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Budapest – Das größte unabhängige Onlineportal Ungarns, "Index.hu", ist ohne Generaldirektor. Denn nach einer Woche im Amt trat Zsolt Zödi von seinem Posten zurück. Das gab der Kuratoriumsvorsitzende der Index-Eigentümerin MFA, Laszlo Bodolai, am Dienstag in einer Aussendung bekannt. Index solle jedoch auch weiterhin reibungslos arbeiten.

Zödi war der Nachfolger von Andras Pusztay, der als Generaldirektor der Index GmbH vergangene Woche zurückgetreten war. Als Grund für diesen Schritt wurden geplante Umstrukturierungspläne angeführt, die die Unabhängigkeit von Index und auch von Arbeitsplätze in Gefahr bringen könnten.

Bodolai hatte Zödi als seinen "alten Juristen-Freund" für den Posten des neuen Generaldirektors empfohlen und bedauert nun dessen Rücktritt. Die Index GmbH sei bemüht, möglichst bald eine Lösung zu finden für das Problem der Differenz von Einnahmen und Ausgaben, betonte Bodolai. All das habe jedoch keinen Einfluss auf das Tagesgeschäft von Index, die Produktion unabhängiger Inhalte.

Unter Druck

Hinsichtlich seines Rücktritts erklärte Zödi in einer Aussendung: Nach Einsicht in die Finanzlage des Unternehmens sei er zu der Erkenntnis gekommen, dass die Durchführung der Veränderungen hinsichtlich einer so großen Organisation eine "zu große Aufgabe für mich bedeutet". Er bedaure, dass "ich damit meinen Freund Laszlo Bodolai vielleicht in eine schwierige Situation brachte", betonte Zödi.

Das unabhängige, regierungskritische Portal "Index.hu" steht seit geraumer Zeit unter Druck. Jüngst wurde der Chefredakteur des Portals, Szabolcs Dull aus der Direktion der Index-Eigentümerin MFA entfernt, weil er interne Informationen der Direktion über Umstrukturierungspläne an die Öffentlichkeit gebracht haben soll. Kurz danach trat Generaldirektor Andras Pusztay und nun auch der Neue im Amt zurück.

Das Portal hatte 2018 auf seiner Website ein Barometer hinsichtlich der aktuellen Unabhängigkeit der Redaktion mit drei Stufen eingerichtet: grün für unabhängig, gelb für Gefahr und rot für nicht unabhängig. Gegenwärtig steht der Zeiger auf Gefahr. (APA, 30.6.2020)