Roman Putin will mit einer scheinbaren Oppositionspartei in die Duma.

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Ein Putin kommt selten allein. Und so macht sich nun ein Verwandter des Kreml-Chefs auf, die russische Politik aufzumischen. Roman Putin heißt der 42-Jährige, der in der Industriestadt Rjasan, 200 Kilometer südöstlich von Moskau, geboren wurde. Wie sein berühmter Onkel zweiten Grades stammt Putin der Jüngere aus den Reihen des russischen Geheimdienstes. Beim FSB war er ein paar Jahre als Offizier für den Kampf gegen Korruption und später Drogen im Einsatz, ehe er zur Finanzaufsicht in der Stadtverwaltung wechselte.

Nach einem kurzen Intermezzo als Filialleiter beim russischen Telefonanbieter MTS in seiner Heimatstadt Rjasan wurde er erst Sicherheitsberater beim Bürgermeister und später Politikberater für zwei Gouverneure. Als er sich mit einem überwarf, wurde dieser kurz darauf von Präsident Wladimir Putin entlassen. Unmittelbar nach Ende seines Staatsdienstes gründete er die in London registrierte Putin Consulting und wurde Mitbesitzer einer Unternehmensgruppe, die unter anderem im Ölsektor aktiv ist, aber auch reichlich von Staatsaufträgen profitiert – etwa bei einem Projekt mit der Moskauer Stadtverwaltung für den Fährverkehr auf dem Fluss Moskwa.

Ein Nachname, der Vorteile bringt

Obwohl der Familienvater keine engeren Beziehungen zum Präsidenten unterhält, nutzte er den Namen schon öfter für politische und geschäftliche Zwecke aus – etwa bei der Gründung einer Hotline unter dem Namen "Putin-Kontrolle", die er als neues Mittel zur Kontrolle von Beamten positionierte. Während Wladimir Russlands bekanntester Judoka ist, führt Roman den russischen Taekwondo-Verband an.

Nun hat er die Partei "Das Volk gegen Korruption" übernommen. Anfang Juli ließ er sich zum Vorsitzenden wählen und versprach, die Partei bei der Duma-Wahl 2021 mit einer Antikorruptionskampagne, die dem Staat umgerechnet 110 Milliarden Euro an Budget einsparen könne, ins Parlament zu führen. Bislang fristete die Partei eher ein Schattendasein. An der Duma-Wahl 2016 hat sie jedenfalls nicht teilgenommen. Allerdings sickerte zu Jahresbeginn aus der Präsidialverwaltung durch, dass der Kreml an der Aufstellung mehrerer Splitterparteien arbeitet, um die Unzufriedenheit zu kanalisieren und mögliche Protestwähler in die richtige Richtung zu lenken. Ein Korruptionsjäger Putin, der sich zudem in früheren Interviews als "rechtskonservativ" bezeichnet hat, kommt da womöglich gerade recht. (André Ballin, 12.7.2020)