Beratungsworkshop gegen Genitalverstümmelung im Sudan.

Foto: APA / AFP / Mohamed El-Sahed

Khartum – Sudans höchstes Gremium, der Souveräne Rat, hat am Freitag ein Gesetz ratifiziert, das Genitalverstümmelung von Frauen unter Strafe stellt. Das Kabinett hatte ein entsprechendes Gesetz bereits Anfang Mai beschlossen. Die Regelung sieht harte Strafen für jene vor, die einen entsprechenden Vorgang an Frauen oder Mädchen vornehmen oder vornehmen lassen. Auch Spitäler, in denen Genitalverstümmelungen vorgenommen werden, können nun geschlossen werden. Der Souveräne Rat, der das Land seit der demokratischen Revolution aus dem Vorjahr übergangsweise führt, teilte mit, die Praxis sei ein Angriff auf "die Würde von Frauen" und werde nun gestoppt.

Premier Abdallah Hamdok sagte, das Gesetz sei ein wichtiger Schritt um die Ziele der Revolution, "Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit", in die Tat umzusetzen. Auch das UN-Hilfswerk Unicef und die Frauenrechtsaktivistin Zeinab Badreddin sprachen von einem wichtigen Akt. Der Weg ist allerdings ein weiter: Laut der Uno werden derzeit neun von zehn Frauen in dem Land zum Opfer der Prozedur. Frühere Bemühungen zu ihrem Verbot hatte die Regierung des nun gestürzten Langzeitmachthabers und Kriegsverbrechers Omar al-Bashir mehrfach gestoppt.

Lebenslange Folgen

In den meisten Fällen werden im Alter von vier oder fünf Jahren Schamlippen oder Klitoris entfernt – manchmal teilweise, in der extremsten Form aber vollständig. Betroffene Mädchen und Frauen erleben danach oft lebensgefährliche Infektionen und Blutungen. Viele sterben bei dem oft unter unhygienischen Umständen durchgeführten Gewaltakt. Viele weitere entwickeln zudem lebenslange chronische Probleme, haben Schmerzen während der Menstruation, beim Urinieren und beim Geschlechtsverkehr sowie Komplikationen bei der Geburt. Die Verstümmelung habe keinerlei gesundheitlichen Nutzen, betont die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Allein in diesem Jahr sind laut dem Bevölkerungsfonds der Uno, UNFPA, 4,1 Millionen weitere Mädchen und Frauen bedroht, verstümmelt zu werden. Insgesamt leben nach Schätzungen mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen mit verstümmelten Genitalien in etwa 30 Ländern. Seit 1997 hätten in Afrika und im Nahen Osten 26 Länder die Praxis verboten, trotzdem bleibt sie weit verbreitet. (red, APA, 11.7.2020)