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Die Oberösterreicherin Elisabeth Reichart ist die diesjährige Preisträgerin des Veza-Canetti-Preis: Zu den bisherigen zählen Olga Flor, Sabine Gruber, Ilse Kilic, Lydia Mischkulnig, Petra Ganglbauer und zuletzt Rosa Pock.

Foto: Marko Lipus / picturedesk.com

Wien – Der diesjährige Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien geht an die aus Oberösterreich stammende Autorin Elisabeth Reichart. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und würdigt das Lebenswerk gegenwärtiger Autorinnen.

"Seit ihrem viel beachteten Roman-Debüt 'Februarschatten' (1984) über die sogenannte 'Mühlviertler Hasenjagd' übt Elisabeth Reichart in ihrem an vielfältigen Erzählformen reichen Werk immanente Kritik an gesellschaftlichen Gewaltstrukturen, die sie nicht zuletzt in interfamiliären Repressionen und gewaltgeprägten Geschlechterbeziehungen sichtbar macht", heißt es in der Begründung, die der APA vorliegt. "Souverän und dennoch an die Grenzen des Sagbaren tastend, vollzieht Reichart eine stete Suchbewegung zwischen der Innen- und Außenwelt ihrer Figuren, um das oft seit Generationen Verschüttete und Verschwiegene erkennbar zu machen."

Elisabeth Reichart wurde 1953 in Steyregg (OÖ) geboren. Sie studierte Geschichte und Germanistik an den Universitäten Salzburg und Wien und promovierte 1983 als Historikerin mit einer Arbeit über den Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft im Salzkammergut. Seit 1982 lebt sie als freie Schriftstellerin in Wien. 1992 leitete sie das neu gegründete AutorInnenlabor im Kunstverein "Alte Schmiede", 1994 war sie Writer in residence am Allegheny College in Meadville, Pennsylvania, 1995 und 2007 an der Bowling Green State University, 2002 am Dickinson College in Carlisle, Pennsylvania und 2005 am Grinnell College, Iowa. Als Gastprofessorin lehrte Elisabeth Reichart 1999 und 2004 an der Universität Nagoya in Japan.

"Februarschatten", "Fotze" und "Lauras Plan"

Die Autorin schreibt Lyrik, Prosa, Theaterstücke, Hörspiele und Kinderbücher. Ein wichtiges Thema ihrer Werke ist das Fortwirken der nationalsozialistischen Vergangenheit. Neben "Februarschatten" erschienen u.a. "Fotze" (1993), "Lauras Plan" (2004), "Die unsichtbare Fotografin" (2008) und "Die Voest-Kinder" (2011). Reichart erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Rauriser Förderungspreis (1982), den Theodor-Körner-Preis (1985) sowie das Elias-Canetti-Stipendium (1995-1996). 1997 las sie im Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis, im selben Jahr wurde sie mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur geehrt. 2000 erhielt sie den Literaturpreis der Salzburger Wirtschaft sowie den Anton-Wildgans-Preis. 2015 folgte der Preis der Stadt Wien für Literatur.

Der Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien wird seit 2014 verliehen. Er ist nach der Wiener Schriftstellerin Veza Canetti (1897-1963) benannt, "da sie eine Vielzahl literarisch wirkender Frauen repräsentiert, die in der literaturwissenschaftlichen Kanonbildung vernachlässigt sind", wie es heißt. Zu den bisherigen Preisträgerinnen zählen Olga Flor, Sabine Gruber, Ilse Kilic, Lydia Mischkulnig, Petra Ganglbauer und zuletzt Rosa Pock. (APA, 8.7.2020)