Die Demonstration am Samstag.

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Vizebürgermeisterin und Grünen-Chefin Birgit Hebein.

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Die Wiener Vizebürgermeisterin und Grünen-Chefin Birgit Hebein hat am Donnerstag ihren Besuch bei einer Kundgebung kurdischer Aktivisten am vergangenen Freitag in Favoriten verteidigt. Sie habe aus Solidarität teilgenommen, erklärte sie in einer Sondersitzung des Gemeinderates. Es habe sich um eine angemeldete Demonstration gehandelt, die Angriffe seien von faschistischen Gruppierungen gekommen.

"Die Grauen Wölfe sind eine faschistische Gruppierung", versicherte Hebein. Diese hätten eine "besorgniserregende Dynamik" erzeugt: "Es war extrem wichtig, dass die Polizei eingeschritten ist." Sie selbst habe der Polizei gesagt, dass sie persönlich vor Ort sein werde, die Exekutive habe auch gewusst, wann sie die Demonstration wieder verlassen habe. Mitmarschiert sei sie nicht.

Die Grünen-Politikerinnen Ewa Ernst-Dziedzic, Birgit Hebein und Berîvan Aslan auf der Kundgebung.

"Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Faschismus hat in unserer Stadt sicher keinen Platz. Ich werde jede Form in Anspruch nehmen, um gegen Faschismus aufzutreten", stellte Hebein klar. Sie forderte Maßnahmen und verwies auch auf das Rechtsextremismuspaket der Bundesregierung – das sie kenne, weil: "Ich habe es verhandelt."

FPÖ fordert Rücktritt

Die FPÖ brachte am Donnerstag einen Misstrauensantrag gegen Hebein ein, der erwartungsgemäß abgelehnt wurde. Wiens blauer nicht amtsführender Vizebürgermeister Dominik Nepp wollte der Grünen-Politikerin ihre Betroffenheit "nicht durchgehen lassen", wie er sagte. Hebein sei mit PKK-Anhängern mitmarschiert, kritisierte er.

Karl Baron, Mandatar des Teams HC Strache, forderte, einschlägige Vereine und Verbände aufzulösen. Neos-Klubobmann Christoph Wiederkehr kritisierte das "politische Hickhack" und befand, es handle sich sowohl um ein Sicherheits- als auch um ein Integrationsproblem. Er sprach sich unter anderem für Demokratieunterricht in Schulen aus.

Der nicht amtsführende ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch befand, dass die Integrationspolitik der Stadtregierung gescheitert sei. Dass die SPÖ den Zugang zu Staatsbürgerschaften erleichtern wolle, sei ebenfalls fahrlässig. Auch das autonome Zentrum Ernst-Kirchweger-Haus ist den Türkisen ein Dorn im Auge. Sie forderten, dessen Besitzverhältnisse zu klären und eine künftige Neuaufstellung zu prüfen.

SPÖ-Mandatarin Martina Ludwig-Faymann bezeichnete die Vorfälle als "klares Sicherheitsthema": "Für gewaltbereite Radikale gibt es die Sicherheitspolitik." Die allermeisten Migrantinnen und Migranten würden Extremismus vehement ablehnen, betonte sie. Die SPÖ forderte mehr Polizei und eine bessere Ausstattung für die Exekutive.

In Favoriten waren vergangene Woche Kundgebungen von linken und kurdischen Aktivisten von türkisch-nationalistischen Gruppierungen attackiert worden. Die Täter – teils Sympathisanten der rechtsextremen Grauen Wölfe – sollen auch für massive Sachbeschädigungen verantwortlich sein. (red, APA, 2.7.2020)