Vor drei Wochen entführten die Altacher drei Punkte aus Favoriten. Gelingt ihnen am Dienstag neuerlich ein Sieg gegen Violett, übernehmen sie die Tabellenführung.

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Wien/Altach/Mattersburg/Wattens/Maria Enzersdorf/St. Pölten – Viele Ortsangaben, aber beginnen wir mit Altach: Die Vorarlberger wollen die Austria im "Vorspiel" zum eine Woche später über die Bühne gehenden Europacup-Duell erneut düpieren. Gelingt den in der Qualifikationsgruppe nach wie vor ungeschlagenen Altachern am Dienstagabend (20.30 Uhr) ein Heimsieg über die Wiener, winkt das Heimrecht im Playoff-Halbfinale am 8. Juli. Bei der Austria wurde nach dem jüngsten Auftritt Besserung gelobt.

"Vorarlberg ist zwar ein schönes Bundesland, aber wir wollen am Dienstag das letzte Mal in dieser Saison hinreisen", sagte Austria-Trainer Christian Ilzer vor der vorletzten Partie der Quali-Gruppe. Der Wunsch ist auch mit Blick auf die Statistik verständlich: In Altach hat die Austria seit Oktober 2015 in sieben Spielen nicht mehr gewinnen können. Fünf davon verloren die Violetten, die derzeit zwei Zähler vor Altach liegen. Auch das jüngste Aufeinandertreffen entschieden die Westösterreicher für sich.

Der 2:0-Auswärtssieg der Altacher vor drei Wochen beförderte die Austria ins Zwischentief, danach schrieben die Wiener vier Siege in Folge an. Diesen Lauf zerstörten sie sich am Wochenende mit einem desolaten Sommerkick gegen St. Pölten (2:5). Ilzer war wenig erfreut. "Unser Auftreten muss um 180 Grad anders sein als am Samstag, das ist jedem Einzelnen bewusst", sagte er nun. Er selbst sehe die Partie in Altach nicht als Endspiel um den ersten Platz in der Qualifikationsgruppe, hielt Ilzer außerdem fest. Das Playoff werde "einen komplett anderen Charakter haben", vermutete der Steirer.

Kontrolle als Altachs Patentrezept

Alex Pastoor wollte von einem Spiel mit richtungsweisendem Charakter ebenfalls nicht viel wissen. "Es spielt sportlich keine Rolle, ob wir das Playoff-Spiel auswärts oder daheim bestreiten", betonte der Niederländer. Sein Team wolle immer dieselbe Spielweise an den Tag legen – und natürlich jedes Spiel gewinnen. Kontrolle ist das Zauberwort, das Pastoor immer wieder anführt. "Das ist auch ein Grund, weshalb es bei unseren Ergebnissen keine großen Ausreißer gibt", hielt Altachs Coach fest.

Altach ist sicher die stabilste Mannschaft in der unteren Tabellenhälfte. Von acht Spielen nach der Corona-Pause gewannen die Rheindörfler zwar nur drei, wurden bei gleich fünf 1:1 aber auch noch nicht bezwungen. Mehr als ein Gegentor pro Spiel hat Altach in dieser Phase nicht kassiert. In Wien ebnete ein Blitztor von Daniel Nussbaumer nach 21 Sekunden den Weg zum Sieg. Pastoor warnte vor der individuellen Klasse des Gegners. "Die Austria hat einige Spieler in ihren Reihen, die schlecht spielen und trotzdem ein Spiel entscheiden können. Monschein kann ich da als Beispiel nennen", erklärte er. Für seine Elf spricht freilich die mannschaftliche Geschlossenheit.

Zweiter Matchball für Mattersburg

Den ersten Matchball vergeben, den zweiten Matchball vor der Brust: Der SV Mattersburg will nach dem bitteren Heim-1:2 gegen die Admira am Dienstag (20.30 Uhr) erneut im Pappelstadion gegen Schlusslicht WSG Tirol den Klassenerhalt fixieren und sich einen Abstiegskrimi in der letzten Runde am Samstag ersparen. Die Tiroler möchten die rote Laterne im Burgenland lassen.

Die Mattersburger haben einen Polster von drei Punkten auf das Tabellenende, allerdings auch den Nachteil, in der Qualifikationsgruppe bei Punktegleichheit zurückgereiht zu werden. Die WSG würde also bei einem Sieg auf jeden Fall vorbeiziehen. Zwischen den beiden Teams liegt auch noch die Admira, die einen Zähler weniger als Mattersburg hat und die ebenfalls noch in den Abstiegskampf verwickelten St. Pöltener zu Gast hat.

"Wir haben eine Chance liegen gelassen. Jetzt gilt es ,alle Kräfte zu bündeln, um den nächsten Matchball zu verwerten, und dafür werden wir alles reinhauen", versprach Mattersburg-Trainer Franz Ponweiser. Mit einem Unentschieden würde man den aktuellen Vorsprung zumindest aufrechterhalten. "Man kann die Tatsache nicht wegleugnen, dass uns auch ein Punkt genügen könnte, trotzdem wären wir schlecht beraten, wenn wir in das Spiel gehen, um X zu spielen", sagte der 44-Jährige.

Tirol unter Siegzwang

Der größere Druck lastet jedenfalls auf den Gästen. Das ist allen Beteiligten bewusst. "Es ist nicht verkehrt, wenn du weißt, du musst gewinnen", versuchte WSG-Trainer Thomas Silberberger Positives hervorzustreichen. Seine Elf werde von Anfang an versuchen, ein Tor zu erzielen. Tore sind den Tirolern diese Saison im Pappelstadion schon zwei gelungen. In der siebenten Runde gab es am 14. September einen 2:0-Erfolg. "Es tut gut zu wissen, dass man in Mattersburg schon gewonnen hat, auswärts oder daheim ist nach Corona aber kein großes Thema mehr", meinte der 47-Jährige.

Zudem geht die Partie am Dienstag unter ganz anderen Voraussetzungen über die Bühne. Das wird sich auch auf das Spiel auswirken. "Es wird ein brutal intensiver Fight, weil Mattersburg will ja mit allen Mitteln verhindern, dass wir gewinnen, weil dann haben sie plötzlich die Arschkarte gezogen, die wir jetzt haben", erläuterte Silberberger.

Die Mattersburger wissen genau, was auf sie zukommen wird. "Wir erwarten ganz klar ein typisches Spiel gegen den Abstieg. Wenn man die Aussagen von Tiroler Seite hört, weiß man, was auf uns zukommen wird. Aber wir werden darauf vorbereitet sein und uns dementsprechend aufstellen, um es den Tirolern nicht so leicht zu machen, wie sie vielleicht glauben", betonte Ponweiser. Er muss mit Andreas Gruber seinen klar besten Torschützen aufgrund einer Sperre vorgeben, die Ausfallsliste der Tiroler ist noch viel länger. Ein Lichtblick ist daher, dass mit Bruno Soares zumindest eine WSG-Abwehrstütze zurückkehrt. "Wir erwarten uns, dass er morgen vorangeht", forderte Silberberger. Sein Team will nach vier sieglosen Spielen endlich wieder gewinnen.

Admira vs. St. Pölten vs. Abstieg

Die Admira und der SKN St. Pölten wollen sich am Dienstag (20.30 Uhr) aller Abstiegssorgen entledigen. Sind die Südstädter in ihrem Heimspiel (20.30 Uhr) diesbezüglich auf einen Sieg angewiesen, würde St. Pölten schon bei einem Remis eine weitere Saison im Oberhaus verweilen. Ein Szenario könnte eintreten, dass mit Schlusspfiff kollektiver niederösterreichischer Jubel in Maria Enzersdorf erfolgt.

Nach dem Kantersieg bei der Austria würde St. Pölten nämlich selbst eine Niederlage nicht schaden, sollte Schlusslicht WSG Tirol in Mattersburg verlieren. Auf solche Rechenspiele wollte man sich bei den "Wölfen" natürlich nicht einlassen. "Wir haben es selbst in der Hand, das ist das Schönste. Wir haben zwei Spiele. Wenn wir eines davon gewinnen, können wir beruhigt in die nächste Saison gehen", meinte Stürmer Daniel Schütz.

Für seinen Trainer wartet "jetzt schon ein Endspiel". Robert Ibertsberger durfte nach den Big Points in Wien-Favoriten durchatmen, die Marschroute zum Saisonziel soll nun aber gewahrt bleiben. "Wir müssen einfach punkten. Genauso müssen wir das Spiel angehen", sagte der Salzburger, dessen mit Saisonende auslaufender Vertrag sich im Fall des Klassenerhalt um ein Jahr verlängern wird.

St. Pölten genügt ein Punkt

Ein Unentschieden würde St. Pölten deshalb reichen, da in der abschließenden Runde am Samstag die WSG Tirol und die Admira in Innsbruck aufeinandertreffen. Zumindest einer der beiden Konkurrenten würde die Saison damit hinter dem SKN beenden. St. Pölten bestreitet seinen abschließenden Auftritt daheim gegen Altach.

Die Admira will analog zu St. Pölten schon vor der Reise nach Tirol alles fixieren. Dafür benötigen die Hausherren in erster Linie einen Sieg. Der WSG Tirol fehlen derzeit zwei Punkte auf die Admira, die auch das etwas bessere Torverhältnis vorweisen kann. Trainer Zvonimir Soldo sah jedenfalls "90 ganz schwierigen Minuten" entgegen. Fünf Tore St. Pöltens bei der Austria würden zeigen, dass der Rivale gut drauf ist, meinte der Kroate.

Gleichzeitig hielt Soldo fest, dass die Admira ebenso mit einem Erfolgserlebnis ins Spiel geht. Nach dem 2:1 in Mattersburg wurde die rote Laterne abgegeben. Sinan Bakis traf dabei zum Sieg. Für den eingewechselten Angreifer war es der erste Treffer in der Quali-Gruppe, in der er es aufgrund von sportlichen Gründen mitunter nicht einmal in den Kader geschafft hatte. Soldo hoffte danach, dass Bakis "in den restlichen Spielen noch einige Tore macht". (APA, red, 29.6.2020)

Szenarien vor der vorletzten Runde der Qualifikationsgruppe

Vor der vorletzten Runde der Qualifikationsgruppe der Fußball-Bundesliga sind die beiden Plätze für das Play-off um das letzte Europacup-Ticket bereits an die Austria und Altach vergeben. Die Top-Teams treffen am Dienstagabend im direkten Duell aufeinander. Im Kampf gegen den Abstieg sind noch vier Vereine im Spiel. Nur der WSG Tirol blüht bereits am Dienstag die Rückkehr in die 2. Liga.

Entscheidungen, die in der 31. Runde in der Qualifikationsgruppe fallen könnten:

Austria Wien (28 Punkte, 46:46-Tore):

- hat mit einem Sieg beim SCR Altach (26 Punkte) den ersten Tabellenplatz fixiert und damit das Heimrecht im Play-off-Halbfinale gegen die Vorarlberger am 8. Juli inne.

SKN St. Pölten (19 Punkte, 34:65):

- hat mit einem Sieg oder einem Unentschieden bei der Admira den Klassenerhalt fixiert.

- hat unabhängig vom Resultat bei der Admira den Klassenerhalt fixiert, sollte die WSG Tirol in Mattersburg verlieren.

SV Mattersburg (18 Punkte, 35:62/wird bei Punktegleichheit zurückgereiht):

- hat mit einem Heimsieg gegen die WSG Tirol den Klassenerhalt fixiert.

- hat mit einem Unentschieden gegen die WSG Tirol den Klassenerhalt fixiert, sollte die Admira gegen St. Pölten nicht gewinnen.

FC Admira (17 Punkte, 29:54):

- hat mit einem Sieg gegen St. Pölten den Klassenhalt fixiert, sollte die WSG Tirol in Mattersburg nicht gewinnen.

WSG Tirol (15 Punkte, 33:62):

- muss bei einer Niederlage in Mattersburg absteigen, sollte die Admira gegen St. Pölten gewinnen.

Bundesliga-Qualifikationsgruppe, 31. Runde, Dienstag (alle Spiele 20.30 Uhr, live Sky Sport):

FC Admira – SKN St. Pölten
BSFZ-Arena, SR Schörgenhofer
Bisherige Saisonergebnisse: 1:1 (h), 2:2 (a), 3:0 (a)

Admira: Leitner – Bauer, Schösswendter, Aiwu – Pavelic, Kerschbaum, Toth, Hjulmand, Lukacevic – Pusch, Paintsil

Ersatz: Haas – Petlach, Lackner, Kadlec, Hoffer, Saracevic, Pink, Bakis

Es fehlen: Maier (gesperrt), Starkl (nach Kreuzbandriss), Vorsager (Rücken)

St. Pölten: Riegler – Klarer, Luan, Drescher – Ingolitsch, Ambichl, R. Ljubicic, Schulz – Schütz, Burke, Davies

Ersatz: Kretschmer – Muhamedbegovic, Rasner, Gorzel, Messerer, Meister, Ouedraogo, Alan

Es fehlen: Luxbacher (Muskelverletzung im Oberschenkel), Pak (Ellenbogenverletzung)

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SCR Altach – FK Austria Wien
Cashpoint-Arena, SR Drachta
Bisherige Saisonergebnisse: 0:2 (a), 2:2 (h), 2:0 (a)

Altach: Kobras – Thurnwald, Dabanli, Zwischenbrugger, Karic – Oum Gouet – Sam, Tartarotti, Fischer, Gebauer – D. Nussbaumer

Ersatz: Ozegovic – Maak, Schmiedl, Anderson, Meilinger, Pangop, Villalba

Fraglich: Schreiner (Sprunggelenk)

Austria: Pentz – Klein, Madl, Borkovic, Zwierschitz – Jeggo – Pichler, Ebner, A. Grünwald, Sarkaria – Monschein

Ersatz: Kos – Palmer-Brown, Martschinko, Demaku, Wimmer, Sax, Prokop, Edomwonyi

Es fehlen: Fitz (Riss Syndesmoseband), Schoissengeyr (im Training)

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SV Mattersburg – WSG Tirol
Pappelstadion, SR Schüttengruber
Bisherige Saisonergebnisse: 0:2 (h), 3:1 (a), 1:1 (a)

Mattersburg: Kuster – Mahrer, Jano, Rath – Salomon, Hart/Ertlthaler, Erhardt, Miesenböck – Höller, Pusic, Kuen

Ersatz: Casali – Lercher, Nemeth, Steinwender, Halper, Bürger, Majnovics

Es fehlt: Gruber (gesperrt)

Fraglich: Halper, Hart (beide angeschlagen)

Tirol: Oswald – Neurauter, Cabrera, Soares – Kovacec, Svoboda, Petsos, Nitzlnader – Yeboah, Maierhofer, Dedic

Ersatz: P. Grünwald – Gölles, Hager, Adjei, Santin, Kerber, Bauernfeind

Es fehlen: D. Gugganig, Rieder (beide gesperrt), Buchacher (angeschlagen), Toplitsch (Oberschenkel), Grgic (nach Blinddarm-OP), Walch, Pranter (beide Muskelverletzungen)

Fraglich: F. Koch (angeschlagen)