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Gideon Eckhaus ist am Montag, wenige Tage vor seinem 97. Geburtstag, in Tel Aviv gestorben. Das Foto zeigt ihn 2005 in seiner Rolle als Vorsitzender des Zentralkomitees der Juden aus Österreich in Israel.

Foto: AP/WOLFGANG SABLATNIG

Wien / Tel Aviv – Gideon Eckhaus, langjähriger Präsident des Zentralkomitees der Juden aus Österreich in Israel, ist am Montag, wenige Tage vor seinem 97. Geburtstag, in Tel Aviv gestorben. Das teilte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in einer Aussendung mit. Auch andere Politiker und Politikerinnen äußerten sich tief betroffen.

Bewegendes Leben

Eckhaus wurde am 3. Juli 1923 als Sohn des Kaufmanns Karl Eckhaus und dessen Frau Sabine in Wien geboren. 1935 schloss er sich dem zionistischen Jugendverband an, 1938 konnte er nach Palästina fliehen. Sein Vater wurde in Auschwitz ermordet. Seine Mutter war bereits 1934 verstorben, sein Bruder überlebte in den USA (nachzulesen in einem STANDARD-Porträt von 2018).

Eckhaus selbst beteiligte sich als glühender Zionist am Aufbau des Staates Israel und arbeitete später an der Integration jugendlicher Einwanderer. Einen Großteil seines Lebens widmete er sich als Präsident des Zentralkomitees der Juden aus Österreich den aus Österreich stammenden Israelis. Seit 1994 war er maßgeblich an den Restitutionsverhandlungen mit der österreichischen Regierung beteiligt. Er war auch Vorsitzender der Israelisch-Österreichischen Gesellschaft Tel Aviv.

Van der Bellen: "Großer Österreicher"

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sagte, dass mit Eckhaus ein großer Österreicher gestorben sei. "Er war einer der vielen jüdischen Österreicherinnen und Österreicher, die vertrieben wurden, denen die Heimat, Hab und Gut, vor allem aber Verwandte und Freunde von den Nazis und Mitläufern geraubt wurden", erklärte der Bundespräsident in einer Aussendung.

Eckhaus habe sich Zeit seines Lebens für die Rechte von nach Israel geflüchteten Österreicherinnen und Österreichern eingesetzt und nicht davor zurückgescheut, "die Verantwortung unseres Landes einzumahnen". Er sei für die Menschen, für deren Rechte er kämpfte und für das Bewusstsein Österreichs "eine unverzichtbare und unvergessliche Persönlichkeit", betonte Van der Bellen.

Stimmen der Anteilnahme

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) bekundete seine Trauer mit den Worten: "Ich erinnere mich noch gut an meine Begegnungen mit ihm in Tel Aviv im Café der Altösterreicher, die wie er vor den Nazis fliehen konnten. Wenn er gesprochen hat, wurde es ruhig um ihn herum. Seinen Angehörigen möchte ich meine tief empfundene Anteilnahme in dieser schweren Stunde aussprechen", sagte der Nationalratspräsident.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka traf Gideon Eckhaus im Juli 2018 im Rahmen eines Arbeitsbesuchs in Israel.
Foto: APA/PARLAMENT/URI ISHAY

"Österreich verdankt Gideon Eckhaus sehr viel. Er war für einen Dialog mit unserem Land offen und trug maßgeblich dazu bei, dass wir heute ein ehrlicheres Bild über unsere Geschichte und die Rolle der Österreicher in der Shoah haben und unserer historischen Verantwortung nachkommen", betonte Außenminister Schallenberg. "Gideon Eckhaus wird uns als Mahner und Zeitzeuge sehr fehlen. Es liegt nun immer mehr an uns, die Erinnerung und die Lehren, die wir aus der Vergangenheit ziehen müssen, zu bewahren. Gideon Eckhaus wird uns auch als warmherziger und engagierter Mensch fehlen."

Bures: "Er war ein Kämpfer"

Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) erinnerte an Eckhaus' Flucht vor den Nazis: "Hastig floh er aus Wien, bestieg in Triest ein Schiff und flüchtete nach Palästina. Gideon Eckhaus musste 1938 seine Heimat zurücklassen – um zu überleben. (...) Vor drei Jahren habe ich Gideon Eckhaus in Jerusalem getroffen. In Israel engagierte er sich als Vorsitzender der Vereinigung der aus Österreich stammenden Juden und Jüdinnen in Israel. Er war ein Kämpfer, ein starker und selbstbestimmter Mensch, der sich stets für die Gerechtigkeit starkgemacht hat."

Auf Hebräisch fügte Bures den jüdischen Totensegen hinzu: "Toda, Gideon. Baruch Dayan HaEmet (Danke, Gideon. Gelobt sei der wahrhaftige Richter)." (APA, 29.6.2020)