Der Presserat fordert bei Berichten über Unfälle Zurückhaltung und Respekt ein. Symbolbild.

Mitte Februar 2020 verunglückte eine Frau in der U6-Station Am Schöpfwerk tödlich. Bei der Berichterstattung über diesen Fall wurde in mehreren Medien Bildmaterial veröffentlicht, auf dem der auf den Gleisen liegende Leichnam der Frau zu sehen ist. Der österreichische Presserat lehnte derartige Veröffentlichungen trotz Verpixelung ab.

Das Selbstkontrollgremium weist darauf hin, dass Unfallopfer besonders schutzwürdig sind und fordert daher bei Berichten über Unfälle Zurückhaltung und Respekt ein.

Kein Informationswert

Die Bilder der Leiche haben keinen Informationswert, sondern befriedigen lediglich die Sensationsinteressen gewisser Leserinnen und Leser, begründet der Presserat in einer Aussendung am Freitag. Der Senat des Selbstkontrollorgans ruft die Medien dazu auf, "die Verbreitung derartiger Bilder in Zukunft zu unterlassen und die Menschenwürde verstorbener Unfallopfer zu achten". Weiters erinnert der Senat daran, "auf den Persönlichkeitsschutz der trauernden Hinterbliebenen Rücksicht zu nehmen".

Schließlich merkt der Senat auch noch kritisch an, dass solches Bildmaterial oftmals von sogenannten Leserreportern bei Unfällen (aber auch bei Verbrechen) im öffentlichen Raum aufgenommen wird. Der Senat appelliert "an die Medien, ihrer Filterfunktion gerecht zu werden und auf dieses Material zu verzichten". Wenn sich die "Leserreporter" in diesen heiklen Situationen nicht zurückhalten, sollten sich dies zumindest die professionellen Medien.

Verein für verantwortungsvollen Journalismus

Der Presserat ist ein Verein, der sich für verantwortungsvollen Journalismus einsetzt und sich mit medienethischen Fragen beschäftigt. Dem Presserat gehören die wichtigsten Journalisten- und Verlegerverbände Österreichs an. Die Mitglieder der Senate des Presserats sind weisungsfrei und unabhängig. (red, 3.7.2020)