Sein Lächeln, seine Fröhlichkeit, sagen die Mitspieler von Patson Daka, seien ansteckend. Betritt der 21-Jährige das Trainingsgelände von Red Bull Salzburg, geht die Sonne auf. Sogar wenn es draußen regnet, hagelt, dämmert oder schneit. Am frühen Sonntagabend hat sich der Stürmer aus Sambia einen oder auch drei Radler gegönnt. Nach dem 3:0 gegen Hartberg, Daka trug den dritten Treffer bei, ist der siebente Meistertitel in Serie vollbracht. Zweifel waren seit Wochen weggewischt, aber nun ist er auch mathematisch bestätigt.

In Zeiten von Corona wurde natürlich nur im engsten Kreis gefeiert, aber es soll sehr nett gewesen sein. Dakas Anteil an der Meisterschaft sind vorerst 24 Tore, zwei Partien stehen noch aus. Wobei der Stürmer Wert darauf legt, dass er gar nicht so wichtig sei, es gewinne immer nur die gesamte Mannschaft. Er selbst zählt nicht unbedingt zur Spezies der Führungsspieler, er ist auf und neben dem Platz kein Lautsprecher. Er scort und lächelt.

Patson Daka hat in der noch laufenden Meisterschaft 24 der 102 Tore von Red Bull Salzburg erzielt. Da kann man ruhig lächeln.

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Patson Daka passt perfekt ins Anforderungsprofil von Red Bull Salzburg, verkörpert die Klubphilosophie. Man entdeckt und verpflichtet Talente nicht nur aus Afrika, bildet sie aus, macht sie fit für die ganz große Fußballwelt. Daka sagt: "Ich werde den Verantwortlichen des Klubs bis an mein Lebensende dankbar sein. Dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, hier zu spielen. Wie hier junge Spieler ausgebildet werden, ist etwas ganz Besonderes."

Erstmals Schnee

Im Jänner 2017 wurde er von Kafue Celtic um einen Pappenstiel verpflichtet, um sich zunächst in der Zweiten Liga bei der kleinen Schwester Liefering einzugewöhnen. Unter Marco Rose gewann er mit Salzburgs U19 die Youth Champions League. Daka erinnert sich an seine Ankunft. "Es gab einige Dinge, die ich einfach nicht gewohnt war. Die Kultur, das Wetter, die Sprache. Ich habe zum ersten Mal Schnee gesehen. Aber die Menschen hier sorgten dafür, dass ich mich wohlfühle und das Heimweh verdränge." Er stammt aus Chingola. "Es gab nur Fußball und Schule. Selbst als wir keinen Ball hatten, bastelten wir etwas, das rund ist und mit dem man kicken konnte." Einer seiner besten Spezis war schon damals Enock Mwepu, auch er wurde von Salzburg geholt. Zu zweit ertrug sich die anfängliche Einsamkeit leichter. "Wir sind wie Brüder."

Daka ist in Sambia eine Art Volksheld. Er war der erste Spieler des Landes, der je in der Champions Legaue getroffen hat. Beim 4:1 in und gegen Genk. Staatspräsident Edgar Lungu hat ihm gratuliert. "Das macht demütig. Ich will mich nicht als Volksheld bezeichnen, weil ich nicht genug geleistet habe. Aber ich konnte den Leuten daheim, die den Glauben an ihre Träume verloren haben, Hoffnung geben. Jeder kann es schaffen, selbst aus der kleinen Stadt Kafue in Sambia." Daka sagt, er habe keine Lebensphilosophie. "Ich glaube sehr fest an Gott. Mein Glaube ist ein wichtiger Teil meines Lebens, ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen." Einen Karriereplan hat er nicht erstellt. "Mein Plan ist es, hart zu arbeiten. Was daraus einmal wird und wohin mich das als Fußballer bringt, kann ich nicht sagen."

Daka erweitert die Liste der Salzburger Torjäger. Geht einer weg, wird er nahtlos ersetzt, für Nachschub ist gesorgt, ein Fass ohne Boden. Vor Daka war Erling Haaland, vor Haaland Munas Dabbur, vor Dabbur Jonatan Soriano. "Es war eine Ehre, mit Haaland gespielt zu haben."

Studium der Weltklasse

Mittelstürmer haben Vorbilder (Verteidiger auch), im konkreten Fall "ist es mein Vater. Er war meine größte Inspiration." Daka studiert die Weltklasse, bei Luís Suárez achtet er darauf, wie er seine Laufrichtungen ändert. Bei Jamie Vardy imponiert ihm der Abschluss aus allen Lagen, vor der Explosivität von Kylian Mbappé verneigt er sich symbolisch. "Im Endeffekt versuche ich, ich selber zu sein."

Daka hat in Salzburg einen Vertrag bis 2024. Sein Markwert wird auf zehn bis 15 Millionen Euro geschätzt, Tendenz steigend. Trainer Jesse Marsch empfiehlt ihm, zu bleiben. "Das beste für ihn. Er arbeitet hart, hat einen großartigen Charakter." Der 46-jährige US-Amerikaner Marsch könnte quasi ein Vorbild sein. "Ich bleibe sicher hier. Ich habe keine Hast, etwas Neues zu finden. Meine Familie und ich genießen diese Zeit hier. Es ist noch nicht zu Ende." Für einige Meisterkicker, etwa Dominik Szoboszlai und Hwang Hee-chan, soll es konkrete Angebote geben.

Daka empfiehlt übrigens, die Victoriafälle in Sambia zu besuchen. "Die sind fantastisch." Sollte er wider Erwarten den Verein verlassen, wird man die Lücke in Salzburg wohl schließen. Dakas Lächeln würde freilich fehlen. (Christian Hackl, 30.6.2020)