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Nadia Calvino unterlag überraschend bei der Wahl zur Eurogruppen-Chefin.

Foto: AP / Francisco Seco

Madrid – Spanien wittert nach der Wahl des neuen Eurogruppen-Chefs eine Intrige. Die spanische Regierung habe eigentlich die notwendigen zehn der 19 Stimmen zusammengehabt, sagte Wirtschaftsministerin Nadia Calvino am Freitag dem Radiosender SER. Ein Land habe das Versprechen, sie zu wählen, dann aber gebrochen.

Die Sozialdemokratin wäre die erste Frau an der Spitze der Eurogruppe geworden. Sie galt lange als Favoritin, unterlag am Donnerstag aber denkbar knapp im zweiten Wahlgang mit einer Stimme dem konservativen irischen Finanzminister Paschal Donohoe. "Jemand hat nicht das gemacht, was er sagte, dass er tun würde", erklärte Calvino. Konkreter wurde sie nicht.

Angriffe auf Irland

Deutschland, Frankreich, Italien und Portugal hatten sich im Vorfeld mehr oder weniger deutlich für Calvino ausgesprochen. Sie habe von Ländern Unterstützung bekommen, die für mehr als 80 Prozent der Bevölkerung und Wirtschaftskraft in der Eurozone stünden, sagte die Spanierin. Bei der Abstimmung hatten allerdings alle 19 Euroländer nur eine Stimme – Malta war entsprechend genauso einflussreich wie Deutschland.

Donohoe war in der Vergangenheit ein Kritiker steigender Staatsausgaben und Defizite. Er ist außerdem gegen eine europaweite Digitalsteuer, für die beispielsweise Frankreich und Spanien eintreten. Calvino sagte, Irland teile nicht ihre Vision für Europa. Donohoe ist bis Ende 2022 gewählt. Der 45-Jährige ist seit Mitte 2017 irischer Finanzminister. (APA, 10.7.2020)