Kitzbühel – Dominic Thiem ist sozusagen der Gastgeber. Neben dem Österreicher treten ab Dienstag in Kitzbühel sieben weitere Tennisprofis beim Einladungsturnier "Thiems 7" an. Die Veranstaltung ist mit 300.000 Euro Preisgeld dotiert. 500 Zuschauer sind am Center-Court zugelassen. Wolfgang Thiem, Vater des Weltranglisten-Dritten, ist für die sportlichen Belange zuständig. Um eine sichere Abwicklung des Turniers kümmern sich andere. Und das ist, wenn man so will, ein echter Glücksfall.

"Mir ist lieber, es gibt ein paar Corona-Fälle mehr, aber dafür werden ein paar Tausend Euro für eine Kinderkrebsklinik gesammelt", wurde Vater Thiem zuletzt in der Presse zitiert. Turnier-Geschäftsführer Florian Zinnagl pflegt einen weniger entspannten Umgang mit der Pandemie. "Wir spannen ein riesiges Netz. Wir testen alle Spieler und deren Begleitung. Wir testen alle, die sich in der Nähe der Spieler aufhalten. Das Thema Corona umfasst jeden Turnierbereich", sagt der 34-jährige Niederösterreicher.

Dominic Thiem schlägt bei seinem eigenen Turnier auf, der Sieger kassiert 100.000 Euro.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Der Tennissport hat in Kitzbühel einen Ruf zu gewinnen. Die von Novak Djokovic organisierte Adria Tour geriet im Juni zum Fiasko. "Es gilt, die Fehler, die dort passiert sind, zu vermeiden", sagt Zinnagl. In Belgrad wurde auf Hygiene- und Abstandsregeln gepfiffen. Man umarmte sich, man gab sich volksnah, man tanzte die Nacht durch. Die Videos der Partytiger verbreiteten sich über die sozialen Medien, die Musikauswahl spiegelte die Einstellung der Tennisprofis wider: "A little party never killed nobody."

Entschuldigungen

Das Ergebnis der Sause ließ nicht lange auf sich warten. Novak Djokovic wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Ebenso sein Trainer Goran Ivanisevic. Zuvor hatte es schon den Bulgaren Grigor Dimitrow, den Kroaten Borna Coric und den Serben Viktor Troicki erwischt. Dominic Thiem und der Deutsche Alexander Zverev blieben verschont. Es folgten jede Menge Entschuldigungen, Geld wurde gespendet, der Schaden aber war bereits angerichtet. Internationale Medien sprachen von einer "Horrorshow".

Auch das Nachtleben von Kitzbühel hat seine Verlockungen. Muss man die Profis im Hotelzimmer anketten? "Nein, der Tennissport ist stark sensibilisiert. Die Spieler haben die negative Berichterstattung nach der Adria Tour mitbekommen und wissen, was sich gehört", sagt Zinnagl. Man könne nicht vor dem Hotel Wache stehen. "Wir sehen uns nicht als Oberlehrer. Wir können Sportlern nicht sagen, was sie zu tun haben. Das sind erwachsene Menschen, sie haben dementsprechend Verantwortung zu tragen."

Turnier-Geschäftsführer Florian Zinnagl: "Wir sehen uns nicht als Oberlehrer. Wir können Sportlern nicht sagen, was sie zu tun haben."
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Die Zuseher werden beim Kauf ihrer Tickets namentlich erfasst: "Es gibt nur zugewiesene Plätze. Wir müssen wissen, wer wo sitzt. Im Falle des Falles muss alles nachvollziehbar sein." Im Bezirk Kitzbühel ist die Pandemie weitgehend unter Kontrolle. In der vergangenen Woche wurde keine einzige Neuinfektion registriert. Dabei soll es auch bleiben. Zinnagl: "Tirol ist zu Beginn nicht gut dagestanden, mittlerweile sieht es besser aus. Die Hotspots liegen in Österreich anderswo."

Zwei Vierergruppen

Gespielt wird in Kitzbühel in zwei Vierergruppen, die jeweils zwei Gruppenbesten bestreiten kreuzweise das Halbfinale, am 11. Juli steigt das Endspiel. In einer Gruppe treten neben Thiem der Russe Andrei Rublev, der Deutsche Jan-Lennard Struff und der Norweger Casper Ruud an. In der anderen Gruppe spielen der Italiener Matteo Berrettini, der Spanier Roberto Bautista Agut, der Russe Karen Chatschanow und der Österreicher Dennis Novak. Es ist also mit sehenswertem Sandplatztennis zu rechnen. Thiem startet am Dienstag gegen Ruud. Sein Match ist als zweites Spiel nach 13 Uhr (live auf Servus TV) angesetzt.

Ab 14. August soll es ernst werden, die Tennis-Tour will ihren Spielbetrieb mit dem Turnier in Washington wieder aufnehmen. Anschließend sind das Masters-1000-Turnier von Cincinnati und die US Open eingeplant. Parallel zur zweiten Woche von New York soll ab 8. September das ATP-Turnier von Kitzbühel stattfinden.

Testlauf

Die Terminkollision macht die Planung nicht einfacher: "Spieler, die bei den US Open scheitern, können sich kurzfristig bei uns anmelden", sagt Zinnagl. Das Thema Sicherheit wird auch in zwei Monaten großgeschrieben sein: "Wir haben jetzt einen kompletten Testlauf. Wir sammeln Erfahrungen. Das kommt uns zugute." (Philip Bauer, 7.7.2020)