Um im Flieger keinen Sitznachbarn mehr zu haben, schlägt das kalifornische Start-up Zephyr Aerospace vor, die Sitze übereinander zu stapeln. Dies ließe sich auch in bestehenden Flugzeugtypen realisieren.

Foto: Zephyr Aerospace

Der Zephyr Seat verfügt über einen Fußteil, der den Vordermann nicht stört, aber jedem die plane Liegeposition ermöglicht.

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Eine zweite aufklappbare, gepolsterte Ablage macht aus dem Sitz ein ebenes Bett.

Foto: Zephyr Aerospace

Fliegen in Zeiten von Corona empfinden viele als Pein. An Bord herrscht generelle Maskenpflicht, erste Airlines (etwa Qatar Airways) machen zusätzlich das Tragen von Gesichtsschilden verpflichtend, und die Nutzung der Handgepäckablagen ist in Italien aus Angst vor Drängeleien momentan verboten. Social Distancing an Board ist dennoch mit Widersprüchlichkeiten behaftet. Gegen das Freilassen von Sitzen entscheiden sich die meisten Airlines aus Gründen der Wirtschaftlichkeit.

Wobei sich Experten einig sind: Das Risiko einer Ansteckung im Flugzeug ist sehr gering. Das liegt unter anderem an den Hochleistunspartikelfiltern, mit denen die Kabinenluft fortwährend von Staub, Bakterien und Viren gereinigt wird. Die Wirkung dieser Filter entspricht dem Standard der Filter eines klinischen Operationssaals. Durch die Verwendung dieser speziellen Filter ist die Kabinenluft sauberer als jene, die der Mensch auf der Erde einatmet. Darüber hinaus findet die Luftströmung in Flugzeugen immer von oben nach unten statt. Es gibt keine horizontale Luftströmung.

Weniger Menschen in der Business Class

Für die Zukunft lässt die aktuelle Situation erwarten, dass vor allem die profitable Business Class der Airlines unter Druck gerät. Viele Unternehmen scheinen nun zu überdenken, ob die physische Anwesenheit auf Meetings rund um den Erdball wirklich immer erforderlich ist. Gleichzeitig sind die Bemühungen, die Economy Class durch zaghafte Adaptierung wie mehr Sitzabstand attraktiver zu machen, bislang eher in bescheidenem Ausmaß angenommen worden.

Ein spürbares Upgrade dieser sogenannten Premium Economy Class hat das in San Francisco ansäßige Start-up Zephyr Aerospace vor Augen. Auf der Crowdfunding-Plattform Republic präsentieren sie weit fortgeschrittene Konzepte für alternative Bestuhlung. Eine Variante ihres Zephyr Seat sieht vor, den Platz in der Vertikalen besser auszunutzen. Es gäbe dabei übereinander gestapelte Sitzreihen, die die volle Höhe des Flugzeugrumpfes ausreizen. Dadurch ergeben sich gemütliche Nischen, in denen man weniger vom Sitznachbarn mitbekommt.

Der Doppeldecker-Sitz

Basis dieses "Doppeldeckers" ist immer die Grundform des Zephyr Seat, der an sich schon über eine Besonderheit verfügt. Der Sitz ist so gestaltet, dass eine abgekapselte Fußablage in den Sitz des Vordermanns hineinragt. Zusammen mit einer weiteren hochklappbaren Ablage wird so auf einem Economy-Class-Sitz eine Liegefläche erreicht, die zum Schlafen genutzt werden kann. Klar ist, dass die Gestaltung mehr Platz benötigt als die herkömmliche Bestuhlung. So hätte man dadurch etwa gar keinen unmittelbaren Sitznachbarn, was gerade in Zeiten von Social Distancing auf Interesse stoßen dürfte. Insgesamt wird aber weniger Raum benötigt als in einer klassischen Business Class und die vertikale Anordnung bringt wieder eine gewisse Verdichtung. Gedacht ist das Konzept eben für eine "bessere Economy Class", die engere Variante wird freilich weiter existieren.

Der Sitz ließe sich in bestehenden Flugzeugtypen von Airbus oder Boeing einsetzen, was das rege Interesse an dem Konzept erklärt. Laut Angaben von Zephyr Aerospace führt man bereits Gespräche mit großen Airlines wie Delta, Lufthansa oder British Airways. (Sascha Aumüller, 12.7.2020)