Bild nicht mehr verfügbar.

Proteste nach dem Tod Hachalu Hundessas in Äthiopien.

Foto: AP / Evan Frost

Addis Abeba – Bei schweren Protesten nach der Ermordung eines beliebten Sängers sind in Äthiopien binnen zwei Tagen mindestens 81 Menschen getötet worden. Bei drei der Getöteten handele es sich um Mitglieder einer Spezialeinheit der Polizei, sagte der Polizeichef der Region Oromia, Ararsa Merdasa, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Der Rest sind demnach Demonstrierende.

Der Sänger Hachalu Hundessa war am Montagabend in der Hauptstadt Addis Abeba erschossen worden, danach kam es unter anderem dort zu Ausschreitungen. Hachalu gehörte den Oromo, der größten Volksgruppe in Äthiopien, an.

Streit zwischen Volksgruppen

Der Hintergrund des Mordes war zunächst unklar. Nach Polizeiangaben wurden "einige" Verdächtige festgenommen. Äthiopien mit seinen 100 Millionen Einwohnern ist ein Vielvölkerstaat, in dem es immer wieder zu Spannungen zwischen den Volksgruppen kommt. Lange Zeit hatte dabei zuletzt die Minderheit der Tigrayer über die Mehrheit der Oromo und der Amharen geherrscht. Erst der aktuelle Premier, Abiy Ahmed, kommt aus der Oromo-Volksgruppe. Bei den Demonstrationen der Oromo geht es allerdings auch immer wieder um Baupläne für die Hauptstadtregion Addis Abeba, die sich weit in bisher landwirtschaftlich genutztes Gebiet der Oromo ausbreiten.

Als Reaktion auf die Unruhen kappte die Regierung am Dienstag alle Internetverbindungen im Land. Gewalttätige Ausschreitungen gab es am Mittwochabend vor allem in Hachalus Heimatstadt Ambo. Oromo-Vertreter hatten gefordert, Hachalu in der Hauptstadt Addis Abeba zu beerdigen. Historisch gesehen war Addis Abeba ein Zentrum der Oromo-Kultur. Vertreter der Volksgruppe beklagen jedoch, von dort vertrieben worden zu sein.

Proteste auch wegen Festnahme

Nach Angaben Ararsas gab es in der Stadt unter anderem einen Anschlag mit einer Handgranate auf das Haus von Hachalus Familie. Dabei sei ein Onkel des Sängers getötet und zwei Polizisten verletzt worden.

Am Donnerstag soll Hachalu bestattet werden. Sein Leichnam sei bereits in Ambo eingetroffen, sagte der kommunale Sprecher Milkessa Beyene. Polizeichef Ararsa ermahnte die Menschen zur Ruhe im Vorfeld der Beerdigung.

Unterdessen sorgte die Festnahme des bekannten Oppositionspolitikers Jawar Mohammed für zusätzlichen Protest. Der einstige Medienmogul gehört ebenfalls der Volksgruppe der Oromo an und wurde nach Polizeiangaben am Dienstagabend zusammen mit 34 weiteren Personen festgenommen, die versucht hatten, Hachalus Leichnam abzufangen und in die Hauptstadt zu bringen. Nach Angaben von Mohammeds Partei eröffneten Sicherheitskräfte in der Stadt Holeta das Feuer auf Demonstranten, die Mohammeds Freilassung forderten. (red, APA, 2.7.2020)