Ab Dezember wieder auf dem Spielplan: "My Fair Lady".

Foto: Barbara Pálffy / Volksoper Wien

Die Volksoper hat ihre Pforten für die Sommermonate geschlossen, aber die Kassen für den Vorverkauf der neuen Saison sind ab 1. Juli geöffnet. Warum also nicht in den letzten Orchesterkonzerten ein bisschen die Werbetrommel rühren für September? Gute Idee.

Also wurde eine lustvoll lauschende Hundertschaft am frühen Sonntagabend mit einem Best-of-Stammrepertoire unterhalten. Mit der Fledermaus-Ouvertüre (das komplette Werk ist am 1. September zu erleben) wurde eröffnet, das Volksopernorchester punktete unter der Leitung von Lorenz C. Aichner mit Leichtfüßigkeit und Präzision. Statt Orchestergrabenbravheit hätte man sich mehr Bühnenverve gewünscht: Hier perlte es im Mineralwasser- nicht im Champagnerglas. Trotzdem: wundervoll, ideal Johanna Arrouas’ Ich hätt getanzt heut’ Nacht aus My Fair Lady (ab Ende Dezember auf dem Spielplan), ihr Sopran ist runder und voller geworden. Harold Arlens Klassiker Somewhere over the Rainbow sang sie leider nur brav durch. Ben Connors Bariton war bei In der Straße wohnst du (ebenfalls aus My Fair Lady) noch recht eng und knödelig, There But for You Go I (aus Brigadoon) sang der Charmeur schon freier.

Operettenpflegeheim

Rechtschaffen und doch recht putzig und klein agierten Elisabeth Schwarz und Michael Havlicek in Wenn ich abends schlafen geh (aus Kálmáns Gräfin Mariza, ab April 2021). Da sorgte man sich im Operettenpflegeheim Volksoper kurz um die Überlebensfähigkeit der Gattung. Eine Bank: Vincent Schirrmacher mit Dein ist mein ganzes Herz, quasi Lehárs Nessun dorma. Das Juwel der Solistenschar war aber Rebecca Nelsen. Für ihre Optik würde frau in Hollywood morden, und auch ihre Stimme (etwa beim Vilja-Lied aus der Lustigen Witwe) war der pure Luxus. Fazit, trotzdem: Man wünscht sich für die Volksoper mehr Barrie Kosky, bekommt aber oft eher Franz Fiedler. Aber das Spröde hat ja auch seinen Charme. (Stefan Ender, 29.6.2020)