Das neue Gesamtkonzept für die Ballettakademie der Wiener Staatsoper verfolgt eine transparente und respektvolle Kommunikation und den Ausbau der medizinischen und psychologischen Betreuung.

Foto: APA/HANS PUNZ

Das neue Gesamtkonzept für die Ballettakademie der Wiener Staatsoper steht: Nachdem die eingesetzte Sonderkommission aufgrund der Vorwürfe gegen die Tanzinstitution ihren Endbericht vorgelegt hatte, liegt nun das Zukunftskonzept für die Akademie vor. Umgesetzt werden soll es von Christiana Stefanou, die mit 1. August das Amt der Direktorin übernimmt, wie am Montag mitgeteilt wurde.

Die aus Athen stammende Stefanou arbeitete lange am Bayerischen Staatsballett als Tänzerin und war danach als Ballettdirektorin der Compagnie der griechischen Nationaloper tätig. Sie war als Ballettmeisterin und Tanzpädagogin zu Gast an renommierten Institutionen wie dem Ballett am Rhein oder dem Boston Ballet. Derzeit arbeitet sie an ihrer Masterarbeit "Tanzpädagogik und Ballettdirektion" an der Universität von Plowdiw in Bulgarien.

Ihre Vision sei, "an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper eine weltweit führende Tanzausbildung anzubieten", so Stefanou. "Um ihr Potenzial bestmöglich zu entfalten, sollen die Studierenden in einem sicheren und kreativen und hochprofessionell ausgerichteten Umfeld arbeiten können."

Transparent und respektvoll

Dieses Ziel verfolgt auch das neue Gesamtkonzept für die Einrichtung. Dieses wurde am Montag vom designierte Staatsoperndirektor Bogdan Roščić und dem designierte Ballettchef Martin Schläpfer den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgestellt. Die Kernpunkte des sich über fünf Jahre erstreckendes Masterplans sind eine transparente und respektvolle Kommunikation, der Ausbau der medizinischen und psychologischen Betreuung und das Engagement einer unabhängigen Kinderschutzbeauftragten. Außerdem will man in Räumlichkeiten wie die Tanzsäle und in die Digitalisierung investieren.

Die Kosten für die Infrastruktur veranschlagen die Verantwortlichen mit 882.000 Euro, verteilt auf fünf Jahre. Die erhöhten Kosten für pädagogisches, medizinisches und therapeutisches Personal werden auf 862.000 Euro beziffert. "Zur Umsetzung und Finanzierung ab der Spielzeit 2020/21 finden zwischen den Verantwortlichen weitere Gespräche statt", heißt es dazu in einer Aussendung.

"Wir wollen auf Grundlage des nun vorliegenden Konzepts die Ballettakademie fördern und weiterentwickeln, sodass sie ein unverzichtbarer Teil und Ausdruck dieses Anspruchs wird", wird Roščić zitiert. "Besonders wichtig ist mir dabei, dass wir zeigen, wie dies im 21. Jahrhundert in einem Klima gegenseitiger Wertschätzung und stets kindgerechter Pädagogik möglich ist."

"Mut, Vision, Können und Vertrauen"

"Das Wohl der Kinder, die Tänzergesundheit und die bestmögliche Vorbereitung auf die Herausforderungen des professionellen Tänzerberufs auf internationalem Topniveau standen und stehen im Mittelpunkt unserer Überlegungen", sagte Schläpfer, der sich bei den Experten bedankte, die zur Erarbeitung dieses Konzeptes beigetragen hatten. "Wir versuchten pragmatische Antworten zu formulieren auf die Frage und Herausforderung, wie man aus einer schwierigen Situation etwas Neues und Zukunftsweisendes aufbauen kann", meinte dazu einer der Experten, Samuel Wuersten. Dazu brauche es "Mut, Vision, Können und Vertrauen". Diese Werte habe man in Wien gefunden.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) versicherte, bald Gespräche mit allen Beteiligten über die Finanzierung der Maßnahmen aufzunehmen, die sie vollinhaltlich unterstütze: "Das Konzept zeichnet eine Zukunftsvision für die nachhaltige Weiterentwicklung der Ballettakademie, in der die Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig bietet es einen zukunftsweisenden Rahmen, um die Qualität und das internationale Renommee der traditionellen Wiener Ballettausbildungsstätte weiter auszubauen." (APA, 29.6.2020)