Gesichtserkennungssoftware ist fehlerbehaftet.

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Gesichtserkennung erobert die Welt. International greifen immer mehr Staaten zu dem Mittel – mit der Argumentation, Kriminalität so effizienter bekämpfen zu können. Nun gibt der Polizeichef von Detroit zu: Die Technologie, die in Detroit eingesetzt wird und von einem Unternehmen namens Dataworks Plus entwickelt wurde, würde eigentlich fast nie einen korrekten Treffer liefern. Würde man sich rein auf die Software verlassen, "würden wir in geschätzt 96 Prozent der Fälle ein falsches Ergebnis erhalten", sagt Polizeichef James Craig einem Bericht von "Motherboard" zufolge.

Das führt aber dazu, dass Personen, die eigentlich nicht mit einer Straftat in Verbindung stehen, untersucht und befragt werden. In Detroit sind das zu einem Großteil Afroamerikaner.

Erkennungserfolg je nach Hautfarbe unterschiedlich

Zahlreiche Städte in den USA, darunter San Francisco, haben Gesichtserkennung bei der Polizei verboten, da solche Software fehlerbehaftet ist – und vor allem nicht weiße Menschen benachteiligt. So kam eine Studie der US-Behörde National Institute for Standards and Technology im Dezember des vergangenen Jahres zu einem vernichtenden Fazit: Bis zu 100-mal öfter würden Menschen mit asiatischem und afroamerikanischem Aussehen falsch identifiziert werden als weiße Personen. Vor allem dunkelhäutige Bürger, speziell afroamerikanische Frauen, würden schlechter erkannt werden. Die Software sei zudem auch bei älteren Personen und Kindern ungenauer. Andere Untersuchungen unterschiedlichster Universitäten waren zuvor zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

Regulieren statt abschaffen

In Detroit wurde die Thematik breit öffentlich diskutiert, letztlich entschied die Stadt sich aber dazu, Gesichtserkennung bei Behörden nicht abzuschaffen, sondern zu regulieren. So darf die Software beispielsweise nicht bei Livestreams angewandt werden. Auch darf die Suche nur bei einer laufenden Untersuchung erfolgen. Dabei wird eine bundesstaatweite Fotodatenbank abgeglichen, in der sich auch Fahndungsfotos befinden. Die Polizeibehörde muss wöchentlich Berichte über die Verwendung der Technologie veröffentlichen, weswegen bekannt ist, dass fast nur schwarze Menschen ins Visier geraten. So wurde die Software 2019 70-mal verwendet, in 68 der Fälle war das Foto, das gescannt wurde, jenes einer schwarzen Person. 31 der Bilder stammten aus sozialen Medien, 18 aus Sicherheitskameras.

Auch in Österreich

Das Bundeskriminalamt testet hierzulande seit Ende 2019 Gesichtserkennungssoftware. Dafür wird eine polizeiliche Datenbank verwendet, die rund 604.200 Fotos von Personen, die von der Polizei erkennungsdienstlich erfasst wurden, beinhaltet.

Ein konkretes Datum, wann die Software offiziell eingesetzt werden soll, gibt es nicht, jedoch werde man zunächst nur beim Bundeskriminalamt abgleichen, eine Anbindung der Landeskriminalämter war ursprünglich Ende des Jahres vorgesehen, zwischendurch kam es aber zu Verzögerungen aufgrund von Problemen in der technischen Implementierung. Zum Einsatz kommt eine Software des Dresdner Unternehmens Cognitec Systems. (muz, 30.6.2020)