Für seine Aussagen zum Autopiloten und den Selbstfahrtechnologien von Tesla hat Elon Musk bereits viel Kritik einstecken müssen.

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Eine Reihe von Firmen – sowohl Neueinsteiger als auch etablierte Autokonzerne – forschen an einem großen Ziel: selbstfahrende Autos. Sie sollen uns schneller ans Ziel bringen, dabei die Umwelt schonen und viele Unfälle vermeiden helfen.

Während viele Experten schätzen, dass es noch mindestens ein Jahrzehnt dauern wird, ehe Pkws wirklich soweit sind, ohne menschlicher Steuerung zuverlässig durch den Verkehrsdschungel zu finden. Auch Waymo, das zu Googles Mutter Alphabet gehört und einer der Pioniere in diesem Feld ist, geht davon aus, dass man noch "viele Jahre" auf menschliche Fahrer angewiesen sein werde. Doch die selbstfahrende Zukunft liegt laut Elon Musk deutlich näher. Der Tesla-Chef hat angekündigt, dass man "sehr knapp" davor sei, Autos der Autonomiestufe 5 bauen zu können, berichtet Bloomberg.

Grundlagen für Vollautonomie noch heuer fertig

Stufe 5 bedeutet laut der Definitionen europäischer und amerikanischer Verkehrsbehörden Vollautonomie. Das Auto ist alleinig dafür verantwortlich, die Umgebung zu beobachten und Insassen unter allen Licht- und Witterungsbedingungen, die auch menschlichen Fahrern zumutbar sind, sicher ans Ziel zu bringen.

"Ich bin zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr die grundlegenden Funktionalitäten für Autonomie der Stufe 5 fertig entwickelt haben", erklärte Musk in einer aufgezeichneten Videobotschaft im Rahmen der World AI Conference in Schanghai. "Es gibt keine fundamentalen Herausforderungen mehr auf dem Weg zu Stufe 5." Allerdings gebe es noch "viele kleine Probleme", die man lösen müsse, um die Lösungen schließlich zu einem Gesamtsystem zusammenzusetzen.

Immer wieder Kritik an Tesla-Werbung

Was Tesla-Fans wahrscheinlich erfreut, dürfte aber bei anderen Beobachtern auch für Stirnrunzeln sorgen. Immer wieder wurden Musk und sein Unternehmen dafür kritisiert, zu suggerieren, dass die Autos bereits über Selbstfahrfunktionen verfügten. Dabei geht es insbesondere um den "Autopiloten", das Herzstück der Assistenzfunktionen. So lege schon allein die Bezeichnung nahe, dass sich das Auto selbst steuere, obwohl es sich eigentlich nur um eine teilautonome Hilfsfunktion handle, während deren Verwendung der Fahrer weiterhin auf den Verkehr achten sollte.

In den letzten Jahren kam es zu mehreren teils tödlichen Unfällen, bei denen ein Versagen des Autopiloten angenommen wird, auf den sich die Fahrer fälschlicherweise verlassen hatten, worauf sie sich nicht mehr auf die Straße konzentrierten. Dazu versprach Tesla vergangenes Jahr, schon bald innerorts "automatisches Fahren" ermöglichen zu wollen.

Klagen

Seine Werbestrategie muss der E-Auto-Hersteller nun vor Gericht verteidigen. Die Vereinigung der US-Autohändler, NJ Car, reichte im vergangenen Herbst wegen der Werbung für den Autopiloten und anderer Kritikpunkte Klage gegen ihn ein.

Vor einem Monat folgte in Deutschland die Wettbewerbszentrale, ein Selbstkontrollverband der deutschen Wirtschaft. Auch sie wirft Tesla irreführende Werbung vor und hat beim Landgericht München eine Klage eingereicht. (red, 10.7.2020)