Ist Ihnen womöglich aus der Werbung der Name oder ein Slogan einer Onlineapotheke im Kopf? Wenn ja, dann können Sie in einem Punkt sicher sein: Es handelt sich dabei auf keinen Fall um ein österreichisches Unternehmen – selbst wenn die Internetadresse auf .at enden sollte. Heimischen Apotheken ist es nämlich untersagt, für ihren Onlineshop Werbung zu machen. Das empfinden sie als enormen Wettbewerbsnachteil – und beklagen, dass hauptsächlich ausländische Anbieter vom Onlineboom während der Corona-Krise profitieren.

"Gefundenes Fressen"

Ein Betroffener ist Christoph Hoyer. Er betreibt im oberösterreichischen Schwertberg die Christophorus Apotheke mit 17 Mitarbeitern samt Onlineshop und stößt sich an fehlender Wettbewerbsgleichheit im Internet. Er dürfe nicht einmal mit Zusatzartikeln wie Sonnenschutz werben, während die ausländische Konkurrenz völlig freie Hand habe. "Der österreichische Markt ist ein gefundenes Fressen für internationale Konzerne", betont Hoyer. Damit würden aber auch die damit verbundenen Arbeitsplätze und Steuern ins Ausland wandern.

Auf Österreichs Markt für Onlineapotheken entfallen einem Experten zufolge nur drei Prozent auf heimische Anbieter.
Foto: APA / Helmut Fohringer

Mitschuld an dieser Entwicklung gibt Hoyer der Österreichischen Apothekerkammer, die seiner Ansicht nach nicht im Onlinezeitalter angekommen ist. "Die Kammer blockiert den Fortschritt und möchte Pfründe erhalten", sagt der Apotheker. Allerdings seien trotz der Einschränkungen für österreichische Anbieter Werbung und Preiswettbewerb bei rezeptfreien Medikamenten im Internet längst Realität – und damit auch in Österreich. "Wir müssen uns diesem Wettbewerb stellen", betont Hoyer – doch von der Kammer erhalte er dabei keine Unterstützung.

Kammer auf der Bremse

In der Apothekerkammer igelt man sich ein und pocht auf Einhaltung der Standesregeln. Medikamente und Arzneien seien "Produkte besonderer Art", die man nicht den üblichen Markt- und Preismechanismen unterwerfen sollte. Vielmehr stehe die flächendeckende Versorgung im Mittelpunkt, Werbung mit "Zwei-plus-eins-gratis-Aktionen" soll es in diesem Bereich nicht geben, heißt es auf Anfrage. Allein, die ausländische Konkurrenz lässt sich dadurch im Internet nicht bremsen.

Zwar räumt man in der Apothekerkammer "ein Ungleichgewicht" für österreichische Onlineapotheken ein – sieht jedoch keinen Anlass, daran in absehbarer Zeit etwas zu ändern. Die Vorgaben für die Branche seien in unterschiedlichen Gesetzen geregelt, die man dazu ändern müsste, heißt es dazu.

Insgesamt setzten in Österreich die insgesamt 1380 Apotheken 4,415 Milliarden Euro im Vorjahr um. Wie viel davon oder zusätzlich im Internet an Erlösen generiert wurde, dazu macht die Apothekerkammer jedoch keine Angaben. Seit 2015 ist der Onlineverkauf von rezeptfreien Medikamenten hierzulande erlaubt.

Hohe Geldstrafen

Was es heißt, gegen das Werbeverbot zu verstoßen, das hat die Stern-Apotheke in Wien-Ottakring zu spüren bekommen. In einem Radiospot wies sie im Vorjahr darauf hin, dass die Endung .at bei einer Internetadresse nicht auf eine Apotheke aus Österreich schließen lasse. Die Folge war eine Geldstrafe von "nahezu 40.000 Euro" wegen eines Verstoßes gegen die Berufsordnung für Apotheker, wie der Disziplinarrat der Kammer urteilte.

"Die Regeln der Berufsordnung der Apotheker nehmen daher bewusst eine Schlechterstellung der österreichischen Apotheker gegenüber ausländischen Versandapotheken in Kauf", kritisierte Stern-Gesellschafter Rudolf Mather bereits Anfang März – also knapp bevor der Onlinehandel in der Corona-Krise noch einen weiteren Schub erhalten hat. Mathers Ansicht nach beträgt der Marktanteil ausländischer Anbieter am österreichischen Onlinemarkt bereits 97 Prozent. Sämtliche österreichischen Anbieter müssten sich daher mit den verbleibenden drei Prozent begnügen.

Während in anderen Branchen Digitalisierung und Stärkung des Onlinegeschäfts im 21. Jahrhundert als Gebot der Stunde gelten, drohen österreichische Apotheker im Internet auch weiterhin durch die Finger zu schauen. (Alexander Hahn, 13.7.2020)