Bildungsminister Heinz Faßmann will für Fairness bei der diesjährigen Matura sorgen.

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Für 3.500 bis 4.000 Maturantinnen und Maturanten heißt es im bevorstehenden Sommer noch einmal strebern. Denn sie werden zum ersten Nebentermin der Matura 2019/20 antreten. Dieser startet am 16. September mit Mathematik und endet am 8. Oktober mit den Kompensationsprüfungen.

Ausgehend von der Covid-19-Verordnung von Bildungsminister Heinz Faßmann für den Haupttermin im vergangenen Mai mussten sich diese Herbstkandidaten darauf einstellen, dass für sie die alten Maturaregeln wie in "normalen" Jahren gelten. Für den Haupttermin wurden ja die mündlichen Prüfungen erlassen bzw. konnten freiwillig abgelegt werden. Außerdem mussten maximal drei (statt vier) Klausuren geschrieben werden – und es gab eine Stunde mehr Arbeitszeit. Zudem setzte sich die Maturanote je zur Hälfte aus der Jahresnote und der Maturaklausur zusammen.

Elternvereine forderten gleiche Regeln wie beim Haupttermin

Daraufhin forderte der Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen Österreichs bereits Mitte Mai die Beibehaltung des Corona-Maturaformats auch beim Herbsttermin.

Dieser war auch als möglicher Ausweichtermin für jene Maturanten gedacht, die zur Risikogruppe gehören oder mit einer besonders gefährdeten Person zusammenleben, falls ihnen der separate Raum beim Haupttermin nicht sicher genug schien.

Neos-Bildungssprecherin pocht auf Gleichbehandlung

Auch Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre pocht darauf, dass im Sinne der Fairness auch im Herbst dieselben Prüfungsregeln gelten sollten wie im Frühjahr: "Die Ungleichbehandlung ist unverständlich, weil diese Maturantinnen und Maturanten ja dieselben Voraussetzungen bei der Vorbereitung hatten wie die anderen: Homeschooling und dann drei Wochen Vorbereitung in der Schule", sagte sie im STANDARD-Gespräch: "Die Verunsicherung war eh schon groß genug." Bildungsminister Faßmann habe angesichts der Corona-Umstände selbst immer für Augenmaß und Entgegenkommen plädiert.

Eigentlich wusste alle, dass im Herbst die "alte" Matura kommt

Gespalten sind die AHS-Direktorinnen und -Direktoren, sagt deren Sprecherin Isabella Zins: "Die einen sagen: Eigentlich haben es alle gewusst, dass im Herbst die ,normalen‘ Regeln gelten, und sie hatten viele Möglichkeiten, Fünfer auszubessern, um antreten zu dürfen. Die anderen sagen, auch für die Herbstkandidaten war die Vorbereitung schwierig." Zins selbst, die das Borg Mistelbach leitet, wo nur zwei von 60 Kandidaten später antreten, "wäre dafür gewesen, den Sommermodus jedenfalls denen zuzugestehen, die die Matura abbrechen mussten, etwa aus gesundheitlichen Gründen".

Nun gibt es, rechtzeitig vor den Sommerferien, für die Maturanachzügler beruhigende Nachrichten aus dem Ministerium. Ressortchef Faßmann sagte auf STANDARD-Anfrage, "dass auch für den Herbsttermin die Regelungen des Haupttermins gelten werden. Wir berücksichtigen damit auch weiterhin die psychische Ausnahmesituation in diesem Jahr und wollen so für Fairness sorgen."

Ein bisschen Psychologie war wohl mit im Spiel

Hintergrund dürfte auch ein psychologisches Motiv sein: Wäre schon im April verkündet worden, dass auch im Herbst die "vergünstigte" Maturavariante zu haben ist, hätten vermutlich wesentlich mehr Kandidatinnen und Kandidaten den Haupttermin nicht so ernst genommen und wären gleich auf den Herbst ausgewichen.

Und für all jene des Maturajahrgangs 2020, die die Reifeprüfung als Langzeitprojekt angelegt haben, also den zweiten Haupttermin ansteuern, bedeutet das: Sie müssten dann über Weihnachten und Neujahr lernen, denn los geht’s am 12. Jänner 2021. Ob dann noch die Corona-Bedingungen gelten, ist offen. (Lisa Nimmervoll, 28.6.2020)