Sigmar Gabriel war mehrere Monate als Berater für Tönnies tätig. Dafür erntete er Kritik, gegen die er sich nun wehrt.

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Sigmar Gabriel ist vor allem als ehemaliger SPD-Chef, deutscher Vizekanzler und Wirtschaftsminister bekannt. Nach seiner politischen Karriere – während der er noch ein eher konfliktbehaftetes Verhältnis zu Tönnies hatte – war er aber als Berater tätig und ist es immer noch.

Breit gefächertes Tätigkeitsfeld

Er ist etwa Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Bank, sitzt im Unternehmensbeirat von Deloitte, und er war von 1. März 2020 bis Ende Mai als Berater für Tönnies tätig – also jenes Fleischunternehmen, das nicht nur wegen eines Corona-Ausbruchs unter den Mitarbeiten in die Schlagzeilen kam. Gabriel verteidigt nun im "Spiegel" sein Engagement für Tönnies: "Ich kann an dem Beratungsverhältnis mit einem großen Arbeitgeber nichts Problematisches erkennen. Tönnies macht nichts Verbotenes."

Und er auch nicht, zumindest was die Einhaltung der 18 Monate dauernden Zwangspause zwischen einem politischen Amt und dem Einstieg in die Privatwirtschaft betrifft. Da setzt er in seiner Verteidigung auch gleich an: "Wozu machen wir eine Cooling-down-Phase, in der man als Ex-Politiker nichts machen darf, wenn man danach noch so behandelt wird, als sei man im Amt?" 10.000 Euro soll Gabriel monatlich bei Tönnies als Honorar bezogen haben, "viel Geld für normale Menschen", wie er zugibt, "aber in der Branche ist das kein besonders hoher Betrag. Ich bin kein Politiker mehr." Als Lobbyarbeit habe er seine Tätigkeit für Tönnies nie begriffen. (red, 3.7.2020)