Die Kultur dürfe beim wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas keine Nebensache werden, so der Tenor.

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Brüssel – Abgeordnete des Europaparlaments haben angesichts der Coronavirus-Pandemie mehr finanzielle Unterstützung für den Kultursektor gefordert. Der geplante EU-Wiederaufbaufonds müsse mehr Mittel für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Europa bereitstellen, betonten mehrere EU-Abgeordnete am Freitag in einer Debatte mit Kommissionsvize Margaritis Schinas.

Auch im mehrjährigen EU-Finanzrahmen, der in der kommende Woche bei einem EU-Gipfel verhandelt wird, müsste mehr Geld für die Kultur festgeschrieben werden, appellierten die EU-Parlamentarier bei der ersten Debatte zu diesem Thema im Plenum. Die SPD-Europaabgeordnete Petra Kammerevert kritisierte, weder im Corona-Aufbauprogramm noch im mehrjährigen Finanzhaushalt finde die Kultur richtig Beachtung. Die französische Abgeordnete Salima Yenbou betonte, Kultur dürfe beim wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas keine Nebensache werden. Gerade während der Coronavirus-Pandemie hätten Kulturschaffende in vielen Ländern die Ausgangssperren mit ihrer Arbeit aufgelockert, erklärten mehrere Abgeordnete. Das dürfe nun nicht vergessen werden.

Autoren und Freelancer kamen bisher zu kurz

Die Vorsitzende des Kulturausschusses des Europaparlaments, Sabine Verheyen (CDU), warnte, der Kulturbereich sei besonders hart von der Corona-Pandemie getroffen worden. Beispielsweise Freelancer und Autoren hätten von den bisherigen Hilfsprogrammen kaum profitieren können, da sie zwar niedrige Betriebskosten, dafür aber auch normale Lebenshaltungskosten hätten, die mit den bisherigen Kreditprogrammen nicht gedeckt seien, sagte Verheyen in einem Pressegespräch. Sie forderte auch mehr Mittel für EU-Bildungsprogramme wie Erasmus + und den Ausbau digitaler Schulangebote im mehrjährigen Finanzrahmen.

In den bisherigen Verhandlungen zum EU-Haushalt hatte die EU-Kommission für den Kulturbereich die Bewilligung von Mitteln in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für sieben Jahre vorgeschlagen. Im ursprünglichen Vorschlag von 2018 waren es 1,6 Milliarden gewesen. EU-Vizekommissar Schinas machte bei der Debatte keine großen Hoffnungen auf eine Erhöhung. Der Vorschlag der Kommission, der derzeit auf dem Tisch liege, sei die bestmögliche Option gewesen, so Schinas.

Das Europaparlament will bei seiner Sitzung im September über ein entsprechendes Papier zur Lage der Kultur während Corona abstimmen. (APA, 10.7.2020)