Bad Gastein/Neunkirchen – Die Unwetterserie in Österreich hat sich auch in der Nacht auf Freitag fortgesetzt. Diesmal waren unter anderem Salzburg, Niederösterreich und Tirol betroffen. So haben heftige Gewitter, teils mit Hagel und Starkregen, in mehreren Teilen Salzburgs Schäden verursacht. In Bad Gastein mussten 16 Häuser evakuiert werden, weil der Scheiblingbach bedrohlich angestiegen war. Die 50 Bewohner verbrachten die Nacht in einem Hotel oder bei Verwandten. Weil eine Brücke weggerissen wurde, sind acht Häuser derzeit nur über einen Fußweg erreichbar.
Keller unter Wasser
Gegen 22 Uhr war über dem Gasteinertal ein schweres Gewitter niedergegangen. Aufgrund des heftigen Regens standen in Bad Hofgastein innerhalb weniger Minuten 13 Keller und fünf Tiefgaragen unter Wasser. Während die Feuerwehr noch mit dem Auspumpen beschäftigt war, wurden die Helfer aus Bad Gastein in ihre Gemeinde zurückbeordert, weil dort der Scheiblingbach stark gestiegen war und über die Ufer zu treten drohte, schilderte Feuerwehrkommandant Herbert Stöckl.
16 Häuser, die direkt neben dem Bach liegen, wurden sicherheitshalber evakuiert. 26 Bewohner wurde in einem Hotel untergebracht, 24 weitere fanden bei Freunden oder Verwandten Unterschlupf. Freitagvormittag ging der Wasserstand im Scheiblingbach bereits zurück. "Wenn es gut geht, können die Leute heute wieder in ihre Häuser zurück." Auf jeden Fall müssen seinen Angaben zufolge die beiden Bachsperren rasch ausgebaggert werden, weil diese mit Geschiebe gefüllt wurden.
Der Bach riss auch eine Brücke weg, weshalb acht dahinter liegende Häuser derzeit mit dem Auto nicht erreichbar sind, so Stöckl. Die Bewohner können aber über den Gasteiner Höhenweg zu Fuß in den Ort, allerdings mit einer Gehzeit von rund einer Stunde, sagte der Feuerwehrchef.
Bahnstecke bis wohl Montag gesperrt
In Bad Hofgastein trat der Wiedner Almbach über die Ufer und verlegte die Gleise der ÖBB-Tauernbahn, die daraufhin gesperrt werden musste. Sie bleibt voraussichtlich bis kommendem Montag unterbrochen, teilten die Bundesbahnen am Nachmittag mit. Am Vormittag wurde damit begonnen, die Strecke mit schwerem Gerät von Geröll und Schlamm zu räumen.
Die Gleise sind auf einer Länge von rund 400 Metern durch Geröll verlegt und teilweise auch unterspült worden. Der genaue Sachschaden kann derzeit noch nicht beziffert werden. Für Reisende wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Fahrgäste werden gebeten, in diesem Bereich rund 30 Minuten mehr Reisezeit einzuplanen.
Starkregen sorgte für Probleme
Auch in anderen Teilen Salzburgs kam es durch Starkregen zu kleinräumigen Überschwemmungen, so etwa in Mittersill, wo die Pass-Thurn-Straße gleich an mehreren Stellen unter Wasser stand. Auf der Passhöhe schoss das Wasser von einem Hang in ein Hotel und flutete im Keller mehrere Räume. Es entstand erheblicher Schaden.
Insgesamt vermeldete das Landesfeuerwehrkommando 101 Unwettereinsätze, bei denen gut 500 Helfer von 16 verschiedenen Feuerwehren im Einsatz standen.
"Riesige Wassermassen" in Willendorf
Auch im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen hat ein Unwetter am Donnerstagabend zahlreiche Schäden verursacht. Nach Angaben von Bezirkskommandant Josef Huber sorgte eine regionale Gewitterzelle für überflutete Keller und Hangrutschungen. Rund 200 Mitglieder von 23 Feuerwehren standen bis in die Nachtstunden im Einsatz, für Freitagvormittag waren Aufräumungsarbeiten geplant.
Am stärksten betroffen war Huber zufolge der Ort Dörfles in der Gemeinde Willendorf, wo "riesige Wassermassen" registriert wurden. In einer Senke in der Nähe eines Reitstalls wurden mehrere Häuser überflutet. Das Wasser sei in diesem Bereich "mit leistungsstarken Pumpen" beseitigt worden, sagte Huber.
Die B26 war von Sieding (Gemeinde Ternitz) bis Puchberg wegen mehrerer Hangrutschungen vorübergehend nicht passierbar. Wie auch Medien berichteten, beseitigte die Straßenmeisterei mit Baggern das Geröll von der Fahrbahn. Gesperrt war auch die Schneebergbahn. "Das war eine Sicherheitsmaßnahme, aufgrund der Regenmassen musste die Strecke beobachtet werden", betonte Huber.
Auch Tirol betroffen
Auch in Tirol mussten die Einsatzkräfte nach einem heftigem Gewitter mit starken Regenfällen Donnerstagabend ausrücken. Hauptbetroffen waren das Brixental im Unterland sowie Mittelgebirgsgemeinden rund um Innsbruck wie Aldrans und Rinn. Keller wurden überflutet, da und dort gingen kleinere Muren auf Straßen ab. Die Leitstelle zählte rund 60 Einsätze, berichtete der ORF Tirol. (APA, red, 3.7.2020)