Der Alternativtitel "20-Jähriger trifft in Heimspiel für Club aus Franken" wurde für zu langweilig befunden.

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Nürnberg – Fabian Nürnberger fiel dem neuen Trainer Michael Wiesinger um den Hals, dann klatschte der Doppel-Torschütze mit dem so passenden Namen jeden Mitspieler lächelnd ab. "Das war ein guter Zeitpunkt, um meine ersten Tore als Profi zu machen", meinte der 20-Jährige nach dem klaren 2:0 (2:0) des 1. FC Nürnberg im Relegations-Hinspiel gegen den FC Ingolstadt. Dank des verdienten Erfolgs hat der Club nun beste Chancen, den Absturz in die 3. Liga zu verhindern.

"Wir sind im Kurztrainingslager noch einmal extrem heiß gemacht worden", sagte Nürnberger mit Blick auf das Retter-Duo Wiesinger und Marek Mintal, das erst zehn Tage zuvor auf den geschassten Trainer Jens Keller gefolgt war. Auch Torhüter Christian Mathenia lobte im ZDF: "Sie sind in unsere Herzen gekommen. Die Woche war sehr von Emotionen geprägt, und das hat man heute gesehen."

Matchwinner nach Corona

Besonders bei Nürnberger, der im März noch positiv auf das Coronavirus getestet worden war, fruchtete die Motivation: Seine Treffer in der 22. und 45. Minute machten den Unterschied. Vor dem Rückspiel am Samstag (18.15 Uhr/Amazon, DAZN, ZDF) warnte der Matchwinner aber: "Im Fußball hat man die verrücktesten Dinge gesehen. Deswegen bleiben wir klar im Kopf."

Das galt auch schon im Hinspiel, das Nürnberg noch höher hätte gewinnen müssen. Der neunmalige deutsche Meister, der in seiner 120-jährigen Vereinsgeschichte nur in der Saison 1996/1997 drittklassig gewesen war, wirkte im Vergleich zu den letzten Spielen unter Keller wie verwandelt.

Chancen auf mehr

Die Franken können sich höchstens vorwerfen, aus der Überlegenheit vor allem in der ersten Halbzeit und vielen Chancen nicht noch mehr gemacht zu haben – Mikael Ishak (4.) und Nürnberger (66.) trafen noch Latte und Pfosten. Die starke Leistung sollte dem Club Mut machen für das Rückspiel bei den heimstarken Ingolstädtern, die im Max-Morlock-Stadion kaum gefährlich wurden und in der Abwehr bisweilen überfordert waren.

Der Club wirkte wenig überraschend frischer als die Schanzer, die erst am Samstag ihr letztes Drittliga-Spiel bestritten und dabei den direkten Aufstieg im Fernduell mit den Würzburger Kickers um zwei Minuten verpasst hatten.

Nürnberg gelang nicht alles, die Leidenschaft war immer zu spüren gegen ermattet wirkende Gäste, die bereits im vergangenen Jahr ebenfalls unter Trainer Thomas Oral in der Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden am Aufstieg in die 2. Liga gescheitert waren. Gelungen war Ingolstadt der Sprung aus der 3. Liga dagegen 2010 – damals unter dem Trainer Michael Wiesinger. (sid, 7.7.2020)