"Haaaaa-nsi": Auch in der Ära Kreisky geizte der SK Rapid mit Meister- und anderen Titeln. Aber dafür besaß er den "Goleador". Wenigstens eine Zeit lang.

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Dieser Tage wird im österreichischen Weltfußball ein schmerzliches Jubiläum verzeichnet. Der SK Rapid, der grünweißeste Klub der Welt, ist seit sage und schreibe zwölf Jahren nicht mehr Meister geworden. Für jeden Menschen, dessen braves Herz grünen Saft durch die Adern pumpt, ist der lange Titel-Entzug ein ausgemachter Skandal.

Klar scheint: Damit Rapid endlich wieder den Meisterteller überreicht bekommt, müsste vorher Schreckliches passieren. Die Schlachtung roter Bullen müsste gesetzlich angeordnet werden.

An Rapid scheiden sich seit jeher die Geister. Man nimmt den Anhängern des Vereins krumm, sich nicht für so schöne Gedanken wie den "ewigen Frieden" (Immanuel Kant) einzusetzen. Von hartgesottenen Rapid-"Ultras" wird nicht überliefert, dass sie Vivaldi hören oder "Fackel"-Hefte antiquarisch sammeln. Stattdessen quittieren sie die wegen Corona verhängte Stadionsperre mit dem Anstellen unsachlicher Vergleiche, indem sie z.B. die Gottesebenbildlichkeit gestandener Frauen anzweifeln ("...schiache Oide wetzen").

Geräusch aus Hütteldorf

Ich, ein furchtsamer Babyboomer in Wien-Unter-Sankt-Veit, kannte den Rapid-Anhang von früh an, indes mehr vom Hören als vom Sagen. Bei günstiger Westwetterlage trug der Wind den Torjubel der Anhänger an jedem zweiten Samstag den Wienfluss hinunter. Meine Eltern, biedere Leute mit durchaus grünweißen Neigungen, murmelten dann etwas von "Proleten". Sie gebrauchten den Begriff freilich deskriptiv – und freuten sich später aufrichtig über "Hansi-Burlis" Cordoba.

Auch die famose Ära Kreisky war arm an Rapid-Meistertiteln. Dafür setzte es empfindliche Derby-Niederlagen. Stadionbesuche glichen Kreuzwegen, zumal wenn es galt, die Heimreise aus dem Prater anzutreten: mit grünweißem Schal und eben solchem Fähnchen. Nach einem bösen 1:5 zerbrach mir ein kleiner Austrianer in der Straßenbahn die schlappe Fahne. Ich Dreikäsehoch maß den Täter. Und blickte anschließend aus dem Fenster: Allerlei Rapid-Accessoires brannten, zu Häufchen vereinigt, lichterloh. Ich stieg kurzerhand aus, verbarg den Schal und wetzte davon. (Ronald Pohl, 1.7.2020)