Vor allem in der Stadt Hebron steigen die Infektionszahlen – daran ändern auch die Checkpoints nichts.

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In der ersten Welle kamen die palästinensischen Gebiete noch glimpflich davon. Die neue Infektionswelle seit Ende Juni schlägt dagegen umso heftiger zu: In nur zwei Wochen hat sich die Zahl der bestätigten Covid-19-Infektionen in den palästinensischen Gebieten vervierfacht, wie ein Bericht der UN-Agentur für humanitäre Hilfe bilanziert. Der Großteil entfällt auf das Westjordanland. Laut WHO lag die Zahl der bisher bestätigten Fälle am Donnerstag im Westjordanland bei 3.023 Infizierten.

Der überwiegende Anteil lebt in der im Süden gelegenen Stadt Hebron. Hebron befindet sich bereits seit einer Woche im Lockdown, nun wurde auch für den Rest des Westjordanlandes ein Lockdown verhängt, der am Freitag in Kraft tritt. Die Ausgangssperren auch durchzusetzen fällt allerdings schwer, da sich die Sicherheitskräfte kaum bewegen können, seit die Palästinenserbehörde ihre Kooperation mit den Israelis, die an hunderten Checkpoints den Reiseverkehr kontrollieren, eingestellt hat. Der Kooperationsbruch hat auch Folgen für die Versorgung der Patienten. Einerseits sind Lieferungen in die Westbank behindert, andererseits fehlt der Verwaltung Geld, weil sich die Palästinenserbehörde weigert, die von Israel für sie eingehobenen Steuereinnahmen zu akzeptieren.

Stadtteile abgeriegelt

Die Infektionen steigen indes weiter dramatisch an. Auch in Israel sind die Zahlen besorgniserregend. Das Land mit derselben Einwohnerzahl wie Österreich steht derzeit bei rund 26.500 bestätigten Fällen, die Kurve zeigt steil nach oben. Allein von Mittwoch auf Donnerstag kamen 966 neue Fälle dazu.

Von einem totalen Lockdown ist man trotzdem weit entfernt, nur einzelne Stadtteile wurden abgeriegelt. Galia Barkai, Abteilungsleiterin im Sheba Medical Center, hält das für gerechtfertigt, fordert von der Politik aber eine eindringliche Kommunikation. Die Menschen hätten "das Vertrauen verloren", dass das Virus tatsächlich so gefährlich sei, wie zu Beginn der ersten Welle verkündet, sagt die Medizinerin. "Sie haben die Patienten an den Beatmungsgeräten ja nicht gesehen." Zuversichtlich stimmt sie, dass die Spitäler in Israel nun besser vorbereitet sind. (Maria Sterkl aus Tel Aviv, 3.7.2020)