Der Cinnamon-Desktop von Linux Mint 20.

Grafik: Linux Mint

Linux Mint hat sich über die Jahre zu einer der beliebtesten Distributionen für den Desktop-Einsatz gemausert. Als Basis dient dabei Ubuntu, entsprechend folgt Mint mit seinem großen Update immer ein paar Wochen nach einer neuen Ubuntu-Version. Nun ist es wieder einmal so weit, die Veröffentlichung wird aber von einem handfesten Konflikt begleitet.

Blockade

Linux Mint 20 steht ab sofort in diversen Varianten zum Download – von der Default-Wahl "Cinnamon" über den schlanken Mate-Desktop bis zur Xfce-Ausgabe. Zentrales Merkmal der neuen Version ist dabei zunächst einmal, was fehlt: die Unterstützung für das von Ubuntu-Hersteller Canonical forcierte Paketformat Snap. Genau genommen geht Linux Mint sogar noch einen Schritt weiter und blockiert die Installation des dafür notwendigen snapd-Services komplett.

Der Grund dafür sorgte schon vor kurzem für Schlagzeilen: Die Mint-Entwickler werfen Canonical vor, eine Art Hintertür auf allen Ubuntu-basierten Systemen einzurichten. Wird doch etwa bei der Installation – oder dem Update – von Chromium automatisch dessen Snap-Variante installiert – samt all der dafür notwendigen Basis-Infrastruktur. Dies stört die Mint-Entwickler vor allem deswegen, weil der zugehörige Snap Store der einzige Weg ist, um solche Pakete zu installieren – und dieser nicht nur unter alleiniger Kontrolle von Canonical steht, sondern noch dazu proprietäre Software ist.

Warpinator

Zu den weiteren Neuerung von Linux Mint 20 gehört die Aufnahme eines neuen Tools namens "Warpinator". Dieses soll den einfachen Austausch von Dateien zwischen Rechnern im gleichen Netzwerk ermöglichen. Der Fokus liegt hier darauf, dass die Nutzer praktisch keine Konfiguration vornehmen müssen. Die Idee dafür hat man von einem älteren und weitgehend in Vergessen geratenen Programm übernommen: Giver war 2007 im Rahmen einer "Hackweek" von Novell entstanden – zu einem Zeitpunkt, als Novell noch gehörig in den Linux-Desktop und das freie .Net Mono investierte. Die aktive Entwicklung lag aber schnell brach.

Ein Tool zum einfachen Dateiaustausch: Warpinator.
Grafik: Linux Mint

Zu den weiteren Neuerungen gehört ein verbesserter Support für hybride Nvidia-Optimus-Grafik. Außerdem soll die Performance des Dateimanagers Nemo deutlich gesteigert worden sein, indem die Erstellung von Vorschaubildern optimiert wurde. Außerdem gibt es nun "fraktionelles Skalieren", also die Möglichkeit, die Darstellung der Inhalte auf hochauflösenden Displays besser den eigenen Bedürfnissen in Hinblick auf die Größe anzupassen. Neu gestaltet wurde Gdebi, ein Tool, um manuell .deb-Pakete zu installieren. Zum optischen Feinschliff gehört, dass nun schon beim ersten Start alternative Akzentfarben angeboten werden, zudem gibt es nun als Option gelbe Icons für den Dateimanager und ein leicht angepasstes Desktop-Theme.

Adieu

An anderer Stelle folgt Linux Mint dem Ubuntu-Vorbild: Die 32-Bit-x86-Version wurde nämlich gestrichen. Zwar können entsprechend Pakete auch jetzt noch – im 64-Bit-Umfeld – genutzt werden, ein passendes Installations-Image gibt es aber eben nicht mehr. (Andreas Proschofsky 29.6.2020)