Rekord von 18.500 Neuinfektionen verzeichnet, die Gesamtzahl der landesweit registrierten Infektionen stieg damit auf 509.000.

Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich der Statistik zufolge um 385 auf 15.685. Experten gehen davon aus, dass der Höhepunkt der Pandemie in Indien erst in mehreren Wochen erreicht sein wird. Demnach könnte sich die Zahl der Infektionsfälle bis Ende Juli auf eine Million erhöhen.

Gemessen an der Zahl der Infektionsfälle steht Indien inzwischen auf Platz vier der am schwersten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Länder der Welt. Auch in anderen Ländern Südasiens wie Pakistan breitet sich das neuartige Coronavirus derzeit stark aus. Damit trifft es einige der bevölkerungsreichsten und ärmsten Städte weltweit.

"Spendengipfel" und Konzert der EU-Kommission zur Impfstoff-Finanzierung

Die EU-Kommission und die Initiative "Global Citizen" veranstalten am Samstag eine Spendenkonferenz und ein Benefizkonzert mit internationalen Stars für die Finanzierung eines Corona-Impfstoffs. Bei dem "Spendengipfel" ab 15 Uhr wollen unter anderem UNO-Generalsekretär António Guterres, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für Spenden werben.

Am Abend folgt dann ein live im Internet übertragenes Konzert mit Musikern wie Coldplay, Miley Cyrus, Shakira oder Justin Bieber.

Die EU-Kommission hatte Anfang Mai eine internationale Geberkonferenz für die Finanzierung der Suche nach einem Corona-Impfstoff veranstaltet. Bisher kamen rund zehn Milliarden Euro zusammen. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO vom Freitag sind mehr als 30 Milliarden Euro nötig, um einen Impfstoff und ausreichende Test- und Behandlungskapazitäten zu entwickeln.

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Eine Aufnahme aus einem Krankenhaus in Ezeiza außerhalb von Buenos Aires.
Foto: Reuters/Marcarian

Brennpunkt Lateinamerika

Im Großraum der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires werden die weitgehenden Ausgangsbeschränkungen wieder verschärft. In Mexiko-Stadt hingegen dürfen ab kommender Woche diverse Geschäfte wieder öffnen. Der argentinische Präsident Alberto Fernández verkündete die Verlängerung der bisherigen Maßnahmen bis zum 17. Juli. Einige Lockerungen in der Hauptstadtregion werden wegen steigender Infektionszahlen wieder zurückgenommen. So sind dort nur noch 24 als unerlässlich eingestufte Arbeiten zugelassen – etwa im Gesundheitswesen. Sportliche Aktivitäten werden wieder verboten, der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt.

Lateinamerika ist derzeit der Brennpunkt der globalen Pandemie. Auch andere Länder der Region, etwa Costa Rica und Honduras, nahmen zuletzt Lockerungen ihrer Maßnahmen zurück oder verschoben sie. In Mexiko-Stadt hingegen lässt die Regierung ab Montag wegen eines leichten Rückgangs der Auslastung der Krankenhäuser Lockerungen zu, wie Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum am Freitag mitteilte. Im Laufe der kommenden Woche sollen sukzessive verschiedene Betriebe in begrenztem Umfang wieder öffnen dürfen. Mexiko gehört mit inzwischen mehr als 200.000 bestätigten Infektionen und mehr als 25 000 Todesfällen zu den derzeit am schlimmsten von der globalen Pandemie betroffenen Ländern.

Die Regierung in Peru hat ebenfalls die Aufhebung der strikten Ausgangssperre für den Großraum Lima und mehrere weitere Regionen des Landes am kommenden Dienstag angekündigt.

Bolsonaro wehrt sich weiter gegen Maske

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro wiederum hat Widerspruch gegen die richterliche Anordnung zum Tragen einer Schutzmaske in der Hauptstadt Brasília eingelegt. Unterdessen wurden in Brasilien nach Angaben des Gesundheitsministeriums in den vergangenen 24 Stunden 46.860 neue Infektionen und 990 weitere Todesfälle verzeichnet. (APA, red, 27.6.2020)