In einem Gasthaus in Wien-Donaustadt stapeln sich schon die Gastrogutscheine samt zugehörigen Rechnungen. Einlösen konnte sie der Wirt bisher nicht. Ein zur Unterstützung herbeigeeilter Vertreter der Wirtschaftskammer erkennt am Mittwochvormittag das Problem: ein Bedienungsfehler. Das Einreichen der Gutscheine wurde elektronisch nicht abgeschlossen. Betretene Blicke des Personals, bevor die Erleichterung überwiegt. Das Geld sollte dann zumindest bald fließen.

Trotz anfänglicher Skepsis etlicher Gastronomen hat sich die Gutscheinaktion der Stadt Wien bisher bewährt.
Foto: Christian Fischer

Die meisten befragten Gastronomen berichten hingegen mehrheitlich von reibungslosen Abläufen. Etwa Alexandra Richter, Betreiberin des Gasthauses Zur Gruabn in Wien-Landstraße. Die Gutscheinaktion laufe gut, sagt sie, die Stadt würde das Geld für eingelöste Beislbons rasch überweisen. Einen Missbrauchsfall habe es gegeben, ein 25-Euro-Gutschein aus Wien-Floridsdorf konnte nicht eingelöst werden. "Darauf werden wir in Zukunft besser aufpassen", sagt Richter.

Falsche Annahmen

Was sie bemängelt, ist der mitunter schlechte Informationsstand der Gäste darüber, was mit dem Gutschein abgerechnet werden kann. "Manche glauben, wir bekommen die Differenz zwischen Rechnung und Gutschein als Trinkgeld", sagt die Gastronomin. Eine falsche Annahme, Gäste müssen Trinkgeld aus eigener Tasche berappen.

Nicht bewahrheitet haben sich die Befürchtungen von Gerhard Müller, der in der Innenstadt das Gasthaus Zum Holunderstrauch führt: Die Handhabe der Gutscheine sei wider Erwarten "halb so wild", die Abwicklung laufe reibungslos, Missbrauch ist Müller bisher nicht untergekommen, das Geld werde von der Stadt pünktlich überwiesen. Unter dem Strich zieht der Gastronom eine positive Zwischenbilanz der bis Ende September laufenden Gutscheinaktion: "Eine Initiative, dass man Leute ins Wirtshaus bringt, ist eine gute Sache." Eine kleine Einschränkung bringt Müller doch noch an: "Es kommen nur Stammgäste." Die durch die Gutscheinaktion in Aussicht gestellten neuen Kundenschichten seien in seinem Lokal nicht erschienen.

Erfreute Systemgastronomie

Bezahlen kann man mit den Wiener Beislbons auch in der Systemgastronomie wie den insgesamt 51 Restaurants der Burgerkette McDonald’s in der Stadt. "Das Feedback von unseren Franchisenehmern war in den ersten Tagen durchaus positiv", berichtet Sprecher Wilhelm Baldia. Einer davon ist Rudolf Ringhofer, der in Wien drei Restaurants mit rund 160 Mitarbeitern betreibt. Er empfindet die Initiative als super und nach dem Corona-Lockdown, während dessen die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt wurden, als sehr hilfreich. Probleme habe es nicht gegeben – viele hätten den Gutschein vor Ort im Kreis der Familie verbraucht, andere hätten Ware mit nach Hause genommen.

Wem bisher kein Gutschein per Post zugestellt wurde, der kann unter wienergastrogutschein.at Ersatz unter Angabe der Wohnadresse anfordern. Wurde der mit dieser Adresse verknüpfte Bon noch nicht eingelöst, wird binnen zweier Wochen ein neuer zugestellt. Bisher wurden etwa 7000 Ersatzgutscheine verschickt, heißt es auf Anfrage von der Stadt Wien. (Alexander Hahn, 10.7.2020)