Foto: Del Rey

Max Brooks: "Devolution. A Firsthand Account of the Rainier Sasquatch Massacre"

Wer hätte das gedacht: "World War Z"-Schöpfer Max Brooks ist vom Zombie auf den Bigfoot gekommen. Zwar gibt es in den nordamerikanischen Wäldern nicht genug der riesenhaften Menschenaffen, um noch einmal die gesamte Zivilisation untergehen zu lassen. Aber es reicht für eine kleine Vorzeige-Ökosiedlung voller Quinoa-essender politisch korrekter Hipster, die sich plötzlich im mittleren Segment der Nahrungskette wiederfinden. Ein großer blutiger Spaß!

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Foto: Hirnkost

Hans Jürgen Kugler & René Moreau (Hrsg.): "Der grüne Planet"

Die Menschheit flüchtet ins All, die Erde verwandelt sich in eine venusartige Höllenwelt, ein fehlgeleiteter Haushaltsroboter spult auch nach dem Verschwinden der Menschen noch seine alten Routinen ab und eine ökobewusste Zukunftsgesellschaft entdeckt fatalerweise die Liebe zum Motorsport wieder: Die deutsche SF-Anthologie "Der grüne Planet" versammelt 23 Kurzgeschichten zum Thema Klimawandel und gewinnt dem Thema einige unerwartete Aspekte ab.

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Foto: Heyne

Stephen Baxter: "Artefakt. Sternenpforte"

In einer Parallelwelt, in der Richard Nixon zum Wohltäter wurde und Neil Armstrong auf dem Mond gestorben ist, stürzt ein Raumfahrer ab und wird in Kälteschlaf versetzt. Er erwacht Jahrhunderte später in einer klimagewandelten Welt – und muss erst mal die Nachricht verdauen, dass seine Frau, die längst tot sein müsste, gerade eine Botschaft vom Marsmond Phobos geschickt hat. Einmal mehr entwirft Stephen Baxter ein abenteuerliches Science-Fiction-Puzzle, und Altfans des Autors dürfen sich besonders freuen: Besagter Raumfahrer ist nämlich niemand anderer als der legendäre Reid Malenfant aus der "Multiversum"-Reihe.

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Foto: Titan Books

Tim Lebbon: "Eden"

Unterschwellig unheimlich wie Jeff VanderMeers "Annihilation", aber zugänglicher geschrieben ist das jüngste Werk von Tim Lebbon. Der Inhalt: Für das größte Umweltschutzprojekt aller Zeiten wurden weltweit riesige "jungfräuliche Zonen" eingerichtet, deren Bewohner abgesiedelt wurden, um die Natur sich selbst zu überlassen. Doch wie ein Kritiker des Projekts anmerkte: Eine Jungfrau kann man nicht werden. Und so stellt ein Grüppchen Extremsportler beim Lauf durch die Eden-Zone fest, dass hier nicht unbedingt die idyllische Vergangenheit wiederauflebt, sondern sich eher eine menschenfeindliche Zukunft vorbereitet.

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Foto: Heyne

John Marrs: "The Passengers"

Als hätte Agatha Christie das Drehbuch von "Speed" geschrieben: Ein Hacker lässt acht Menschen von ihren selbstfahrenden Autos entführen und bringt diese auf Kollisionskurs. Und während nach und nach jedes der Opfer ein dunkles Geheimnis aus seiner Vergangenheit preisgeben muss, kann die ganze Welt das Drama live im Internet mitverfolgen. Es ist ein ultrazynisches Szenario, das John Marrs hier entwirft – und ein höchst unterhaltsames.

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Foto: Carl Hanser Verlag

Niklas Maak: "Technophoria"

Selbstfahrende Autos spielen auch hier eine wichtige Rolle – und dazu Smart-Homes, Biometrie-Apps und andere verkappte Datenkraken. Das sind die Tücken der Technik, mit denen Niklas Maak seinen Protagonisten wie einen Monsieur Hulot des neuen Jahrtausends ringen lässt; den inhaltlichen Rahmen liefert ein megalomanisches Projekt, einen Teil der Sahara zu fluten. Ein mit Verve geschriebenes Smart-Book über die Gefahren von Smart-Technologien.

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Foto: Orbit

M. R. Carey: "The Book of Koli"

Haben eigentlich irgendjemandem die Orks leid getan, die auf Nimmerwiedersehen in dem mobilen Wald vor Helms Klamm verschwunden sind? Nun, vielleicht fühlen die Leser ja mit ihren eigenen Artgenossen mehr mit. M. R. Carey, der uns einst mit dem Zombie-Pilz aus "The Girl With All the Gifts" das Gruseln gelehrt hat, liefert hier eine weitere Coming-of-Age-Geschichte ab. Schauplatz ist eine Zukunft, in der gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere die Dörfer der letzten Menschen belagern. Denen stellt sich nun ein jugendlicher Held entgegen, "unterstützt" von einem skurrilen Helferlein: einem Super-iPod, der voller unnützem Wissen über die untergegangene Popkultur steckt.

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Foto: DAW

David Gerrold: "Hella"

Alles ist größer in Texas? Wer das sagt, hat den Planeten Hella noch nicht gesehen, wo Flora und Fauna derart atemberaubende Dimensionen haben, dass Godzilla nur ein Mitläufer wäre, und wo "Wetter" eine verniedlichende Umschreibung für "meteorologische Katastrophe" ist. Und dennoch haben sich hier menschliche Kolonisten niedergelassen und mit Respekt vor der fremden Natur auch gut eingelebt. "Tribbles"-Erfinder David Gerrold liefert mit seinem Roman die detaillierteste und spannendste Beschreibung eines fremden Planeten seit langem ab – so ähnlich muss man im 19. Jahrhundert in Büchern über exotische Länder versunken sein.

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Foto: Braumüller

Christian Mähr: "Carbon"

Die Apokalypse beginnt in Vorarlberg. Unaufhaltsam schießen überall Farn- und Schachtelhalmwälder aus dem Boden, als wäre die Welt ins Karbonzeitalter zurückgekehrt. Die Folge: restlose Überforderung der ansässigen Bevölkerung. Dass Christian Mähr auch noch märchenhafte Elemente einbringt, ist vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Aber die Grundidee, einen typischen SF-Plot mit dem Personal eines Provinzkrimis ablaufen zu lassen, liefert einige zum Schreien komische Momente.

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Foto: Rowohlt

Wolf Harlander: "42 Grad"

Lieber den überraschend kühlen Sommer, den wir heuer in Mitteleuropa erleben, als den, den der deutsche Autor Wolf Harlander hier an die Wand malt: Seit Monaten hat es nicht geregnet, das Grundwasser versiegt und sogar der Rhein trocknet aus. Durst, Waldbrände, Seuchen, Unruhen und Massenflucht versetzen den Kontinent in Agonie. Doch ein kleines Fähnlein tapferer Protagonisten fahndet nach den Ursachen der Katastrophe – und muss feststellen, dass es nicht ausschließlich natürliche sind.

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Ich glaube, es gab noch nie eine Rundschau, in der sich derartig viele Pflanzenranken über die Cover geschlängelt haben! Nach dieser gewissermaßen mit dem grünen Daumen getippten Ausgabe gehen wir nächsten Monat thematisch wieder etwas mehr in die Breite. Paul McAuley hat eine künstliche Welt mit mächtig viel Sense of Wonder erschaffen, Robert Sawyer seinen Namensvetter Oppenheimer, den "Vater der Atombombe", in einen alternativen Geschichtsverlauf versetzt, und und und. Die genaue Zusammensetzung der nächsten Ausgabe(n) steht zwar noch nicht fest, aber Material gibt's genug. (Josefson, 18. 7. 2020)