Klagenfurt – Eine Unwetterfront hält einige Bundesländer in Österreich in Atem. Rund 1.150 Feuerwehrmänner und -frauen sind am Montag allein in der Steiermark wegen Unwetterschäden zum Dienst ausgerückt. Besonders im Osten und Süden der Steiermark sorgten Starkregen, Hagel und Sturm für überflutete Straßen, überschwemmte Keller und abgedeckte Häuser. Das Dach des Turnsaals der Volksschule Flöcking bei Gleisdorf wurde komplett abgetragen. Im Turnsaal stand das Wasser.
In Gleisdorf rückte die Straßenmeisterei gar mit einem Schneepflug aus, um Äste, Laub und Hagel von den Straßen zu bekommen. Im Bereich Ludersdorf-Flöcking-Pircha waren Bäche über die Ufer getreten, Wasser drang in Kellergeschoße ein. Eine Augenzeugin schilderte der APA, dass auf den Straßen fast nur noch Feuerwehrfahrzeuge zu den Einsätzen unterwegs waren. Allein im Großraum Gleisdorf waren 112 Helfer der Feuerwehren mit 20 Fahrzeugen im Einsatz, bestätigte Patrick Friedl vom Bereichsfeuerwehrverband Weiz.
Im Raum Feldbach im Bezirk Südoststeiermark standen am Abend 40 Feuerwehren mit 350 Einsatzkräften und 70 Fahrzeugen bei rund 220 Schadenslagen im Einsatz: Es galt, Aus- und Abpumparbeit zu leisten und Bäume zu beseitigen, die auf Straßen und Stromleitungen gestürzt waren. In einigen Bereichen kam es zu Verklausungen bei Bächen. Zudem waren alle Feuerwehren entlang der Raab in Alarmbereitschaft, um die Pegelstände zu kontrollieren und gefährdete Gebäude zu schützen.
Laut Feuerwehren waren die am schwersten betroffenen Gebiete die Bereichsfeuerwehrverbände Weiz, besonders der Raum Gleisdorf und Ludersdorf, Graz-Umgebung, Feldbach, Fürstenfeld, Leibnitz, Hartberg und Radkersburg.
In der Obersteiermark musste die Friesacher Straße (B317) ab Scheifling in Richtung Perchau am Sattel nach einem Murenabgang gesperrt werden.
Schäden in Kärnten
In Kärnten hatte das schwere Unwetter am Sonntagabend gegen 18.45 Uhr begonnen. Besonders der Bezirk St. Veit an der Glan war betroffen, im Metnitztal wurden Keller überflutet. Ein Bach war über die Ufer getreten, die Metnitztal-Landesstraße wurde an mehreren Stellen unterspült und überflutet sowie von umgestürzten Bäumen blockiert. Sogar eine Ortswasserleitung wurde beschädigt, teilte die Polizei mit. Im Vellachtal wurden rund 20 Kilometer des ländlichen Wegenetzes schwer beschädigt. Ein Bauernhof war vorerst von der Außenwelt abgeschnitten.
Hagelversicherung sieht Millionenschaden
Wie die Österreichische Hagelversicherung am Montag in einer Aussendung mitteilte, wurden am Sonntagabend auf einer Fläche von 2.200 Hektar Ackerkulturen wie Getreide, Mais, Kürbis und Kartoffel sowie Grünland zerstört. "Nach ersten Erhebungen der Sachverständigen entstand ein Gesamtschaden in der Landwirtschaft in der Höhe von 500.000 Euro", sagte der Kärntner Landesleiter der Hagelversicherung, Hubert Gernig.
Für die Steiermark bezifferte die Österreichische Hagelversicherung den Gesamtschaden in der Landwirtschaft mit acht Millionen Euro. Betroffen war eine Fläche von 8.000 Hektar, ergaben erste Erhebungen.
Eine Entspannung der Wetterlage war vorerst nicht in Sicht: Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) warnte für Montagnachmittag erneut vor Gewittern, betroffen seien vor allem die südöstlichen Landesteile.
Wassermassen im Westen von OÖ "kaum beherrschbar"
Auch in Oberösterreich sorgte eine Unwetterfront mit lokal starkem Regen am Sonntag von 22 bis 23 Uhr für Überflutungen. Betroffen waren vor allem die westlichen Bezirke Braunau und Vöcklabruck. Die Folge waren mehr als 120 Einsätze von 30 Feuerwehren nur in den Gebieten von St. Pantaleon und Zell am Moos. Die Wassermassen seien "kaum beherrschbar" gewesen, hieß es beim Landesfeuerwehrkommando. Innerhalb kurzer Zeit haben in den beiden Regionen Felder Straßen vermurt oder unterspült, zahlreiche Keller wurden mit Wasser und Schlamm geflutet.
Wiener Wanderin starb nach Blitzschlag am Semmering
Am Semmering im steirischen-niederösterreichischen Grenzgebiet wurde eine 53-jährige Wanderin am Sonntag von einem Blitz getroffen. Die Wienerin wurde rund 20 Meter über schroffes Gelände geschleudert und starb noch am Berg. Der Notarzt des ÖAMTC-Rettungshubschraubers Christophorus 3 konnte nur noch den Tod der Wanderin feststellen, informierte die Bergrettung Semmering die APA.
Die Frau war gegen 15.30 Uhr in der Nähe des 1.523 Meter hohen Sonnwendsteins unterwegs, als der Blitz in ihren Wanderstock einschlug. Laut Polizei Semmering wurden zwei Brandmarken am oberen und unteren Ende des Stocks entdeckt. Ihre Schweizer Halbschwester, die sie bei der Wanderung begleitet hat, rief sofort die Rettungskräfte, doch trotz der Reanimationsversuche konnten die Einsatzkräfte das Leben der Frau nicht retten.
45 Feuerwehreinsätze im Salzburger Flachgau
Im Salzburger Flachgau machte zudem eine Gewitterfront mit Starkregen am späten Sonntagabend eine Reihe von Feuerwehreinsätzen nötig. Innerhalb einer Stunde fielen etwa bei der Messstelle Mattsee 35 Liter Regen. In Summe mussten die Feuerwehren von zehn Orten zu 45 Einsätzen ausrücken, sagte ein Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos zur APA.
306 Feuerwehrleute halfen dabei, Keller auszupumpen, Verklausungen zu entfernen oder Wasser von überfluteten Straßen zu entfernen. In einem Fall musste auch ein umgestürzter Baum entfernt werden. Schwerpunkt der Niederschläge war der Bereich von den Trumer Seen bis zum Wallersee.
Auch Burgenland betroffen
Auch im Südburgenland wurde die Feuerwehr am Montagnachmittag in Weichselbaum und Mogersdorf (Bezirk Jennersdorf) auf Trab gehalten. Vier Feuerwehren rückten aus, um die Schäden zu beseitigen.
Um etwa 13.50 Uhr ertönten laut Feuerwehrangaben die ersten Sirenen. In Weichselbaum und Mogersdorf kam es durch starken Regen innerhalb kürzester Zeit zu Überflutungen, zahlreiche Keller standen unter Wasser. In Mogersdorf drangen durch den Starkregen die Wassermassen auch durch die Decke in die Ordinationsräume einer Arztpraxis ein.
Die Feuerwehren Maria Bild, Mogersdorf-Ort, Mogersdorf-Berg und Weichselbaum standen mit fünf Fahrzeugen im Einsatz, um Keller auszupumpen, die Fahrbahnen freizumachen und die Arztpraxis vom Wasser zu befreien. Um 16.30 wurden die Einsätze beendet, es gab keine Verletzten. (APA, red, 29.6.2020)