LASK-Trainer Valerien Ismael (li) und WAC-Coach Ferdinand Feldhofer werden sich am Sonntag nicht begegnen. Das Match der Linzer gegen die Wolfsberger um Platz drei ist ein Fernduell.

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Linz/Salzburg/Wolfsberg/Wien/Graz/Hartberg – Nur zu gern hätte der LASK zum Saisonabschluss um den Titel kämpfen wollen. Doch weil die Linzer innerhalb eines Monats vieles verspielten, geht es im Heimspiel gegen Meister Salzburg am Sonntag (17.00 Uhr) "nur" noch um Platz drei. Im Fernduell mit dem WAC hat der LASK dabei einen Punkt Vorsprung und es also in eigener Hand, den Fixplatz in der Europa-League-Gruppenphase zu holen.

Mit dem unerlaubten "Corona-Training" samt vergeigtem Meistergruppenstart ließ der LASK erst die Meisterchance, am vergangenen Mittwoch beim 1:3 gegen Rapid auch den Titel des "Vize" sausen. Aus einem finanziellen Blickwinkel betrachtet, halb so schlimm. Denn der Dritte hat einen Platz in der EL-Gruppenphase sicher, während der zweite zwar die Chance auf die Champions League – aber auch ein frühes Aus hat. Es geht am Sonntag also um Millionen. Als Dritter müsste man – abgesehen vom noch ausstehenden EL-Achtelfinalrückspiel gegen Manchester United am 5./6. August – erst am 22. Oktober ins internationale Geschehen einsteigen. In der CL-Quali ginge es hingegen bereits am 25./26. August los.

Ungewohnte Erfahrungen für Ismael

Dass man die Trümpfe im Kampf um Platz drei noch in der Hand hat, ist auch dem WAC zu verdanken, der am Donnerstag beim 3:3 in Hartberg zwei Punkte "herschenkte". So oder so waren es für den erfolgsverwöhnten LASK-Coach Valerien Ismael in den vergangenen Wochen ungewohnte Erfahrungen. "Wir waren in der Meistergruppe nicht in der Lage, die wichtigen Spiele zu gewinnen. Das fühlt sich momentan nicht gut an", sagte der Franzose, dessen Truppe nun zumindest im Finish eine kleine Wiedergutmachung leisten kann.

Salzburg, das sich im Gegensatz zum LASK von Beginn der Corona-Pause an stark für eine Saisonfortsetzung machte, kann sich im Prinzip alles erlauben. Doch für die "Bullen" ist ihr Werk, das in den bisherigen neun Runden der Meistergruppe sieben Siege und zwei Remis ausweist, noch nicht erledigt. "Die Jungs verstehen, dass das Spiel sehr wichtig ist. Es benötigt nicht viel Motivation. Ich hatte mehr Sorgen für das Spiel gegen Sturm in Sachen Motivation. Wir wollen unsere Saison auf richtig gute Art beenden", sagte Trainer Jesse Marsch. "Der WAC hat uns letzten Sonntag zum Titel verholfen (mit 1:0-Sieg gegen LASK, Anm.), jetzt können wir dem WAC helfen."

WAC benötigt gegen Rapid Schützenhilfe

Drei Tage nach dem bitteren 3:3 in Hartberg muss der WAC im letzten Saisonspiel gegen Vizemeister Rapid am Sonntag (17.00) nicht nur selbst gewinnen, sondern auch auf Schützenhilfe Salzburgs gegen den LASK hoffen. Einen Zähler liegen die Kärntner hinten, der Punktverlust in Hartberg nagte vor allem an der psychischen Substanz. Trainer Ferdinand Feldhofer scheint vor allem als Psychologe gefragt.

"Direkt nach dem Spiel waren die Spieler schon geknickt", erzählte Feldhofer von den Momenten nach dem Abpfiff am Donnerstag in Hartberg. Da hatte sein Team im Finish erst auf 3:2 erhöht (86.), fast postwendend den Ausgleich kassiert und in der Nachspielzeit just durch Goalgetter Shon Weissman einen Elfer verschossen. Mit einem Sieg wäre man vor den LASK geklettert, so benötigt man Schützenhilfe. "Jetzt müssen wir hoffen, dass Salzburg auch in der letzten Partie im Meister-Play-off ungeschlagen bleibt", betonte der Coach.

Feldhofer verzichtet auf Spekulationen

Für ihn sei die Lage ohnehin nicht so schlecht. "Wir haben das kurz angesprochen und abgehakt. Wir haben uns ja das Ziel gesetzt, dass wir im Finale noch eine Chance auf Platz drei haben wollen – und die haben wir." Dass die Luft bei Rapid draußen sein könnte oder der "Vize" mit einer starken Rotation kommen könnte, darüber zerbricht er sich nicht den Kopf: "Die Überlegung gibt es nicht, das ist alles reine Spekulation." Das Torverhältnis spräche bei Punktegleichheit wohl für den LASK. Ein Remis gegen Rapid wird für die Kärntner also zu wenig sein. "Wir wissen, was wir am Sonntag zu tun haben", betonte Feldhofer.

Rapid, das nach wie vor zahlreiche verletzte Spieler vorgeben muss, gelobte, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. "Wir werden das Spiel sicher ernst nehmen, denn als Rapidler willst du sowieso jede Partie gewinnen", betonte Kapitän Stefan Schwab, der eine veränderte Aufstellung erwartet.

Rapid im Genussmodus

Für Trainer Dietmar Kühbauer, der seinen bisher größten Erfolg als Coach einfuhr, soll neben Einsatz auch ein gewisser Genussfaktor eine Rolle spielen. "Es ist nach dem Mittwoch eine absolute Erleichterung spürbar gewesen, weil der Stress in den letzten Wochen für alle Beteiligten hoch war", erklärte der 49-Jährige. "Die Mannschaft hat Großartiges geleistet, Platz zwei ist ein Riesenerfolg für uns alle."

Die aktuelle Saisonbilanz spricht bei zwei Remis und einem Sieg von Grün-Weiß leicht für Rapid. Der Dreipunkter wurde am 14. Juni beim 2:1 im Allianz-Stadion geholt, davor konnten die Hütteldorfer allerdings fünf Spiele in Folge gegen die "Wölfe" nicht gewinnen. Rapid hat in der Liga auswärts gegen den WAC von 14 Spielen (1-7-6) nur ein einziges Match für sich entschieden: Am 31. Mai 2015 siegten die Wiener im Lavanttal 5:0. WAC-Trainer war damals Kühbauer.

Steirer-Derby in Graz

Im letzten Steiermark-Derby der Saison sind die Rollen klar verteilt. Für Gastgeber Sturm Graz geht es darum, sich mit Anstand aus der Saison zu verabschieden, der Umbruch wirft dabei schon seine Schatten voraus. Hartberg kann das Spiel als Aufwärmübung vor dem Play-off um das letzte Europacup-Ticket gegen Austria oder Altach sehen. Im Mittelpunkt steht die Zukunft von Markus Schopp.

Als gebürtiger Grazer kickte der Hartberg-Coach schon in der Jugend des SK Sturm. Als Mittelfeldspieler in der goldenen Ära unter Trainer Ivica Osim startete er vom Arnold-Schwarzenegger-Stadion ausgehend seine europäische Wanderjahre, die ihn erst zum Hamburger SV und wieder zurück, dann später auch zu Brescia Calcio in die Serie A führten.

Schopp auch in Graz Thema

Mit seiner alten Liebe Italien bringt ihn auch ein breit rezepiertes Gerücht in Verbindung: Der 46-Jährige soll in Gesprächen über einen Posten im Betreuerteam des AC Milan sein, wobei er dies am Donnerstagabend nach dem turbulenten Heim-3:3 gegen den WAC dementierte. Naheliegender im wahrsten Sinne wäre tatsächlich ein Wechsel zu Sturm Graz, wo Schopp nach seiner aktiven Karriere auch bereits Trainer der zweiten Mannschaft sowie Interimstrainer war.

Dort ist nach dem Abschied von Nestor El Maestro Bedarf nach einem neuen sportlichen Dirigent groß. Für Kurzzeit-Chef Thomas Hösele steht am Sonntag (17.00 Uhr) die vorerst letzte Partie an. "Es war eine tolle Erfahrung, diese zehn Tage mit den Profis zu arbeiten. Ich freue mich aber, in Hinkunft wieder Talente an die Kampfmannschaft heranführen zu können", sagte er. Hösele erhofft sich einen "positiven Abschluss nach einer verkorksten Saison."

Schopp: "Noch einmal alles reinhauen"

Beim Liga-Fünften Hartberg wertet man das Remis gegen den WAC als Bestätigung der Moral. "Gegen so eine Mannschaft noch einen Punkt zu holen, ist bestimmt kein Nachteil von der mentalen Seite her", meinte Schopp. "Wir werden jetzt regenerieren und dann schauen, dass wir am Sonntag noch einmal alles reinhauen." Danach steht – was in diesen Zeiten eine neue Erfahrung ist – eine ganze Woche Wartezeit zur Verfügung bis zum nächsten Spiel. Gegen die Austria oder Altach spielt man am 11. Juli zunächst auswärts, dann am 15. Juli in Hartberg um die Europacup-Premiere. (APA, red, 3.7.2020)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen der 32. Runde der Fußball-Bundesliga am Wochenende (alle Spiele live Sky Sport):

Sonntag – Meistergruppe:

LASK – Red Bull Salzburg (Pasching, Raiffeisen-Arena, 17.00 Uhr, SR Weinberger). Bisherige Saisonergebnisse: 2:2 (h), 3:2 (a), 1:3 (a)

LASK: Schlager – Wiesinger, Trauner Filipovic – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Frieser, Klauss, Tetteh

Ersatz: T. Gebauer – Ramsebner, Reiter, Haudum, Andrade, Raguz, Balic, Müller

Es fehlen: Wostry (Adduktoren), Goiginger, Potzmann (beide nach Kreuzbandriss)

Salzburg: Coronel – Farkas, Onguene, Wöber, Ulmer – Okugawa, Ashimeru, Junuzovic, Okafor – Adeyemi, Daka

Ersatz: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Vallci, Mwepu, Szoboszlai, Koita, Hwang, Berisha

Es fehlen: Bernede (Knöchel-OP), Walke (Fingerprellung), Camara (Knie)

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Wolfsberger AC – SK Rapid (Wolfsberg, Lavanttal-Arena, 17.00 Uhr, SR Harkam). Bisherige Saisonergebnisse: 1:1 (a), 2:2 (h), 1:2 (a)

WAC: Kofler – Novak, Baumgartner, Rnic, Schmitz – Jojic, M. Leitgeb, Liendl, Wernitznig – Weissman, A. Schmidt

Ersatz: Kuttin – Gollner, Gölles, Stratznig, Schöfl, Holzer, Sprangler, Schmerböck, Dieng

Es fehlt: Schmid (Adduktoren)

Rapid: Gartler – Stojkovic, Greiml, Hofmann, Auer – Velimirovic, Schwab – Demir, Knasmüllner, Fountas – Kara

Ersatz: Knoflach – Petrovic, Ullmann, Schick, D. Ljubicic, Grahovac, Ibrahimoglu, Arase, Kitagawa

Es fehlen: Strebinger (Rückenprobleme), Barac (Trainingsrückstand), Murg (Knieverletzung), Sonnleitner (Muskelfaserriss), Dibon (Kreuzbandriss), Schobesberger, Szanto, Wunsch, Schuster (alle rekonvaleszent)

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SK Sturm Graz – TSV Hartberg (Graz, Merkur Arena, 17.00 Uhr, SR Kijas). Bisherige Saisonergebnisse: 0:1 (a), 3:1 (h), 2:1 (a)

Sturm: Siebenhandl – Hierländer, Jäger, Geyrhofer, Trummer – C. Leitgeb – Röcher, Kiteishvili, Jantscher – Huspek, Friesenbichler

Ersatz: Schützenauer – Donkor, Zettl, Shabanhaxhaj, Amoah, Bacher, Krienzer

Es fehlen: Ljubic, Balaj (beide gesperrt)

Hartberg: Swete – Lienhart, Huber, Luckeneder, Rasswalder – Heil, Schantl, Cancola, Gabbichler – Dossou, Ried

Ersatz: Sallinger – Rotter, Klem, Dante, Nimaga, Kröpfl, Tadic

Es fehlen: Ostrak (Muskelverletzung), Lema (rekonvaleszent nach Kreuzbandriss)