Lou Nesbit schilderte, wie sie ihre Zeit in der deutschen Pornobranche erlebte.

Foto: STRG_F

Lou Nesbit war mehrere Jahre in der deutschen Pornoindustrie tätig und rechnet nun mit Teilen der Branche ab. Die 21-Jährige kündigte kürzlich auf Instagram unter Tränen ihren Ausstieg an. Gegenüber dem NDR-Reportagemagazin "STRG_F" schilderte die ehemalige Darstellerin ferner, wie sie teilweise zu Dingen gezwungen und überredet wurde, die sie eigentlich gar nicht wollte. Von manchen Szenen habe sie ein tiefes Trauma davongetragen.

STRG_F

Erster Dreh gleich ein "Gangbang"

Ausgeleuchtet wird auch der Einstieg der jungen Frau. Um Geld zu verdienen, meldete sie sich auf einer Amateurplattform an, um dort erotische Bilder kostenpflichtig anzubieten. Ein bekannter Pornodarsteller kontaktierte die Frau daraufhin und legte ihr einen Dreh bei dem Produzenten John Thompson nahe. Dieser hat sich auf extreme Szenen spezialisiert. Besagter Darsteller soll die Frau zu einem "Gangbang" überredet haben, also Sex mit mehreren Männern.

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Während Dreh zu Dingen überredet

Gegenüber "STRG_F" schildert die Deutsche, dass sie unter falschen Vorwänden zu der Szene überredet wurde. So sei zuvor nie die Rede von Sex mit mehreren Männern gewesen. Während der Produktion sei die junge Frau dann aber überredet und immer weitere Schritte gesetzt worden, die sie so gar nicht wollte. Als damals 18-Jährige soll Nesbit sehr unsicher gewesen sein. Sie selbst betont, dass sie zum Zeitpunkt des Drehs im Kopf noch eine Teenagerin gewesen sei, die manipuliert wurde.

Ähnlicher Fall auch in den USA

Nesbit ist nicht die einzige ehemalige Pornodarstellerin, die ihre aktive Zeit am liebsten vergessen würde. Etliche Frauen in den USA beklagen, dass sie Ähnliches im Zusammenhang mit der Plattform "Girls Do Porn" erlebt hätten. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen seien sie zu einem Dreh überredet worden, bei dem ihnen 5.000 Dollar für 30 Minuten Sex angeboten worden seien. Der Dreh habe dann zumeist länger gedauert, und das Material sei konträr zu dem Versprechen im Netz veröffentlicht worden. Eigentlich habe der Film nämlich nur an "Sammler" gehen sollen.

Seite war jahrelang aktiv

Die Seite war jahrelang aktiv. Mehrere Frauen klagten die Plattform im vergangenen Jahr. Der Betreiber – ein gebürtiger Neuseeländer – flüchtete daraufhin. Anfang 2020 wurden den Klägerinnen daraufhin 12,8 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen. Zudem erhielten sie die Nutzungsrechte an den Videos, in denen sie zu sehen waren. Seit Jänner 2020 ist die Plattform offline. Die kostenlose Pornowebsite "Pornhub" entfernte "Girls Do Porn"-Videos bereits im Oktober.

Lou Nesbit is weird

Industrie nicht "Schwarz und Weiß"

Eine Klage zieht Nesbit offenbar nicht in Betracht. Nach der Veröffentlichung des Videos von "STRG_F" stellte sie klar, dass sie nicht die komplette Industrie habe kritisieren wollen. Sie habe auch schöne Zeiten gehabt und sei nach wie vor mit ihrem Freund – einem Darsteller – liiert. Zugleich betonte sie, dass es auch in der Pornobranche eben nicht nur Schwarz-Weiß gebe. Trotzdem habe sie eine Botschaft senden wollen, sich aber nicht in Selbstmitleid baden, wie sie auf Instagram schildert.

Netflix Philippines

Wie die Industrie Frauen ködert

Die Geschichten von Nesbit und "Girls Do Porn" sind kein Einzelfall. In der Netflix-Doku "Hot Girls Wanted" wird aufgezeigt, wie junge Frauen in die Pornobranche gelockt werden und dort Dinge vor der Kamera tun müssen, die sie so eigentlich nicht wollen. Viele bereuen demnach den Schritt, vor allem weil ihre intimen Szenen für die Ewigkeit im Netz zu finden sind. (red, 29.6.2020)