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Jack Nichsolson, hier ist er auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1969 zu sehen.

Foto: ORF/ARTE France/Arthur Schatz/The LIFE Picture Collection/Getty Images

Das Gute am Sommer ist, dass er uns gestattet, aus Routinen auszubrechen. "Sommerpause" ermöglicht Ungeahntes, Überraschendes – auch und gerade im Fernsehen. So ließ man sich Sonntagabend gemütlich auf der Couch nieder, um Claudia Reiterer in Im Zentrum beim Arbeiten zuzusehen – und was war stattdessen? Jack Nicholson! Kein schlechter Ersatz (sorry, Frau Kollegin, nicht böse gemeint).

Gezeigt wurde auf dem Talk-Sendeplatz ein französischer Dok.Film über den Hollywoodschauspieler, der gerne als "Ausnahme", "Grenzgänger", "unberechenbar" betitelt wird.

Was zunächst als recht konventionell gestricktes TV-Porträt daherkam – mit Interviewsequenzen von Regisseuren, Filmkritikern, einem Jugendfreund, entwickelte sich zunehmend zu einem interessanten Einblick in Nicholsons Persönlichkeit. So suchte er Ende der 1950er-Jahre verzweifelt nach seinem "Typ". Er fand ihn erst in den 1960er- und 1970er-Jahren, als Nebenrolle in Dennis Hoppers Easy Rider oder als Haupt-Act in Einer flog über das Kuckucksnest von Milos Forman.

Das Unberechenbare, das Grenzgängerische wurde fortan zu Nicholsons Marke. Das blieb über die Jahrzehnte das Berechenbare an ihm. Private Tragödien und Brüche fanden sich in seinem Spiel genauso wieder wie die permanente (und vergebliche) Suche nach innerem Frieden. Die seidige Erzählstimme von Martina Gedeck rundet die Doku ab.

Enttäuschend ist der lapidare Schluss: Heute scheint Jack Nicholson ein einsamer alter Mann zu sein. Mehr gab’s offenbar nicht zu sagen. (Petra Stuiber, 6.7.2020)