Ein Flug mit dem Privatjet mag zwar bequem sein, für die Ökobilanz ist er aber ein Desaster.

Foto: Imago

Der Weg ist noch weit. Bis 2030 müssen die jährlichen Pro-Kopf-Emissionen weltweit auf 2,5 bis 3,3 Tonnen CO2-Äquivalente sinken, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. In weiten Teilen der Welt ist das noch lange nicht der Fall. In der EU, die für ein knappes Viertel des weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich ist, liegt der Wert je Einwohner und Jahr im Schnitt bei 8,2 Tonnen CO2 – und ist damit viel zu hoch, um den globalen Temperaturanstieg möglichst bei 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter einzudämmen.

Dabei tragen nicht nur einzelne Länder besonders viel zum Anheizen der Klimakrise bei, wie eine aktuelle Studie der britischen Cambridge University verdeutlicht, sondern vor allem eine kleine Gruppe von Menschen, die unverhältnismäßig viel emittiert. Demnach verursacht ein "superreicher Haushalt" mit zwei Personen im Jahr rund 130 Tonnen CO2. Besonders deren Jetsetter-Leben fällt schwer ins Gewicht. Global gesehen liegt der Pro-Kopf-Ausstoß hingegen nur bei rund 3,4 Tonnen CO2.

Österreich ist nicht dabei

In der Studie der Umweltexperten Diana Ivanova und Richard Wood wurde der ökologische Fußabdruck von rund 275.000 Haushalten in verschiedenen Mitgliedsstaaten ermittelt. Um diesen Haushaltsfußabdruck zu berechnen, wurden Haushaltsausgaben mit Angaben zum Treibhausgasausstoß verglichen. Für die Analyse wurden Datensätze in 26 EU-Ländern herangezogen, Österreich ist aufgrund mangelnder Daten allerdings nicht dabei. Demnach verursachen die zehn Prozent der Bevölkerung mit dem größten Pro-Kopf-Fußabdruck rund 27 Prozent des gesamteuropäischen Fußabdrucks. Die mittleren 40 Prozent sind für 47 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, die untersten 50 Prozent nur für 26 Prozent.

Studienautorin Ivanova versucht, die Studie vereinfacht zu erklären: "Stellen Sie sich vor, die Emissionen in der EU wären ein großer Müllhaufen." Demnach würden zehn Prozent der Bevölkerung mehr Müll erzeugen als 50 Prozent der Einwohner zusammen. Die schlimmsten Verschmutzer würden gar 22-mal so viel Abfall produzieren, wie sie eigentlich dürften, schreibt die Wissenschafterin auf Twitter.

Gemeint ist damit jener Anteil der Haushalte, der pro Jahr und Kopf knapp 55 Tonnen CO2 verursacht. Dabei fällt vor allem das Reiseverhalten der Großverschmutzer schwer ins Gewicht. Rund 40 Prozent der von ihnen erzeugten Emissionen entstehen durch Flugreisen, rund 21 Prozent gehen auf Reisen auf dem Landweg zurück.

Starkes Gefälle

Der durchschnittliche CO2-Ausstoß variiert nicht nur zwischen Haushalten stark, sondern auch quer durch die Union. Die Wissenschafter haben untersucht, wie viel Prozent der Haushalte weniger als 2,5 Tonnen CO2 pro Person und Jahr emittieren. Dabei ergibt sich ein starkes Gefälle. In Rumänien verursacht mehr als die Hälfte der Bevölkerung weniger Emissionen als notwendig wären, um das Pariser Klimaziel zu erreichen. In Ungarn, Lettland und Kroatien ist das bei einem Fünftel der Haushalte der Fall; in Deutschland, Irland, Griechenland und Luxemburg ist es gerade einmal ein Prozent.

Mehr Klimagerechtigkeit ist eine der zentralen Forderungen der "Fridays for Future".
Foto: APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Insgesamt ist der Pro-Kopf-Ausstoß von nur fünf Prozent der EU-Haushalte im Einklang mit den Pariser Klimazielen, schreiben die Autoren. Dabei gibt es eine starke Korrelation zwischen dem ökologischen Fußabdruck der Haushalte und deren Einkommen, sagt Ivanova zum STANDARD. Während der einkommensschwächere Anteil der Bevölkerung deutlich weniger zur Verstärkung der Klimakrise beiträgt, sind die Ärmsten von der Klimakrise aus Sicht der Studienautoren "oft am stärksten betroffen".

Big Spender

Es ist nicht das erste Mal, dass in einer Studie Einkommen und Umweltverbrauch miteinander in Verbindung gebracht wurden. Das deutsche Umweltbundesamt hat vor einigen Jahren eine ähnliche Erhebung veröffentlicht. Auch damals lautete die Conclusio: Wer mehr Geld hat, verbraucht meist mehr Energie und Ressourcen. Spannend ist dabei, dass Menschen mit einem hohen Umweltbewusstsein nach Angabe der Studienautoren nicht zwangsläufig eine gute persönliche Ökobilanz haben.

"Menschen aus einfacheren Milieus, die sich selbst am wenigsten sparsam beim Ressourcenschutz einschätzen und die ein eher geringeres Umweltbewusstsein haben, belasten die Umwelt hingegen am wenigsten", kommentierte das Umweltbundesamt. Für die Studie wurde unter anderem der Pro-Kopf-Gesamtenergieverbrauch ermittelt. Im Mittel hatte die unterste Einkommensgruppe einen halb so hohen Energieverbrauch wie jene mit hohem Einkommen. (Nora Laufer, 9.7.2020)