Markus Figl ist und bleibt türkis. Gregor Raidl war pink und ist erst seit kurzem türkis.

Foto: övp wien

Die Wiener ÖVP will bei den Bezirksvertretungswahlen am 11. Oktober in der Inneren Stadt mit einem Überläufer punkten. Bezirksrat Gregor Raidl wechselt nur wenige Monate vor der Wahl von Pink zu Türkis. Er ist der Sohn des Ex-Nationalbankpräsidenten Claus Josef Raidl, der mehrmals für die ÖVP als Wirtschaftsminister im Gespräch war.

Den Bezirkschef der City, Markus Figl (ÖVP), freut’s. Die Partnerschaft verkörpert schließlich sein Credo: über die Parteigrenzen hinweg die besten Ideen für den ersten Bezirk schmieden. Dieser Politikstil habe auch Raidl zum Wechsel bewogen, sagte er am Dienstag.

Raidl kandidiert im Bezirk auf Listenplatz fünf – hinter der türkisen Bezirksspitze. Vor ihm: Spitzenkandidat Figl und Stellvertreterin Isabelle Jungnickel, gefolgt von Klubchef Sebastian Gimbel und Stellvertreterin Patricia Davis. Raidls Einzug dürfte demnach fix sein. Die ÖVP stellt als stärkste Partei zehn von 40 Mandaten. Raidl hofft auf einen deutlichen ersten Platz, plus Zugewinne. So knapp wie 2015 soll es nicht werden – damals trennten ÖVP und SPÖ 1,5 Prozentpunkte, aber kein Mandat.

Längere Differenzen

Für die Neos kam der pinke Aderlass "nicht überraschend", wie Landesgeschäftsführer Philipp Kern dem STANDARD sagte. "Ideologisch waren die Differenzen schon seit langem nicht zu übersehen." Friktionsfrei dürfte der Wechsel nicht gelaufen sein, Kern dankte Raidl aber "für die oft gute Zusammenarbeit".

Bei den Bezirksvertretungswahlen 2015 war Raidl noch Neos-Spitzenkandidat im Ersten. Diesmal führt Christoph Hilscher die Pinken in der Innenstadt an. Hilscher löste erst im Februar dieses Jahres Elisabeth Tanzer an der Bezirksspitze der Partei ab. Spannend ist, dass auch Hilscher zuletzt gemeinsam mit dem türkisen Bezirksvorsteher Figl auf einer Bühne auftrat: Bei der Präsentation der Pläne für die verkehrsberuhigte Innenstadt trugen die Pinken die grün-türkisen Pläne nämlich mit – im Gegensatz zur SPÖ. (Oona Kroisleitner, David Krutzler, 30.6.2020)