Die Abstandsregeln gelten im Rennen nur noch bedingt.

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An der Quadratur des Kreises versucht sich die Formel 1 nach Ansicht von Helmut Marko in der am Sonntag in Spielberg anhebenden Corona-Saison. Der Motorsportberater von Gastgeber Red Bull meint das sportlich: Bei nur wenigen Rennen zählt jedes Ergebnis besonders. Es heißt Gas geben, aber möglichst wenig Risiko nehmen.

Einer Quadratur des Kreises kommt die Austragung der Rennen selbst angesichts der Pandemie gleich. Um doch noch an den Start zu kommen, wurde ein beispielloses Vorsorge- und Hygienekonzept ausgearbeitet. Die Einzelheiten wurden erst wenige Tage vor dem ersten von zwei Rennen auf dem Red Bull Ring in der Steiermark enthüllt. Eine Flut von Corona-Tests und Arbeit in kleinen, voneinander unabhängigen Gruppen lautet die Zauberformel der Königsklasse.

Frage: Wie nennen sich die beiden Großen Preise, die in Spielberg ausgefahren werden?

Antwort: Dem GP von Österreich am Sonntag folgt in Wochenabstand der GP der Steiermark. Ein drittes Österreich-Rennen im Herbst ist nicht ausgeschlossen.

Frage: Wie viele Rennen gelten bisher als gesichert?

Antwort: Im Kalender scheinen vorerst acht Rennen in Europa auf. Das Ziel ist eine Saison mit zumindest 15 Rennen, weniger Rennen sind mit Einbußen bei den TV-Geldern verbunden. Nach Spielberg (2) sind bis inklusive 6. September Rennen in Budapest, Silverstone (2), Barcelona, Spa-Francorchamps und Monza terminisiert. Im Gespräch sind weitere Rennen in Mugello und Imola, auf dem Hockenheimring und in Portimao, Portugal. Als bisher einziger Grand Prix in Übersee gilt bisher der chinesische in Schanghai als wahrscheinlich.

Frage: Finden aller Rennen ohne Zuseher statt?

Antwort: Davon ist auszugehen, die ersten acht Rennen jedenfalls. Die Formel 1 will sich in dieser Beziehung keinem Risiko aussetzen. Die jährlichen Einnahmen aus TV- und Sponsorengeldern sowie Renngebühren übertreffen jene aus dem Ticketverkauf schließlich um ein Vielfaches. Zuseher vor Ort steuerten in der Saison 2019 zum Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro nur rund 350 Millionen bei.

Frage: Wie viele Personen sind zur Durchführung eines Rennens an der Strecke zugelassen?

Antwort: Rund 3000 Personen dürfen an die Strecke. Die zehn Teams müssen mit je 80 Mitarbeitern auskommen. Dazu kommen Offizielle, Streckenposten, wenige Medienvertreter sowie die Crews der Rahmenserien, die ausgefahren werden.

Frage: Wie viele Tests auf das Corona-Virus sind vorgesehen? Wer wird vor Ort getestet?

Antwort: Die Teams kommen zum Großteil mit Charterflügen aus England und Italien auf dem Militärflughafen in Zeltweg an. Jede Person muss einen maximal vier Tage alten, natürlich negativen Covid-19-Test vorweisen können. Ein ärztliches Attest muss die Gesundheit bestätigen. Alle fünf Tage wird ein weiterer Test fällig, die Kernteams erfordern also an die 2000 Tests während ihrer Anwesenheit in Österreich. Auf dem Ringgelände sind für alle Mitwirkenden, die allesamt negativ getestet sein müssen, tägliche Gesundheitschecks vorgesehen. Es stehen 20 Teststationen zur Verfügung, pro Rennwochenende könnten 5000 Abstriche genommen werden.

Frage: Wir wird auf ein positives Testergebnis reagiert?

Antwort: Positiv Getestete werden in eigenen Stationen isoliert. Kontaktpersonen werden neuerlich getestet. Jedes Team verfügt über Ersatzfahrer, die im Fall es Falles einspringen könnten. Auch für die betreuenden Mannschaften ist Ersatz vorgesehen. Eine Zahl an positiven Tests, die zum Abbruch der Veranstaltung führen würde, wurde nicht definiert.

Frage: Ist in den Boxen Abstand halten möglich? Ist ein Mund-Nasen-Schutz vorgesehen?

Antwort: Innerhalb der Teams können keine Abstandsregeln gelten. Die Teams sollen daher möglichst klein gehalten werden. Für Kontakt außerhalb der Teams gelten die herkömmlichen Abstandsregeln. Die Kernteams sollen allerdings während ihrer Anwesenheit in Österreich möglichst wenige Außenkontakte haben. Das gilt vor allem abseits des Ring-Geländes, in den Hotels und während der Transfers. Der Mund-Nasen-Schutz ist allen vorgeschrieben, die auf engem Raum zusammenarbeiten müssen, in den Boxen etwa. Die Boxencrews wurden dahingehend eigens geschult. Während der Trainings und der Rennen trage die Boxencrews ohnehin ihre Helme und Masken.

Frage: Gibt es bei der Siegerehrung trotz allem Champagner?

Antwort: Die Siegerehrung erfolgt unmittelbar nach den Rennen ohne großes Brimborium auf der Start-Ziel-Geraden. Die sonst üblichen Zeremonien, also auch die Dusche mit Schampus, fallen aus. Ohne Zuseher wäre der Spaß auch überschaubar. (Sigi Lützow, 1.7..2020)