Weißes Haus, Rosengarten, 29. Mai: Donald Trump verkündet den Austritt, Außenminister Pompeo hört zu.

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Washington/New York – Die USA haben die UNO offiziell vom Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kenntnis gesetzt. Die Ankündigung, die am 6. Juli 2021 wirksam werde, sei bei UNO-Generalsekretär António Guterres eingereicht worden, sagte ein hoher Regierungsbeamter am Dienstag in Washington. Ein Sprecher von Guterres in New York bestätigte den Schritt.

Guterres prüfe derzeit gemeinsam mit der WHO, ob die Voraussetzungen für einen solchen Austritt vorlägen, sagte UNO-Sprecher Stephan Dujarric. Eine der Voraussetzungen ist, dass die USA alle ausstehenden Beiträge an die WHO gezahlt haben.

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Kündigungsfrist läuft

Das Land ist seit dem 21. Juni 1948 WHO-Mitglied. In der damaligen Resolution des US-Kongresses zum Beitritt zur WHO hieß es, dass die USA sich das Recht für einen Rückzug vorbehielten – allerdings mit einer zwölfmonatigen Kündigungsfrist.

Der WHO-Austritt wird somit erst nach dem Ende von Trumps erster Amtszeit wirksam. Sollte der Rechtspopulist die US-Präsidentenwahl im November verlieren, scheidet er am 20. Jänner 2021 aus dem Amt.

Trump hatte den Austritt schon Ende Mai verkündet. Seine Entscheidung, die Zusammenarbeit mitten in der Pandemie zu beenden, hatte weltweit Kritik ausgelöst. Trump macht der WHO schwere Vorwürfe im Umgang mit der Pandemie: Er beschuldigt die UNO-Sonderorganisation, zu spät über die Gefahr des Coronavirus informiert zu haben und unter Chinas Kontrolle zu stehen.

Mehrfach verwies er darauf, dass die USA mehr Geld an die Organisation zahlten als China. Er machte die in Genf ansässige Organisation mitverantwortlich für die hohe Anzahl der Toten. Die WHO habe sich zudem notwendigen Reformen verschlossen. Der US-Präsident beschuldigt zudem China, die weltweite Verbreitung des Coronavirus nicht verhindert zu haben, und droht mit Konsequenzen.

Beiträge eingefroren

Trump hatte die WHO-Beiträge bereits im April eingefroren und damit international Kritik auf sich gezogen. Die USA waren bisher wichtigster Geldgeber. In diesem Jahr sollten die Beiträge eigentlich knapp 116 Millionen Dollar (102,43 Mio. Euro) betragen.

Anders als andere europäische Länder übte Österreich keine offene Kritik an Trumps WHO-Austrittsankündigung. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) betonte Ende Juni in einem Interview mit der australischen Zeitung "Sydney Morning Herald", dass Europa kein "Spiel der Schuldzuweisungen" gegen Peking wolle. Zugleich begrüßte er den Vorstoß des australischen Premierministers Scott Morrison, wonach die WHO die Rolle Chinas in der Pandemie untersuchen solle.

Biden will wieder beitreten

Trumps demokratischer Widersacher bei der Präsidentschaftswahl, Joe Biden, hat indes angekündigt, dass die USA unter ihm der Organisation wieder beitreten würden, gewinnt er die Wahl. Da der Austritt ohnehin erst in einem Jahr in Kraft treten würde, wäre ein sofortiger Wiedereintritt unter Biden wohl kein Problem.

Biden werde die "Führungsrolle" der USA auf der Weltbühne wieder herstellen, versprach der frühere Vizepräsident im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Amerikaner sind sicherer, wenn die USA sich für die Stärkung der weltweiten Gesundheit einsetzen."

Trump steht in der Coronakrise schwer unter Druck, das schlägt sich auch in Umfragen zur Präsidentschaftswahl nieder, in denen er hinter Biden zurückliegt. Der Republikaner hatte die Gefahr lange heruntergespielt. Kritiker werfen ihm vor, mit seinem Feldzug gegen die WHO und China von eigenen Versäumnissen ablenken zu wollen. Insgesamt sind in den USA nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität mehr als 130.000 Menschen infolge einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben, fast drei Millionen Infektionen wurden bereits nachgewiesen. (APA, 7.7.2020)