Marko Feingold beschäftigt die Salzburger Politik auch nach seinem Tod.

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Der Vorstoß von Grünen, Neos und KPÖ, die nach dem oberösterreichischen Landeshymnendichter und Antisemiten Franz Stelzhamer benannte Straße im Salzburger Andräviertel nach dem im September 2019 verstorbenen Holocaust-Überlebenden und langjährigen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Marko Feingold, zu benennen, sorgt in der Salzburger Stadtpolitik für gehörigen Wirbel. ÖVP, SPÖ und FPÖ signalisierten bei einem eiligst einberufenen Treffen der Kultursprecher aller Gemeinderatsfraktionen am Dienstag zwar ihre Bereitschaft, Marko Feingold mit einer Straßen- oder Platzbenennung zu ehren, eine Zustimmung zur Umbenennung der Stelzhamerstraße ist jedoch im Gemeinderat nicht mehrheitsfähig.

Dass die Stelzhamerstraße überhaupt zur Debatte steht, liegt neben der antisemitischen Schlagseite des Heimatdichters nicht zuletzt an deren Lage: Sie befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Salzburger Synagoge. Hanna Feingold, Witwe von Marko Feingold und aktuell Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, hatte sich wiederholt für die Umbenennung der Straße ausgesprochen.

Verzögerung

Für die Gemeinderatssitzung am Mittwoch zeichnet sich damit bestenfalls ein Wohlmeinungsbeschluss für eine Marko-Feingold-Straße ab, konkreter wird es aber sicher nicht werden. Damit haben ÖVP, SPÖ und FPÖ die Debatte fürs Erste einmal vom Tisch und können auf Vorschläge der zuständigen Fachbeamten aus dem Ressort von Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) warten.

Die Neos haben jedenfalls bereits einen leichen Schwenk vollzogen: Statt der Stelzhamerstraße könne man ja auch beispielsweise die Karolinenbrücke im Stadtteil Nonntal nach Feingold benennen.

Nazi-Straßennamen

Hanna Feingold erneuerte indes im STANDARD-Gespräch ihren Wunsch nach einer Marko-Feingold-Straße. Die Benennung eines Platzes oder einer Brücke reiche nicht, die hätten nämlich keine Adresse oder Anschrift, das wäre ein reines Placebo. Die Umbenennung der Stelzhamer-Straße in Feingold-Straße hingegen finde als Symbol gegen den wieder erstarkten Antisemitismus ihre volle Unterstützung. Kritische Worte findet sie auch zu den vielen Straßennamen in Salzburg, mit welchen NS-Sympathisanten und Mitläufer geehrt würden. Diese seien nicht "die Vorbilder", die unserer Gesellschaft brauche.

Die Debatte um die über 40 nationalsozialistisch belasteten Straßennamen dauert in Salzburg bereits Jahrzehnte an. Vor allem die SPÖ hat wiederholt und erfolgreich Anträge auf Umbenennungen verhindert. Ein für Ende 2020 angekündigter Bericht der Kulturabteilung dürfte wohl ebenfalls zu keiner Umbenennung führen. (Thomas Neuhold, 8.7.2020)