Die Casinos Austria leiden unter Corona.

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Wien – Die teilstaatliche Casinos Austria AG (Casag) soll sich einem Fitnessprogramm unterziehen, am 8. Juli wird der Aufsichtsrat unter Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner darüber entscheiden. Der neue Mehrheitsaktionär, die tschechische Sazka-Group, mit seinen rund 55 Prozent (rund 33 Prozent der Casag gehören der Republik) dürfte kein Hehl daraus machen, dass er die Umsetzung des Programms namens Refit erwartet. Sollten die darin festgeschriebenen Ziele nicht erreicht werden, würde man schlecht gehende Kasinos (insgesamt gibt es zwölf Kasinobetriebe in Österreich) weiter redimensionieren, defizitäre auch schließen. Es gehe darum, die Ertragskraft zu stärken – auch um für künftige Konzessionsvergaben gerüstet zu sein, wie es heißt.

Wesentlichster Hebel bei der Fitnesskur soll, wie berichtet, die Eindämmung der Personalkosten sein, der Weg führt über massiven Mitarbeiterabbau, neuen Kollektivvertrag, neues Gehaltsschema, Teilzeitmodelle. Die Begeisterung der Belegschaftsvertreter darob ist endenwollend; der Betriebsrat schätzt die ökonomische Lage der Casag nicht dramatisch ein. Sollte sich die seit Mai 2019 amtierende Casag-Chefin und vormalige Finanzvorständin Bettina Glatz-Kremsner mit ihrem Vorstandsteam da nicht durchsetzen, dürften ihre Tage wohl gezählt sein.

Kasino und Lotterie

Zudem gilt die Vorliebe der Tschechen ihrem angestammten Geschäft mit Lotterien und nicht den Kasinos. Das wird sich in der geplanten neuen Gesellschaftsstruktur widerspiegeln: Eine Holding soll über den voneinander klar getrennten Tochtergesellschaften Casag (und Casinos International) und Lotterien stehen. Diese gesellschaftsrechtliche Entflechtung würde auch einen allfälligen Casag-Verkauf ermöglichen und erleichtern – für den Fall, dass sich die Tschechen dereinst vom Kasinogeschäft trennen wollen.

Anlass für die harte Kur der Casag sind rückläufige Umsätze und Besucherzahlen sowie ein verschlechtertes Betriebsergebnis, heißt es seitens Eingeweihter, wobei die Betriebsräte die Annahmen, auf denen Refit basiert, zum Teil bezweifeln.

Mehr Onlinespiel

Zwischen 2014 und 2019 sind laut unternehmensinternen Zahlen die Kosten um 20 Prozent gestiegen, das Betriebsergebnis habe schon durchs Rauchverbot extrem gelitten, das erste Quartal 2020 könnte wegen der Corona-bedingten Schließung mit fast 61 Millionen Euro negativ ausfallen. Das Online-Glücksspiel legt nicht erst seit der Lockdown-Zeit europaweit zu: Sein Marktanteil in Europa ist zwischen 2015 und 2019 von elf auf 16 Prozent gestiegen.

Dafür gibt es weniger Kasinogäste: Von 2000 bis 2019 ging die Zahl der ausländischen Besucher um 13 und die der inländischen Gäste um 30 Prozent zurück. Die Bruttospielerlöse sanken von 2017 auf 2019 um 2,4 Prozent auf rund 322 Millionen Euro. Allein das Rauchverbot hat die Einsätze an den Spielautomaten seit November des Vorjahrs zunächst um zehn Prozent und – als heuer im Februar auch die Raucherkabinen verboten wurden – um fast ein Fünftel sinken lassen.

Corona schadet nachhaltig

Und dann kam Corona samt Kasino-Schließung für drei Monate. Auf Vor-Corona-Bruttospielerlöse wird man laut Refit-Berechnungen nicht mehr kommen, selbst für 2024 sei nur noch mit knapp 300 Millionen zu rechnen.

Es soll aber nicht nur gespart, sondern auch weitergespielt werden, gemäß dem Casag-Selbstbild, wonach "uns Seriosität, charmanter Nervenkitzel, einzigartige Orte (…) ausmachen". Als Vorbild bei der Umgestaltung hat man sich die Holland Casinos in den Niederlanden genommen, die gut vergleichbar mit der Casag seien und sich seit einer Restrukturierung ab 2012 mitsamt Jobabbau um mehr als ein Viertel, Teilzeitmodellen und neuen Spielen (etwa Live-Bingo) gut erholen.

Pokerspiel

Hierzulande wollen Glatz-Kremsner und Co verstärkt auf Poker setzen. Zwei Millionen Euro für den Gewinn vor Steuern (Ebitda) erhoffen sie sich daraus, elf Mitarbeiter sollen eigens fürs Pokern dazukommen. Andere sollen quasi mehrere Jobs auf einmal machen, als "Casino Assistants". Ja, und dann wünscht sich die Casag auch regulatorische Änderungen, zu denen unter anderem "echte" Eintrittsgebühren zählen könnten. (Renate Graber, 30.6.2020)