Die Sexarbeitsbranche war besonders hart von den Corona-Maßnahmen betroffen.

Foto: APA/Pablo Gianinazzi

Seit drei Tagen dürfen Bordelle, Laufhäuser und ähnliche Einrichtungen wieder geöffnet haben. Nun kündigte das Gesundheitsministerium an, auch Sexarbeiterinnen gezielt auf das Coronavirus zu testen.

Schon seit Wochen – seit sich ausgehend von einem deutschen Schlachtbetrieb ein Corona-Cluster gebildet hat – kündigt die Regierung an, verstärkt in prekären Wohn- und Arbeitsbereichen zu testen. Das erfolgt im Rahmen sogenannter Screening-Programme, wie es sie auch etwa in Altersheimen oder der Hotellerie bereits gibt, kommende Woche soll damit gestartet werden.

Darunter fällt auch die Sexarbeit, bestätigt nun das Gesundheitsministerium. "Wie die PCR-Tests innerhalb des Screening-Programms ausgestaltet sind, hängt natürlich auch vom jeweiligen Bereich ab", heißt es dazu gegenüber dem STANDARD.

Empfehlungen für Sexarbeiterinnen und Kunden

Dem voraus gingen Empfehlungen des Gesundheitsministers, die in mehreren Sprachen auf der Website des Sozialministeriums veröffentlicht wurden. Darin wird etwa nahegelegt, dass an Orten, an denen Sexarbeit stattfindet, Informationmaterial aufliegen soll. Außerdem wird empfohlen, dass es "eine Möglichkeit zur vertraulichen Angabe von Kontaktdaten der Kund*innen (zum Beispiel E-Mail-Adresse oder Telefonnummer)" geben soll. Diese Empfehlung gilt auch für Partys oder Hochzeiten.

Außerdem soll Desinfektionsmittel vor Ort sein, Kunden und Sexarbeiterinnen wird nahegelegt, nach jeder Dienstleistung zu duschen, ebenso sollen Matratzenbezüge nach jedem Gebrauch gewechselt werden. Sexspielzeug soll nicht geteilt werden, außerdem sollen beide beteiligten einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Das Gesundheitsministerium rät außerdem von Gruppensex ab, der Körperkontakt soll auf das notwendige Maß beschränkt werden. Und: "Sexarbeiter*innen werden ermutigt, den Gesundheitszustand ihrer Kund*innen vor Beginn der Dienstleistung zu überprüfen und im Falle der Wahrnehmung von Symptomen jedenfalls auf die Durchführung der Sexdienstleistung zu verzichten."

8.000 Sexarbeiterinnen hart von Corona-Krise getroffen

Rund 8.000 Sexarbeiterinnen sind in Österreich registriert. Sie waren von der Corona-Krise finanziell besonders stark betroffen, hatten aber als Selbstständige Anspruch auf Leistungen aus dem Härtefallfonds. In Wien müssen sie sich, um ihrer Arbeit legal nachgehen und damit auf die Hilfsgelder zugreifen zu können, beim Polizeikommissariat registrieren, damit einher gehen etwa regelmäßige verpflichtende Untersuchungen.

Die Kontrolluntersuchungen für den sogenannten Deckel, also die Arbeitserlaubnis, wurden jedoch Corona-bedingt ausgesetzt, seit 8. Juni sind sie wieder möglich. Viele Frauen müssen diese nun nachholen – bis dahin können sie nicht arbeiten. Brancheninsider berichten von Wartezeiten bis Ende August. (APA, elas, 3.7.2020)