Übrigens, die Parlamentsdirektion hat nach Anhören des Tonprotokolls den Sager der Neos-Abgeordneten Stephanie Kris-per authentisch dokumentiert. Sie sagte: "Die gehen mir alle am Oasch." Also war die Verfahrensrichterin Ilse Huber nicht gemeint und hätte nicht zurücktreten müssen. War aber trotzdem okay, weil es massive Zweifel an ihrer Verhandlungsführung gab.

Der Ibiza-U-Ausschuss als Auskunftsperson geladene Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
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Aber dieser Ausschuss muss ganz furchtbar für zarte türkise Seelen gewesen sein. Im Puls-4-Interview beschwerte sich Kanzler Kurz: "Ich war stundenlang dort und musste mir mehrere Unterstellungen gefallen lassen, die mehr als problematisch waren. Das schadet der politischen Kultur." Und siehe, wenige Tage später schrieb Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka an die Fraktionschefs und beklagte die "teilweise untergriffig geführten Diskussionen im Ausschuss": "Wir müssen den Zustand der derzeitigen Diskussionskultur, besonders im Hohen Haus, überdenken."

Ein schöner Gleichklang strategischer Wehleidigkeit der Türkisen.

Der Kanzler stellt sich einen U-Ausschuss offenbar als Meeting der "Sebastian-Kurz-Gebetsliga" vor; und der Nationalratspräsident, der auch Ausschussvorsitzender ist, macht den Ministranten.

In diesem Ausschuss wurde nicht untergriffig gefragt, und Leute, die ständig Antworten verweigern, bzw. jene, die das unterstützen, sollten nicht über "politische Kultur" reden.(Hans Rauscher, 1.7.2020)