Haar aus den Haftlagern im chinesischen Xinjiang.

Foto: APA / AFP

Washington – Der US-Zoll hat chinesische Produkte aus menschlichem Haar beschlagnahmt, die in Zwangsarbeit in der Provinz Xinjiang hergestellt worden sein sollen. Die Produktion dieser Waren stelle "einen sehr schweren Menschenrechtsverstoß" dar, erklärte am Mittwoch die Vizebeauftragte für Handelsangelegenheiten bei der Zollbehörde CBP, Brenda Smith.

Durch die Beschlagnahmung solle eine "klare und direkte Botschaft" gesendet werden, dass die USA keine "verbotenen und unmenschlichen Praktiken" in ihren Lieferketten duldeten.

Für Verlängerungen und Perücken

Die USA werfen China eine systematische und brutale Unterdrückung der muslimischen Uiguren in Xinjiang vor. Laut Menschenrechtsorganisationen sind in der nordwestchinesischen Provinz mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime in Haftlagern eingesperrt. Viele von ihnen müssen nach Angaben der Aktivisten dort Zwangsarbeit leisten, Menschenrechtsorganisationen sprechen teils von einem Konzentrationslagersystem. Laut Berichten aus dem Land Geflüchteter, wird auch Frauen in den Lagern bei Haftantritt der Kopf kahl rasiert. Männer werden gezwungen, ihre muslimischen Bärte zu entfernen.

Auch würden die Muslime zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen. Peking bestreitet eine Unterdrückung der Muslime in Xinjiang.

Die jetzt beschlagnahmten Produkte stammen aus einer 13-Tonnen-Lieferung der Firma Lop County Meixin Hair Product im Gesamtwert von 800.000 Dollar (711.000 Euro). Die Firma ist der dritte Exporteur von menschlichem Haar aus Xinjiang, der von den US-Behörden wegen mutmaßlicher Zwangsarbeit in den vergangenen Monaten auf eine schwarze Liste gesetzt wurde. Menschliches Haar als Ware wird üblicherweise zur Herstellung von Haarverlängerungen und Perücken verwendet.

Belastetes Verhältnis

Die Ministerien für Handel und Heimatschutz in Washington warnten US-Firmen vor der Einfuhr von Gütern, die durch Zwangsarbeit in Xinjiang oder anderen chinesischen Regionen hergestellt worden sein könnten. Wegen "Masseninhaftierungen" von Uiguren in Xinjiang hatten die USA auch Mitte Juni Sanktionen gegen chinesische Regierungs- und Behördenmitarbeiter verhängt.

"Falls diese höchst verdächtige 13-Tonnen-Fracht aus menschlichem Haar tatsächlich aus Konzentrationslagern für Uiguren stammen sollte, wäre das ein neuer Tiefpunkt – auch für Chinas Kommunistische Partei", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Ullyot, in einem Tweet. "Und sie werden der internationalen Gemeinschaft dies erklären."

Die Situation der Uiguren ist eines von vielen Streitthemen in den stark angespannten Beziehungen zwischen den USA und China. Schwer belastet wird das Verhältnis auch durch den Handelskonflikt, Streit um den Umgang mit der Coronavirus-Pandemie und die chinesischen Eingriffe in die Autonomierechte der Sonderverwaltungszone Hongkong. (red, APA, 2.7.2020)