Beherzter Auftritt des SKN in Wien. Die Veilchen hingegen ließen sich hängen.

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Wien/Innsbruck – Nach vier Siegen in Serie ist die Wiener Austria wieder hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen. "Es haben komplett die Basics gefehlt", sagte ein enttäuschter Trainer Christian Ilzer nach dem 2:5 gegen St. Pölten. Altach rückte den Wienern vor dem Dienstag-Duell um die Vorherrschaft in der Qualifikationsgruppe der Fußball-Bundesliga bis auf zwei Punkte nahe.

Umfangreiche Mängelliste

Ilzer hatte nach dem Auftritt im leeren Heimstadion viel zu bemängeln. Er kritisierte vornehmlich "schlechtes Verteidigen", die "notwendige Duell-Qualität" und eine lasche Einstellung. "Wir waren viel zu säumig, viel zu nachlässig", sagte der Steirer und monierte wenig später in Richtung seiner Spieler: "Man muss so ein Spiel am Tag davor und am Matchtag einfach auch im Kopf intensiv vorbereiten. Da war uns St. Pölten einen großen Schritt voraus."

Die Austria war bereits vor dem Rückschlag fix für das Liga-Play-off um den letzten Europacup-Startplatz qualifiziert. Durch den Sieg bei WSG Tirol (1:0) hat dies nun auch Altach geschafft. Platz eins, der Heimvorteil für das am 8. Juli angesetzte Halbfinale bringt, ist gleichzeitig wieder vakant. Altach ist in der Quali-Gruppe noch unbesiegt und hat in Wien vor kurzem 2:0 triumphiert. "Das wird ein Vorspiel vor dem Endspiel", kündigte Altachs Manfred Fischer an.

Simples Rezept gegen Violette

Für St. Pölten hatte schon die Samstag-Partie vorentscheidenden Charakter. Die Niederösterreicher reisten mit zwei mageren Punkten Vorsprung auf den Letzten, aber einer großen Portion Siegeswillen an. Zwei Runden vor Schluss sind es nun vier Punkte Abstand auf Schlusslicht WSG Tirol. "So aggressiv wie wir heute aufgetreten sind, tut sich die Austria immer schwer. Das haben wir gewusst", sagte der frühere Austria- und nunmehrige St. Pölten-Coach Robert Ibertsberger. "Durch diese Aggressivität und gute Ballgewinne und gutes Umschaltspiel kann man ihnen richtig wehtun."

"Maximal schlechter Begleitschutz"

Ilzer hingegen wurmte auch der Umstand, dass seine Korrekturen während des Spiels kaum fruchteten. Angetrieben vom überragenden Robert Ljubicic machten die Gäste zweimal prompt einen Rückstand wett – und spazierten gleich öfters mit "maximal schlechtem Begleitschutz" (Ilzer) der Austrianer in deren gefährliche Zonen. "Wir waren bei den Gegentoren viel zu weit weg, es wäre keine große Zauberei gewesen, diese Situationen besser zu verteidigen. Dann kann man das Spiel mit dieser Führung auch gewinnen", meinte Ilzer.

Dabei bekam er Unterstützung von Florian Klein, der mit Blick auf die zweite Hälfte erklärte: "Wenn du so spielst, kannst du in der Bundesliga gar nichts holen." Der Routinier erkannte "viel zu viele Fehler mit dem Ball und auch das Spiel gegen den Ball hat vieles vermissen lassen".

Fünf Gegentreffer wie im Derby 2015

So setzte es insgesamt fünf Gegentreffer, was ergebnistechnisch so bitter wie die Derby-Klatsche gegen Rapid vor fast fünf Jahren endete. Fünf Tore hatte die Austria seit dem 2. August 2015 zuhause nicht mehr eingeschenkt bekommen.

Es blieb die Erkenntnis, dass die Austria zwar die beste Mannschaft der Qualifikationsgruppe sein kann, sich dafür aber ständig strecken muss. "Wir haben eine zähe Saison. Da gilt es alles, was wir uns erarbeitet haben, Runde für Runde hervorzuholen. Das haben wir nicht gemacht, das enttäuscht mich", sagte Ilzer und hoffte später, da war die Pressekonferenz gerade vorbei: "Vielleicht war es eine Watschn zur richtigen Zeit."

Klein schloss sich an: "Vielleicht ist es zum richtigen Zeitpunkt gekommen, dass man sieht, dass man keine Chance hat, wenn man so spielt. Aber wir werden ganz sicher nicht mit einem komischen Gefühl nach Altach fahren, dort wartet ein neues Spiel." (APA, 28.6.2020)