Wolfgang Sobotka hat im Nationalrat eine spontane, ehrlich gemeinte Rede zu einem wichtigen Thema gehalten. Nicht zu seiner fragwürdigen Rolle im Ibiza-Untersuchungsausschuss.

Es ging um den Simon-Wiesenthal-Preis, der für Leistungen im Kampf gegen den Antisemitismus verliehen werden soll. Preise dieser Art tragen vermutlich etwas zum Kampf gegen den Antisemitismus bei. Und sei es als Ermutigung für die Anständigen, damit sie nicht aufgeben.

Nationaratspräsident Wolfgang Sobotka.
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Kritisch wurde es im Parlament, als die FPÖ den Preis nicht nach Simon Wiesenthal, sondern nach Bruno Kreisky benennen wollte. Dahinter steckt eine alte, üble Geschichte: Wiesenthal deckte auf, dass der damalige FPÖ-Obmann Friedrich Peter in Russland Mitglied bei einer SS-Judenmord-Einheit gewesen war. Kreisky, der durch einen Deal mit Peter erst Kanzler wurde, griff Wiesenthal verleumderisch an. Ein sehr dunkler Fleck auf der Vita eines bedeutenden Politikers.

Die FPÖ will auf diese Weise 45 Jahre später ihren Friedrich Peter "rächen". Das bewog Sobotka zu einer emotionalen Intervention, die in diese Wahrheit mündete: Der Antisemitismus geht (auch) von der Mitte der Gesellschaft aus, und von dort muss er auch bekämpft werden. Durch jedermann. Und sei es, indem man – was den größten Mut erfordert – am Stammtisch widerspricht. Bemerkung: Für solchen moralischen Mut werden keine Preise verliehen. Das sollten sie aber. (Hans Rauscher, 10.7.2020)